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Die Schweiz bündelt ihre Kräfte gegen Cyber-Kriminalität

Mann im Dunkeln an einem Laptop
Heute kann ein einzelner Mensch, der in seiner Wohnung sitzt, eine Firma oder sogar ein ganzes Land in die Knie zwingen. Keystone / Sascha Steinbach

Die beiden Eidgenössischen Technischen Hochschulen haben einen neuen Master-Studiengang für "Cyber Security" eingeführt. Laut dem Bildungsminister kann und muss die Schweiz in diesem Bereich eine führende Rolle spielen.

Die Eidgenössischen Technischen Hochschulen Zürich (ETH) und Lausanne (EPFL) böten bereits «eine Weltklasse-Ausbildung in den Bereichen Computer- und Kommunikationstechnologien» an, sagte Bildungsminister Guy Parmelin «ohne falsche Bescheidenheit».

Begleitet von den Präsidenten der beiden Institutionen präsentierte er am Dienstag den neuen Master-Studiengang «Cyber Security»Externer Link, der ab diesem Herbst belegt werden kann. Der Masterabschluss von vier Semestern Dauer, davon drei in Zürich und eines in Lausanne oder umgekehrt, wird von den beiden ETH gemeinsam verwaltet.

«Der Studiengang wird auch Praxisteile beinhalten und sich nicht nur mit den technischen Aspekten der Cyber-Sicherheit, sondern auch mit ethischen, rechtlichen und betrieblichen Fragen eines Fachgebiets beschäftigen, das fast alle Bereiche unseres Lebens durchdringt», heisst es in der Pressemitteilung.

Die Einschreibefrist für den Studiengang in Englisch läuft noch, doch bereits hätten sich rund 60 Studierende dafür interessiert. Ein guter Start, auch wenn der Markt gemäss Schätzungen pro Jahr zwischen 200 und 300 Spezialisten für Cybersicherheit brauchen könnte, wie die Nationale Strategie zum Schutz der Schweiz vor Cyber-Risiken für die Jahre 2018-2022Externer Link festhält.

Schon vor dem Fall Ruag

«Wir leben in einer Welt, in der ein einzelner Mensch, der in seiner Wohnung sitzt, eine Firma oder sogar ein ganzes Land in die Knie zwingen kann», sagte EPFL-Präsident Martin Vetterli bei der Präsentation des Studiengangs.

«Im Bereich der IT-Sicherheit sind die Diebe den Polizisten oft einen Schritt voraus.» Guy Parmelin, Bundesrat

Dass man sich gegen Piraterie im Netz schützen muss, wurde Bundesrat Guy Parmelin Anfang 2016 in seiner früheren Funktion als Verteidigungsminister nach nur 20 Tagen im Amt brutal demonstriert. Damals wurde bekannt, dass der staatliche Rüstungs- und Technologiekonzern Ruag während längerer Zeit ausspioniert worden war.

Die akademische Welt aber habe nicht auf diesen Datenhack gewartet, um sich mit der Cybersicherheit zu beschäftigen, in einer Welt, in der leider «die Diebe den Polizisten oft einen Schritt voraus sind», gab Guy Parmelin zu bedenken.

So erwähnte ETH-Präsident Joël Mesot etwa das Unternehmen ID QuantiqueExterner Link, Anbieter von Sicherheitsschlüsseln, die unknackbar sein sollen, das als Spin-off von der Universität Genf angefangen hat und heute im Besitz eines koreanischen Telekommunikations-Riesen ist.

Führungsrolle angestrebt

Auch in Zürich arbeiten Spezialisten in hochqualifizierten und noch wenig erforschten Bereichen wie GPS- oder 5G-Sicherheit. Zudem gibt es an der ETH seit 2003 das «Zurich Information Security and Privacy Center», auf dem man laut Mesot für den Studiengang aufbauen könne.

EPFL-Präsident Martin Vetterli teilte diese Einschätzung: «Seit mehr als zehn Jahren investiert die EPFL in die Forschung zur Cyber-Sicherheit und greift dabei auf hochqualifizierte Professoren für Kryptographie, Datenschutz und persönlichen Datenschutz zurück. Aus unserer Zusammenarbeit sollen gut ausgebildete Ingenieure mit den neuesten Kenntnissen hervorgehen, die der Schweiz eine Führungsrolle in diesem so wichtigen Fachbereich sichern.»

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(Übertragung aus dem Französischen: Christian Raaflaub)

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