Zurück in die Schule: Eine Auslandschweizer-Familie gibt Tipps
Familie Stankowski lebte seit 2018 auf den Philippinen – und ist nun für die Ausbildung ihrer Kinder in die Schweiz zurückgekehrt. Seit August gehen Noel und Micha in Ittigen im Kanton Bern zur Schule. Die Familie und die Lehrpersonen ziehen Bilanz über einen unüblichen Schulanfang.
«Noel und Micha haben sich auf die Rückkehr in die Schweiz gefreut, obwohl sie nicht genau wussten, was sie erwartet, da sie einen grossen Teil ihres Lebens auf den Philippinen verbracht haben», sagt ihre Mutter Barbara Stankowski.
Sie und ihr Mann Simon sind seit Juni 2023 mit den beiden Kindern wieder in der Schweiz, nachdem sie fünf Jahre lang in Manila gelebt hatten. Die Familie fühlt sich in der Gemeinde, in der Barbara Stankowski seit Oktober als Pastorin tätig ist, sehr gut aufgenommen.
Simon Stankowski hat eine Stelle als Lehrer im Oberaargau gefunden. Dreieinhalb Tage pro Woche unterrichtet er unbegleitete minderjährige Asylsuchende.
Die Stankowskis sind jedoch in erster Linie wegen der Ausbildung ihrer Kinder in die Schweiz zurückgekehrt. Ihre Söhne Noel und Micha besuchen nun schon seit mehreren Wochen den Unterricht in der Schweiz.
Ein paar Hindernisse
Zu Hause halten sich die beiden Jungen ziemlich bedeckt, was ihr Leben in der Schule angeht. «Keine Neuigkeiten, gute Neuigkeiten», sagt Barbara Stankowski lächelnd. Die Eltern stellen jedoch fest, dass ihre Söhne gerne in die Schule gehen und dies ihrem Alltag einen Rhythmus verleiht, der ihnen bei der Wiedereingliederung hilft.
«Ich war überrascht, wie schnell Micha sich integriert hat. Er hat sehr schnell Freunde gefunden», sagt seine Lehrerin Michelle Wittwer.
Noel, der von Natur aus eher zurückhaltend ist, brauchte mehr Zeit, um seinen Platz zu finden. Seine Klassenkameraden sind schon lange in der gleichen Klasse und kennen sich daher gut. Doch nun ist es dem Jungen gelungen.
Nach Schulbeginn waren weitere Anpassungen nötig: «Noel war es nicht mehr gewohnt, in einer Klasse mit 20 Schülern und einem Lehrer zu sein, er musste lernen, sich zu gedulden», sagt sein Lehrer Damian Howald.
Wittwer sagt: «Micha hielt sich die Hände vor die Ohren. Es war zu laut für ihn und er konnte sich nicht konzentrieren.» Aufgrund der Covid-19-Pandemie hatten die beiden Jungen den Grossteil ihrer Schulzeit auf den Philippinen zu Hause verbracht.
Da die Stankowskis deutschsprachig sind, haben Noel und Micha keine Probleme mit der Sprache in Ittigen.
Noel hat während seiner Zeit auf den Philippinen allerdings kein Französisch gelernt, weshalb er eine Stunde pro Woche Nachhilfe erhält. In den anderen Fächern haben die Jungen keine besonderen Schwierigkeiten.
Barbara und Simon Stankowski kehren für die Ausbildung ihrer beiden Söhne Noel und Micha in die Schweiz zurück. Wir begleiten sie bei diesem Abenteuer. Dank des Tagebuchs der Familie können wir die wichtigsten Etappen der Rückkehr mit Ihnen teilen. Zudem geben wir Tipps, wie Stolpersteine bei der Einschulung der Kinder nach der Rückkehr in die Schweiz vermieden werden können.
Das Glück des Auswanderns
Ihr Auslandsaufenthalt bringt den beiden Schülern auch einige Vorteile: Noel und Micha verfügen über eine gute Allgemeinbildung und für ihr Alter sehr gute Geografiekenntnisse, wie die beiden Lehrkräfte betonen. Ausserdem sprechen sie bereits gut Englisch.
Ihre Geschichte hat auch die Neugier ihrer Mitschüler geweckt. «Micha hat viel über die Philippinen gesprochen und zum Beispiel erklärt, dass nicht alle Kinder auf der Welt lesen und schreiben können», sagt Michelle Wittwer.
Damian Howald ist überzeugt: «Durch das Leben im Ausland haben sie eine andere Perspektive auf die Welt bekommen, und das ist ein grosser Vorteil.» Barbara und Simon Stankowski teilen die Ansicht, dass man durch interkulturelle Erfahrungen lernt, sich an verschiedene Umgebungen anzupassen.
Tipps für einen reibungslosen Start ins neue Schuljahr
Der Lehrer von Noel ist überzeugt, dass die Unterstützung der Eltern für die bestmögliche Integration der Kinder unerlässlich ist: «Die Eltern sollten ihr Kind während des Integrationsprozesses begleiten, indem sie sich regelmässig nach der Schule erkundigen und ihm die nötige Zeit im Unterricht und zu Hause einräumen.»
Michelle Wittwer sagt, dass es hilfreich sein kann, den Kindern vor der Einschulung das Schweizer Schulsystem zu erklären, damit sie eine Vorstellung haben, was sie erwartet.
Laut Damian Howald spielt auch das Alter eine Rolle dabei, wie leicht oder schwer es ist, sich zu integrieren. «Je älter die Kinder sind, desto komplizierter ist es.»
Diese Meinung teilt auch educationsuisse, wie wir hier berichteten:
Mehr
Stankowskis kehren zur Einschulung der Kinder in die Schweiz zurück
Planen Sie Ihre Rückkehr zum richtigen Zeitpunkt
Jetzt, da die grossen Schritte der Rückkehr in die Schweiz hinter dem Paar liegen, ziehen Barbara und Simon Stankowski Bilanz.
Zwar hat es sich insgesamt bewährt, vor den Sommerferien zurückzukehren. «Idealerweise wären wir wohl schon Mitte Mai zurückgekommen, dann hätten die Kinder noch vor der Sommerpause in die Schule gehen können», sagt Barbara Stankowski. Weil die Familie Mitte Juni zurückkehrte, sei Noel und Micha die Zeit bis zum Schulbeginn im August sehr lang vorgekommen.
Andere Elemente können eine reibungslose Rückkehr erleichtern, wie z. B. die Möglichkeit, die Schule und das Klassenzimmer vor Schulbeginn kennenzulernen.
Simon Stankowski sagt: «Das nimmt die Angst vor dem Unbekannten.» Er erwähnt auch den Sport als eine Plattform, um zukünftige Klassenkameraden zu treffen.
Gemischte Gefühle
Die Familie Stankowski ist zwar froh, wieder in der Schweiz zu sein, dennoch gibt es auch gemischte Gefühle. «Wir hatten das Gefühl, dass wir unsere Freundinnen und Freunde dort im Stich gelassen haben», bedauert Barbara Stankowski. «Wir sind hier so privilegiert», fügt ihr Mann hinzu.
Die Mutter und die beiden Jungen empfinden eine gewisse Traurigkeit, wenn sie sich die Fotos aus ihrer Wahlheimat ansehen. Für Simon Stankowski ist das weniger schwierig.
Ebenso hatte Barbara Stankowski ein schlechtes Gewissen, als sie den Panoramablick aus ihrer Wohnung auf die Berner Alpen genoss, weil es ihr jeden Tag zeigte, «wie ungerecht die Welt ist».
«Ich persönlich habe mich darüber gefreut», fügt Simon Stankowski hinzu, «in Manila haben wir auf eine Mauer geschaut!»
Kulturell etwas überfordert
Obwohl das Paar nur fünf Jahre weg war, hat es die schweizerische Art, zu funktionieren, «verlernt». In einem Supermarkt einzukaufen oder mit den vielen Apps auf dem Telefon zurechtzukommen, ist auch heute noch eine Herausforderung.
«Wir sind wirklich froh, dass wir unsere Betten und Möbel hier gelagert haben, bevor wir abgereist sind, denn wir wären völlig überfordert gewesen, wenn wir alles neu hätten kaufen müssen», sagt die Mutter der Familie.
Die Stankowskis waren auch von der Menge der Gegenstände überrascht, die sie eingelagert hatten. «Wir haben vier Schneebesen und Stapel über Stapel von Tellern gefunden. Auf den Philippinen hatten wir nur ein paar Teller und eine Schüssel und das war genug.»
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch