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Das Solarboot kann auch in der Nacht fahren

Der Katamaran SolarPlanet stach in Monaco in See. Keystone

Die MS Turanor PlanetSolar hat kürzlich den Hafen von Monaco verlassen. Ziel des Projektes: Mehr Bewusstsein dafür schaffen, dass Sonnenlicht als Antrieb und als erneuerbare Energie verwendet werden kann.

Der Katamaran komme gut voran, meinte der Projektleiter und Mitglied der Crew, Raphaël Domjan, via Mail zu swissinfo.ch, als das Boot bereits unterwegs war.

«Nach sechs Jahren Arbeit ist es schwierig, die Gefühle beschreiben, als wir endlich ablegten. Es ist wunderbar, in der Nacht mit Sonnenenergie zu fahren», schrieb er weiter.

Das Boot wird durch einen nur von Sonnenenergie gespiesenen ruhigen, emmissionsfreien Motor angetrieben.

«Wir wollen beweisen, dass sich der Bereich der erneuerbaren Energien weiterentwickelt hat und betriebssicher ist. Wir wollen vorzeigen, dass die motorisierte Schifffahrt ohne Benzin funktionieren kann», sagte Domjan.

Acht Monate geplant

Die 50’000-km-Expedition dauert voraussichtlich acht Monate und wird an der Ost- und Westküste von Nordamerika, in Cancun, Sydney, Singapore und den Vereinigten Arabischen Emiraten Halt machen.

Das Team wird die Route und die Geschwindigkeit dem verfügbaren Sonnenlicht und den mittelfristigen Wetterprognosen anpassen. Es hofft, eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 7,5 Knoten zu erreichen.

Der Bau des grössten Solarboots dieser Art kostete rund 16,6 Millionen Franken. Es hat zwei Rümpfe, ist 31 Meter lang, 15 Meter breit und wiegt 85 Tonnen.

Auf der Oberfläche befinden sich 540 Quadratmeter Photovoltaik-Zellen, die mit zwei Motoren in jedem Rumpf verbunden sind. Mit den eingebauten, geladenen Batterien kann das Solarboot drei Tage weiterfahren, auch wenn die Sonne nicht scheint.

Unterstützung der Regierung

Das Projekt wurde vom Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) unterstützt, das für die Jahre 2009 bis 2011 300’000 Franken beisteuerte.

Das Ministerium sagte in einer Stellungnahme, es habe die Aufgabe, die Wettbewerbsfähigkeit und die Innovationskraft der Schweizer Forschung der Welt bekannt zu machen und die Stellung der Schweiz als führendes Land auf diesem Gebiet zu positionieren.

«PlanetSolar ist als spektakuläres und weltweites Projekt eine gute Plattform, diese Botschaft zu vermitteln. Es wird breit wahrgenommen und erzeugt einen grossen Medienrummel», verlautete aus dem Aussenministerium gegenüber swissinfo.ch.

Das Boot profitiert auch von der logistischen und diplomatischen Unterstützung der helvetischen diplomatischen Niederlassungen in den Städten, in denen es Halt macht. Damit soll die Repräsentierung der Schweiz gefördert werden.

Aus dem populären Epos «Lord oft he Rings»

Das Projekt wurde 2004 in der Nähe des Neuenburgersees in der Westschweiz lanciert und zog ein internationales Team von Physikern, Ingenieuren und Schiffbauern an.

Der Name TÛRANOR stammt aus dem Epos «Herr der Ringe» und bedeutet «Kraft der Sonne».

PlanetSolar ist nicht die einzige Pioniertat in Sachen Sonnenenergie. Ein anderer Pionier ist Betrand Piccards Solarflugzeug, Solar Impulse, mit dem 2013 um die Welt geflogen werden soll.

Letzte Woche flog es erstmals zwischen Genf und Zürich hin und her. Im Juli flog es eine ganze Nacht lang mit Solarenergie. Es schrieb damit Luftfahrtgeschichte.

Ein anderer Schweizer Erfinder, Louis Palmer, hat die Welt in einem Solartaxi umrundet.

Interesse und Engagement

David Stickelberger, Direktor von Swisssolar, des Schweizerischen Fachverbands für Solarenergie, ist der Meinung, dass solche Entwicklungen gut dazu dienen, den Menschen die Solarenergie näherzubringen.

«Es zeigt, dass es grosses Interesse und viel Engagement in der Schweiz gibt. Es gibt Leute, die an die Solarenergie glauben und der Meinung sind, dass noch viel mehr getan werden könnte», sagte er gegenüber swissinfo.ch.

Zwar gäbe es viel Forschung und industrielles Fachwissen im Bereich Solarenergie, das die Grundlage für die oben genannten Erfolge bilde. Aber die Schweiz sei nicht in der ersten Reihe, wenn es um die Entwicklung der Alltagsnutzung von Sonnenenergie gehe, zum Beispiel beim Gebrauch fürs Heizen, erklärte Stickelberger.

Sonnenenergie hat zur Zeit bei der Schweizer Energieproduktion einen Anteil von 0.13%. Stickelberger ist überzeugt, dass es mehr sein könnte.

«Wir könnten einen Drittel unseres Elektrizitätsbedarfs mit der heutigen Technologie auf den Häusern decken. In Zukunft werden wir leistungsfähigere Photovoltaik-Zellen haben, dann könnte es noch mehr werden.»

Die Crew:

Kapitän: Patrick Marchesseau (Franzose)

Erster Offizier: Mikaela von Koskull (Finnin)

Bootsmann: Jens Langwasser (Deutscher)

Energie-Management: Christian Ochsenbein (Schweizer)

Elektriker: Daniel Stahl (Deutscher)

Projekt-Gründer und Initiator: Raphaël Domjan (Schweizer)

Der deutsche Unternehmer Immo Ströher ist der Eigner der in 14 Monaten in Kiel (Deutschland) gebauten PlanetSolar.

Das Boot wurde vom Neuseeländer Craig Loomes konstruiert.

Die PlanetSolar wird angetrieben durch zwei gegenläufig rotierende Karbon-Propeller, deren Durchmesser fast 2 Meter beträgt. Dies ist rund doppelt so gross wie bei einem normalen Schiff dieser Grösse. Sie machen den Antrieb effizienter.

Die Hälfte des Propellers ist in der Luft, die andere unter Wasser. Damit wird ein Rad-Effekt erzeugt, der es ermöglicht, das Boot ohne Ruder zu steuern.

Vier Elektromotoren, zwei pro Antriebswelle, haben eine maximale Leistung von 120kW und eine Energieeffizienz von über 90%.

Die grösste Herausforderung bei der solarbetriebenen Schifffahrt ist die Überbrückung der sonnenlosen Zeit durch Speicherkapazität und effizienten Antrieb. Dies wird durch den Einsatz neuer Technologien, einschliesslich spezieller Batterien erfüllt.

(Übertragung aus dem Englischen von Eveline Kobler)

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