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Szenario: GAU in Schweizer AKW und die Folgen für Europa

Atomkraftwerk Gösgen, davor Wohnhäuser
Das Atomkraftwerk Gösgen zwischen Bern und Zürich, in unmittelbarer Nähe von Wohnquartieren gelegen. Keystone / Peter Klaunzer

Bis zu knapp 25 Millionen Strahlenopfer: Dies hätte ein GAU in einem der fünf Schweizer Atomkraftwerke in ganz Europa zur Folge.

Schweizer Wissenschaftler haben untersucht, wie sich eine Kernschmelze auf die Gesundheit der Menschen aus unmittelbarer Umgebung auswirken könnte, aber ebenso auf die Bewohner des ganzen Kontinents.

Im Zentrum der StudieExterner Link, die am Dienstag in Bern vorgestellt wurde, stand die Frage, wie das Wetter und die örtliche Topographie die Verbreitung einer radioaktiven Wolke beeinflussen würden.

Ein Beispiel: Hätte sich am 19. Januar 2017 ein schwerer Reaktorunfall im Atomkraftwerk Gösgen (im Mittelland zwischen Bern und Zürich gelegen) ereignet, hätte eine radioaktive Wolke einen Korridor Richtung Westen verseucht. Dies zeigt der folgende Clip.


In der Studie untersuchten Frédéric-Paul Piguet und sein Team vom Genfer Institut BiosphèreExterner Link das Unfallrisiko in den fünf Schweizer Kernkraftwerken. Dazu zählt auch das Werk Beznau I, mit 50 Jahren der älteste Kernreaktor der Welt.

Grafik mit den Standorten der fünf AKW in der Schweiz
Kai Reusser / swissinfo.ch

Die Forschenden stützten ihre Berechnungen auf die Wetterdaten vom Jahr 2017. Ihr Fazit: Hätte sich damals eine Kernschmelze in einem Schweizer AKW ereignet, wären in ganz Europa 16 bis 24 Millionen Menschen betroffen gewesen. Die Schweiz zählt rund 8,5 Millionen Einwohner.

Infolge der Strahlung wären zwischen 12’500 und 31’100 Menschen an Krebs und Herzproblemen gestorben. Darüber hinaus hätten viele unter schweren Gesundheitsproblemen zu leiden gehabt, bis hin zu genetischen Krankheiten und Sterilität.

Laut den Autoren würde eine nasse Witterung die Zahl der schweren strahlungsbedingten Krankheiten praktisch verdoppeln. Im Jahr 2017 gab es 36 solcher «Schlechtwettertage».

Ein «unrealistisches Ereignis»

SwissnuclearExterner Link, der Branchenverband der Schweizer Kernkraftwerksbetreiber, hat die Studie zur Kenntnis genommen. Er will sie in den nächsten Tagen vertieft prüfen, wie es auf Anfrage von swissinfo.ch heisst.

«Die Schweizer Kernkraftwerke wurden so konzipiert, gebaut und regelmässig nachgerüstet, dass sie schwere Unfälle aushalten können», so eine Sprecherin von swissnuclear. 

Die in der Studie beschriebene Situation bezeichnete sie als «unrealistisches Ereignis». Dank mehrerer unabhängiger Sicherheitssysteme sei es äusserst unwahrscheinlich, dass ein schwerer Unfall passiere.

Die Kernkraftwerke der Schweiz werden durch das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) überwacht.

Im Jahr 2017 stimmten die Schweizerinnen und Schweizer an der Urne für den schrittweisen Ausstieg aus der Kernenergie und ein Bauverbot für neue Kernkraftwerke. Rund 32% der Stromerzeugung in der Schweiz stammen aus den AKW.

(Übertragung: Renat Kuenzi)

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