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Chemie-Nobelpreis 2017 geht in die Schweiz

Jacques Dubochet
Jacques Dubochet hat in den 1980er-Jahren wesentlich zur Verbesserung der Mikroskopie-Technik beigetragen. Keystone

Der diesjährige Nobelpreis für Chemie geht an den Schweizer Jacques Dubochet, Joachim Frank (USA) und Richard Henderson (GB). Sie werden für die Entwicklung der Kryoelektronen-Mikroskopie geehrt, wie die Nobel-Jury in Stockholm mitteilte.

Die Entwicklung der drei Forschenden gibt Einblicke in die Details der Struktur von Biomolekülen. Forscher können damit Biomoleküle «mitten in der Bewegung» einfrieren und damit biologische Prozesse nachvollziehen, die zuvor verborgen geblieben waren.

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Der 1942 in Aigle, Kanton Waadt, geborene Jacques Dubochet von der Universität Lausanne verbesserte diese Mikroskopie-Technik Anfang der 1980er-Jahre wesentlich, indem er die in Wasser gelösten Moleküle für die Messung rasant einfror, also «vitrifizierte». Dadurch behalten die Biomoleküle selbst im Vakuum ihre natürliche Form. Das erlaubte eine Momentaufnahme ihrer Struktur.

3D-Bilder von Zika-Virus

Der gebürtige Deutsche Joachim Frank arbeitet an der Columbia University in New York und legte wichtige Grundsteine für diese Technik: Zwischen 1975 und 1986 machte er die Methode allgemein anwendbar, indem er eine spezielle Bildverarbeitung entwickelte. Diese ermöglichte es, aus den unscharfen zweidimensionalen Bildern eine scharfe 3D-Aufnahme zusammenzusetzen.

Facts zum Chemie-Nobelpreis

Der Nobelpreis für Chemie wird seit 1901 ausgestellt. Acht Mal wurde kein Preisträger ernannt, weil keine der nominierten Leistungen die Anforderungen erfüllte.

Das Durchschnittsalter der Gewinner liegt bei 58 Jahren.

Der jüngste Gewinner war bisher Fréderic Joliot, der 1935 den Preis mit 35 Jahren gewann, zusammen mit seiner Frau Irène Joliot-Curie (Tochter der preisgekrönten Physikerin Marie Curie).

Der älteste Gewinner war bisher John B. Fenn. Er erhielt den Preis im 2002 mit 85 Jahren.

(Quelle: SRF)

1990 gelang es Richard Henderson vom MRC Laboratory of Molecular Biology, Cambridge, die 3D-Struktur eines Proteins in atomarer Auflösung zu erzeugen. Er bewies damit, dass sich mittels Elektronenmikroskopie nicht nur totes Material abbilden liess. In jüngerer Zeit wurde beispielsweise die Oberflächenstruktur des Zika-Virus mit dieser Technik entschlüsselt – ein wichtiger Schritt für die Entwicklung von Medikamenten oder Impfstoffen.

Freude herrscht

Bundespräsidentin Doris Leuthard zeigte sich in einer Twitter-Kurznachricht erfreut über die Vergabe des Nobelpreises an den Schweizer Forscher Dubochet. «Ich gratuliere Jacques Dubochet zum Nobelpreis für Chemie: Diese Auszeichnung ist Ausdruck Ihrer hervorragenden Forschungsarbeit und macht mich stolz auf die Schweiz», erklärte Leuthard.

Auch Forschungsminister Johann Schneider-Ammann gratulierte Jacques Dubochet. «Toutes mes félicitations!» liess er auf Twitter verlauten. Die Ehre bezog der Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) auch auf die Schweizer Forschung. «Science suisse honorée», twitterte er weiter.

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Die Schweiz musste 15 Jahre auf einen Nobelpreis in Chemie warten. 2002 wurde Kurt Wüthrich für seine Arbeiten zur Strukturaufklärung von Proteinen mittels kernmagnetischer Resonanz-Spektroskopie geehrt.

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