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ZKB-Konto für Auslandschweizer:innen: Wie gut ist das Angebot?

Keystone

Die Bankgebühren für Schweizer:innen im Ausland sind wieder im Gespräch. Anlass dafür ist ein Bekenntnis der Zürcher Kantonalbank zu den Auslandschweizer:innen. Doch wie gut sind ihre Konditionen?

Diese Woche hat die Auslandschweizer-Organisation Swisscommunity über eine Partnerschaft mit der Zürcher Kantonalbank informiert, die seit Anfang Jahr besteht. Die drittgrösste Bank der Schweiz zeigt sich neuerdings offen für Auslandschweizer:innen.

Denn diese haben oft Schwierigkeiten, ihre finanziellen Beziehungen mit der Schweiz aufrechtzuerhalten. Die Auslandschweizer-Organisation kämpft entsprechend für bessere Konditionen der Schweizer Auslandbürger:innen bei heimischen Banken – seit Jahren.

Mit der Zürcher Kantonalbank gibt es nun eine zweite Partnerschaft mit einer Schweizer Bank. Sie folgt auf jene von 2017, welche die Auslandschweizer-Organisation mit der Genfer Kantonalbank abgeschlossen hat.

Für US-Kunden nicht geeignet

Was taugt die Lösung? Die Zürcher Kantonalbank biete Auslandschweizer:innen ähnliche Bankdienstleistungen wie den im Inland lebenden Schweizer:innen an, heisst es in der Mitteilung, und dies zu «attraktiven Konditionen», wird versprochen.

Wie die Konditionen exakt aussehen, gab die Bank nun auf Anfrage bekannt.

«Weltweit gibt es kein Betragsminimum für die Kontoeröffnung», sagt Ina Gammerdinger, Sprecherin der ZKB. Für vermögende Kunden dürfte auch die Staatsgarantie der ZKB attraktiv sein: Ihre Einlagen sind damit auch in unbeschränkter Höhe versichert.

Es bestehen aber Einschränkungen, vor allem für Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer mit Domizil in den USA. Wie stark diese Restriktionen sind, wollte die Bank auch auf Nachfrage von swissinfo.ch nicht erläutern. «Die ZKB kommentiert das verfügbare Dienstleistungsangebot für Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer mit Domizil USA nicht, da für diese Kunden grössere Einschränkungen bestehen», hält sie lediglich fest.

Gegenüber einer interessierten Auslandschweizerin schrieb die ZKB in einer Mail, das swissinfo.ch vorliegt: «Aufgrund der erhöhten regulatorischen Anforderungen für US-Personen beträgt das Mindestvermögen CHF 250’000.– für eine Kontoeröffnung.»

Auch falls der Wohnsitz in einem vom SECO sanktionierten Land liegt, könne keine Geschäftseröffnung bei der Zürcher Kantonalbank erfolgen, teilt die Bank weiter mit – also beispielsweise Sudan, Belarus oder Iran (eine Länderliste findet sich hierExterner Link).  Die Eröffnung eines Kontos müsse zudem stets in der Schweiz erfolgen.

Es gibt günstigere Lösungen

Und was ist mit den Kosten? Die «Basisgebühr International» beträgt laut ZKB 360 Franken pro Jahr. Dazu kommen 100 Franken pro Jahr für den obligatorischen Steuerreport, plus 12 Franken pro Privatkonto, also im Minimum 472 Franken. Das ist viel im Vergleich zu den 124 Franken bei der Genfer Kantonalbank – und viel mehr als die 60 Franken, welche Inlandkunden für das günstigste ZKB-Konto bezahlen. Zudem ist das neue Angebot kaum attraktiver, als das vor zwei Jahren. Damals hat swissinfo.ch die verschiedenen Angebote von Schweizer Banken einem Vergleich unterzogen.

Hier die Tabelle:

swissinfo.ch

Andere Banken bleiben also günstiger, etwa Raiffeisen oder die Migros Bank. In Sachen Marketing hat die ZKB ihre Hausaufgaben jedoch gemacht. Für Auslandschweizer:innen hat sie eigens eine spezifische WebseiteExterner Link aufgeschaltet, auf der sie diese als neue Kund:innen willkommen heisst. In der Mitteilung zur Partnerschaft sagt der ZKB-Verantwortliche zudem: «Wir sind überzeugt, dass wir damit den Bekanntheitsgrad innerhalb der Auslandschweizer-Community steigern können.» Auch das klingt sehr nach Marketing.

Der Unmut bleibt

In der geschlossenen Facebook-Gruppe «Swiss abroad», in der sich Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer über allerlei austauschen, ist das neue Angebot darum ein vielkommentiertes Thema. Der Tenor gegenüber der ZKB – und anderen Schweizer Banken – ist tendenziell kritisch.

«Die ZKB zwang mich, meine Konten zu schliessen, die ich hatte, seit ich 15 war. Sie ist also weit unter meinem Radar», schreibt ein Nutzer.

Ein anderer: «360 Franken pro Jahr und dennoch während Jahren der Online-Zugriff blockiert. Jetzt habe ich wieder Zugriff, weil ich nach drei Jahren wieder mal in der Schweiz war. Und dann haben sie auch noch 100 Franken für ein PDF verlangt, das ich für die Steuern brauchte!»

Einträgliche Partnerschaft

Der Unmut vieler Auslandschweizer:innen über die hohen Gebühren bei Schweizer Banken scheint also kaum behoben.

Für die Auslandschweizer-Organisation ist die Partnerschaft ein Meilenstein. «Wir lösen damit ein grosses Problem», sagt Direktorin Ariane Rusticchelli. Nachdem die Bankenproblematik auf politischem Weg nicht gelöst werden konnte, verfüge man nun über zwei Partnerschaften mit «guten Konditionen». «Es sind Banken, die wirklich bereit sind, mit Auslandschweizer:innen ins Geschäft zu kommen – trotz ihren hohen Compliance-Aufwänden», sagt Rustichelli und verweist auf das grosse Netzwerk der Kantonalbanken, das sich den Kunden damit eröffnet.

Bereits 2021 wurde unter ASO-Präsident Filippo Lombardi mit einigem Brimborium eine Lösung angepriesen, die sich als weitgehend untauglich erwies: eine Partnerschaft mit der Digitalbank Yapeal. Die ASO erhielt von Yapeal dafür 50’000 Franken.

Für die meisten Auslandschweizer:innen blieb das Angebot aber uninteressant, weil Yapeal seine Dienste nur in den unmittelbaren Nachbarländern der Schweiz anbot. Zudem war es auch dort nicht möglich, von einem ausländischen Konto Geld auf ein Yapeal-Konto zu überweisen.

*Dieser Artikel wurde am 3.2.2023 erstmals publiziert. Am 6.2.2023 wurde er ergänzt mit detaillierten Angaben zu den Kontoführungsgebühren und der Mindesteinlagen-Anforderung, die für US-Kunden gilt. 

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