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Sind Neo-Banken die Lösung für Auslandschweizer:innen?

Anwendung der Neo-Bank Revolut auf einem Mobiltelefon.
Revolut war eine Neo-Bank der ersten Stunde. Filialen gibt es keine, alles läuft über die App auf dem Smartphone. Keystone / Monika Skolimowska

Die hohen Bankgebühren, die den Auslandschweizer:innen auferlegt werden, gehören zu den grossen Ärgernissen der Swiss-Abroad-Gemeinde. Die neuen digitalen Banken bieten sich hier als Alternative an. Eine Übersicht.

«Ich habe mein Konto bei der Credit Suisse geschlossen – die sind verrückt mit ihren 500 Franken Jahresgebühren.» 

«Ich soll 40 Franken Monatsgebühr zahlen, nur weil ich Auslandschweizer bin. Vielen Dank, aber ohne mich.»

Die Kommentare auf swissinfo.ch zum Thema Bankgebühren sind unzimperlich. Und das nicht ohne Grund: Viele Auslandschweizer:innen fühlen sich seit Jahren von den traditionellen Bankinstituten schlecht behandelt.

>>Hier erläutern wir die Gründe für die hohen Gebühren:

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In den letzten Jahren sind neue Unternehmen auf den Plan getreten, die den Schweizer Bankenmarkt entstauben wollen, der sich lange auf seinen Lorbeeren ausgeruht hat. Diese sogenannten Neo-Banken sind zwar kein Wundermittel, haben aber das Potenzial, den Bedürfnissen der Schweizer Diaspora besser gerecht zu werden.

Worum geht es?

Der Begriff Neo-Bank bezeichnet eine Generation digitaler Banken, die oft zu 100% mobil organisiert, also nur über eine eigene Smartphone-App zugänglich sind.

Weitere hilfreiche Artikel zum Auswandern und Leben im Ausland finden Sie auf unserer Ratgeber-Seite.

Unabhängig von ihrem Geschäftsmodell, ob rein digital oder eher traditionell, müssen alle Banken in der Schweiz die gesetzlichen Bedingungen erfüllen, die von der Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma erlassen wurden. So müssen auch Neo-Banken «über genügend Eigenkapital und Liquidität verfügen, so organisiert sein, dass sie Risiken steuern können, und Gewähr für eine einwandfreie Geschäftsführung bieten», sagt Finma-Sprecher Vinzenz Mathys. Ebenso müssen die Geldeinlagen der Kund:innen bis zu einer Höhe von 100’000 Franken pro Person garantiert werden. 

Erwähnenswert ist, dass es eine terminologische Nuance zwischen Online-Bank und Neo-Bank gibt. Eine Online-Bank ist in der Regel an eine bestehende traditionelle Bank angegliedert. Sie bietet ein rein digitales Angebot, aber mit oft gleichwertigen Leistungen. Eine Neo-Bank hingegen ist eine Finanzdienstleisterin, die eine von der Finma ausgestellte Bank- oder Fintech-Lizenz – diese bezieht sich auf die Integration von Technologie in die Angebote von Finanzdienstleistungsunternehmen – erhalten hat und grundlegende Bankdienstleistungen anbietet.

Das ist auch der Grund, warum die Gebühren der Neo-Banken viel niedriger sind. Dies bestätigt auch die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg): «Es stimmt, dass sich viele digitale Banken durch transparente und im Durchschnitt tiefere Gebührenmodelle unterscheiden. Im Gegenzug bieten sie meist nur einige einfache Dienstleistungen, wie Zahlungen oder eine grundlegende Kontoübersicht.» Viele von ihnen bieten keine Kredit- oder Hypothekenoptionen an. Sie haben keine Filialen und verfügen manchmal nicht über echte Berater:innen, sondern nur über einen «Chatbot», das heisst ein von Algorithmen gesteuertes Chatfenster.

Die Vor- und Nachteile

Abgesehen davon sind Neo-Banken ihrem Wesen nach virtuell. Alle Transaktionen werden über ihre App auf dem Smartphone abgewickelt, was für Menschen, die mit neuen Technologien weniger vertraut sind, eine Hürde darstellt. Aufgrund ihrer rein digitalen Struktur stellt sich auch die Frage nach einem möglichen Hackerangriff oder einem Bug, der die App nicht mehr verfügbar macht.

Wie bei den traditionellen Banken sind einige Länder aus rechtlichen und gesetzlichen Gründen von den Leistungen der Neo-Banken ausgeschlossen. Das liegt daran, dass Banken, je nach Land eine eigene Lizenz benötigen und sich den dort geltenden Regulierungen fügen müssen. Das ist für die Banken mit Risiken und mit zusätzlicher Arbeit verbunden. Das gilt ganz besonders für die USA, das drittgrösste Land der Welt, in dem die meisten Auslandschweizer:innen leben.

Mehrere Neo-Banken beschränken deshalb ihre Aktivitäten auf einige wenige Länder, hauptsächlich in der Eurozone.

Die Vorteile bleiben jedoch zahlreich. Der offensichtlichste ist die Tatsache, dass man nicht persönlich vorstellig werden muss, um ein Konto zu eröffnen. Die schnelle Abwicklung von Zahlungen und Überweisungen, die sehr niedrigen Verwaltungsgebühren, die meist günstigen Wechselkurse und die Konten mit mehreren Währungen sind weitere Punkte, die für die Schweizer Diaspora attraktiv sein können.

Welche Neo-Bank passt zu wem?

Zu den Online-Banken in der Schweiz gehören CSX von Credit Suisse, Zak von der Bank Cler oder neon, ein Institut, das mit der Hypothekarbank Lenzburg zusammenarbeitet. Diese Angebote richten sich aber erklärtermassen nicht an Auslandschweizer:innen, da man in der Schweiz wohnen muss, um sie abzuschliessen.

Einige haben jedoch einen Ausweg für dieses Problem gefunden. Etwa indem sie die offizielle Adresse in der Schweiz beibehalten haben, zum Beispiel über ein Familienmitglied, dem sie eine Vollmacht erteilen.

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Daneben sind auf dem Schweizer Markt mehrere ausländische Neo-Banken aktiv, die auch für nicht in der Schweiz ansässige Personen zugänglich sind. Zu den bekanntesten gehören n26 aus Deutschland sowie Wise (ehemals Transferwise) und Revolut, beide aus Grossbritannien.

Die Finma warnt jedoch: «Schweizer Kundinnen und Kunden müssen sich bei der Inanspruchnahme solcher Dienstleistungen aus dem Ausland bewusst sein, dass die Anbieter nicht von der Finma beaufsichtigt werden.» Das bedeutet auch, dass sich der Kontoinhaber im Falle eines Rechtsstreits im Ausland wehren müsse, dort, wo sich der Hauptsitz seiner Bank befinde, so Vinzenz Mathys.

Was die Schweizer Neo-Banken betrifft, so scheinen Dukascopy, FlowBank, Swissquote, Yapeal und Yuh am besten für Auslandschweizer:innen geeignet.

Die Dukascopy Bank SA hat ihren Sitz in Meyrin. Gemäss der Bewilligung der Finma handelt es sich um ein Institut, das auf Börsengeschäfte, Vermögensverwaltung und Asset Management spezialisiert ist. Dukascopy bietet in der Schweiz nicht ansässigen Personen Konten mit mehreren Währungen an.

Die FlowBank AG wird von der Finma als ausländisch beherrschte Bank eingestuft. Laut ihrer Website ist sie eine «Handelsplattform». Sie bietet auch Zugang zu einem Girokonto.

Swissquote wird in derselben Kategorie wie Dukascopy geführt. Ihr Hauptsitz befindet sich in Gland. Ihr «Kerngeschäft ist eng mit dem Handel verbunden», sie bietet jedoch auch andere Bankdienstleistungen an.

Die Yapeal AG hat ihren Sitz in Zürich. Im Jahr 2020 erhielt sie als erste Schweizer Einheit eine Fintech-Banklizenz. Ihr Angebot richtet sich insbesondere an Auslandschweizer:innen und Grenzgänger:innen.

>>Lesen Sie hier unseren vollständigen Artikel über Yapeal:

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Gleiche Tarife für Auslandschweizer:innen

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Die digitale Bank Yapeal bietet tiefere Gebühren für Auslandschweizer:innen und Grenzgänger:innen.

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Yuh ist aus der Zusammenarbeit zwischen PostFinance und Swissquote hervorgegangen. Die Bank «operiert unter der Banklizenz der Swissquote Bank AG und untersteht damit der Finma», heisst es auf ihrer Website.

Die Leistungen in Kürze:


DukascopyFlowBankSwissquoteYapealYuh
Bank- oder Fintech-Lizenz Finma
Kostenloses Standardkonto (Eröffnung und Führung)
Debitkarteab 2022
KreditkarteXXX
Andere Bankprodukte (Sparen, Kredit, Hypothek…)XX
Abgedeckte LänderAlle ausser USA und IranAlle ausser USA, Kanada, Israel, Iran, Nordkorea, Belgien und anderen sanktionierten LändernAlle ausser Länder mit EinschränkungenDeutschland, Frankreich, Italien, Österreich, Liechtenstein (Ausweitung auf weitere Länder für 2022 geplant)Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich, Liechtenstein

Wie auswählen?

Nicole Töpperwien, Geschäftsführerin von Soliswiss, einer Selbsthilfegenossenschaft für Auslandschweizer:innen, sagt: «Um eine gute Lösung zu finden, ist es wichtig, die eigenen Bedürfnisse genau zu ermitteln.» Sie empfiehlt, sich folgende Fragen zu stellen: «Brauche ich eine Kreditkarte, möchte ich Zahlungen tätigen oder vor allem sparen bzw. Geld anlegen; was passiert mit meiner Hypothek; wohin soll die AHV fliessen? Je nach Land und Bedürfnissen kommen verschiedene Optionen in Frage.»

Wenn man noch nicht ins Ausland gezogen ist, rät Soliswiss, sich so früh wie möglich bei den verschiedenen Bankinstituten zu erkundigen. Trotzdem «gibt es immer wieder Fälle, in denen keine zufriedenstellende Lösung gefunden werden kann», bedauert Töpperwien. Dann bleibt den Betroffenen nichts anderes übrig, als auf Trick 77 zurückzugreifen.

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Debatte
Gastgeber/Gastgeberin Emilie Ridard

Wie gehen Sie mit den hohen Bankspesen für Auslandschweizer:innen um?

Welche Lösungen haben Sie im Ausland gefunden? Haben Sie überhaupt noch ein Bankkonto?

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