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Wie Schweizer trotz Corona in Kontakt blieben

Eszter Hargittai und Minh Hao Nguyen

Wissenschaftlerinnen der Uni Zürich untersuchten, wie die Covid-19-Pandemie die Kommunikationsgewohnheiten der Schweizerinnen und Schweizer beeinflusst hat. Sie fanden einige markante Unterschiede zwischen den Sprachregionen.

Als die Schweiz Mitte März in den Lockdown startete, kam das Leben vieler in Unordnung. Wie die meisten Schweizerinnen und Schweizer mussten auch wir plötzlich mit Home-Office klarkommen und uns aus der Ferne um Familie und Freunde kümmern. Ob nun Arbeitsbesprechungen, Geburtstagsfeiern, Unterricht, Konferenzen oder Feierabendbier – alles verlagerte sich plötzlich ins Internet.

Als Wissenschaftlerinnen, die sich am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der Universität Zürich mit der Nutzung digitaler Medien beschäftigen, eröffnete sich ein interessantes Forschungsthema. Plötzlich interessierte sich jeder dafür, wie Menschen die digitalen Medien nutzen, um mit Familie, Freunden und Arbeitskollegen in Kontakt zu bleiben.

Wir fragten uns: «Sollten wir eine Studie über all dies in Angriff nehmen? Oder mussten wir uns erst einmal darauf konzentrieren, selbst mit dieser beispiellosen Situation klarzukommen?» Wir waren verunsichert, da alles so neu war. Und das betraf nicht nur die Arbeit von zu Hause aus, sondern das Meiste im Alltag.

Es fühlte sich zunehmend so an, als könnten und müssten wir etwas beitragen. Themen, die wir als Kommunikationswissenschaftlerinnen jahrelang studiert hatten, standen plötzlich im Mittelpunkt. Im medizinischen Bereich konnten wir nicht mithelfen, aber als Sozialwissenschaftlerinnen konnten wir helfen zu verstehen, wie die Menschen während der Pandemie untereinander kommunizierten.

Verstärkten die Menschen ihre Kommunikation mit Menschen ausserhalb ihres Haushalts, und wenn ja, mit welchen digitalen Mitteln? Wie erfuhren die Menschen von allen offiziellen Vorschriften und Gesundheitsempfehlungen im Zusammenhang mit dem Coronavirus? Erlebte jeder den Lockdown in ähnlicher Weise oder gab es Unterschiede? Dies waren nur einige der Fragen, über die wir nachdachten.

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Schliesslich siegte unsere wissenschaftliche Neugier: Wir begannen mit dem Aufbau der Umfrage. Wir verbrachten Tage und Nächte damit, relevante Fragen festzulegen, die vorhandene Forschungsliteratur zu durchforsten, Dutzende von Kollegen um ihre Beiträge zu bitten und schliesslich den vollständigen Fragebogen zu testen, um sicherzustellen, dass er Sinn machte und das Ausfüllen für die Befragten nicht zu aufwändig war.

Um die Zusammenarbeit unseres Teams zu koordinieren, stützten wir uns auf einige der digitalen Hilfsmittel, die wir untersuchten. Zum Glück kannten wir das Programm «Slack» seit Jahren und waren es daher gewohnt, aus der Ferne Dokumente auszutauschen und effektiv zu kommunizieren. Wir hielten zahlreiche Videokonferenzen ab. Viele davon dienten auch dazu, unseren Mangel an Sozialleben auszugleichen und unsere psychische Gesundheit zu erhalten.

Einige Wochen später verteilten wir in Zusammenarbeit mit einem Unternehmen, das sich auf Online-Umfragen spezialisiert hat, unseren Fragebogen. All unsere schlaflosen Nächte sollten sich nun auszahlen. Unsere Frage, über die wir so lange nachgedacht haben – wie kommunizieren die Menschen in der Schweiz während dieser Pandemie? –, sollte nun beantwortet werden. Mitte April konnten wir 1350 Personen in allen Kantonen und Sprachregionen der Schweiz befragen.

Wir wollten von den Teilnehmenden wissen, ob die Kommunikation (Sprachanrufe, Videoanrufe, Textnachrichten, E-Mail und soziale Medien) mit Freunden und Familie (nicht aber berufliche Kontakte) im Vergleich zur Zeit vor der Coronavirus-Pandemie zu- oder abnahm oder gleichblieb. Mehr als zwei Drittel der Befragten gaben an, dass sie ihre Nutzung von mindestens einer Kommunikationsmethode verstärkten, um mit Personen ausserhalb ihres Haushalts in Kontakt zu bleiben.

Über alle Kommunikationsmethoden hinweg war die Zahl der Personen, die ihre Aktivitäten steigerten, deutlich höher als die Zahl derer, die sie einschränkten. Die höchsten Aktivitätszuwächse konnten bei Videoanrufen, Textnachrichten und Sprachanrufen beobachtet werden. Italienischsprachige Personen nutzten am ehesten Videoanrufe und soziale Medien. Textnachrichten wurden bei französischsprachigen Teilnehmenden beliebter. Nur eine kleine Minderheit von Menschen schränkte die Kommunikation ein.

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Eszter Hargittai and Minh Hao Nguyen

Da soziale Medien im Allgemeinen für die Kommunikation sehr beliebt sind (über 95% der Teilnehmer nutzten Whatsapp, Facebook, Instagram, Twitter oder Youtube), waren wir neugierig, wie viele Menschen sie benützten, um sich über die Pandemie zu informieren.

Insgesamt bezogen 70% der Schweizerinnen und Schweizer Coronavirus-Informationen von mindestens einer dieser Plattformen. Es gab grosse Unterschiede zwischen den Sprachgruppen, insbesondere bei Instagram und Twitter. Die Italienischsprachigen waren am stärksten auf soziale Medien als Coronavirus-Informationsquellen angewiesen. Deutschsprachige Befragte nutzten Whatsapp, Facebook und Youtube eher weniger.

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Da das Bundesamt für Gesundheit verschiedene Medienkanäle nutzt, um Empfehlungen zu kommunizieren, war es auch wichtig herauszufinden, welche Bevölkerungsgruppen über die verschiedenen Plattformen erreicht werden konnten.

Der öffentlich-rechtliche Sender SRF war die am häufigsten zitierte Informationsquelle. 89% der Befragten nutzten sie zumindest zeitweise. Von den verbleibenden 11% orientierten sich drei Viertel an Neuigkeiten in den sozialen Medien. Dies deutet darauf hin, dass eine diversifizierte Kommunikationsstrategie das beste Mittel ist, um die gesamte Bevölkerung in Krisenzeiten zu erreichen.

Die Menschen nutzten mehrere Quellen, um die Pandemie zu verfolgen. Zwei Drittel der Befragten überprüften Websites, um sich sowohl über die lokale als auch die globale Verbreitung des Virus zu informieren. Mehr als ein Drittel von ihnen tat dies täglich.

Interessanterweise waren die Italienischsprachigen viel weniger geneigt, die lokale Situation zu verfolgen, während die Deutschsprachigen etwas weniger dazu tendierten, Websites über globale Entwicklungen zu überprüfen. Etwa drei Viertel aller Befragten nutzten reine Online-Nachrichtenmedien, wobei die Wahrscheinlichkeit, dass Französischsprachige dies taten, deutlich geringer war als bei den anderen Sprachgruppen.

In unserem vielfältigen Medien-Ökosystem nutzen die meisten Menschen mehrere Kanäle, um sich über aktuelle Geschehen auf dem Laufenden zu halten. In der Tat verfolgte mehr als die Hälfte der Befragten die Nachrichten über die Entwicklung der Coronavirus-Ausbreitung sehr genau, weitere 42% folgten «eher aufmerksam».

Dies ist ermutigend, da es zeigt, dass die Menschen die Situation verstehen wollen. Zu ermitteln, wie sich die Menschen über die Pandemie aufklären, ist wichtig. Es hilft nicht zuletzt den Regierungsbehörden, die Bevölkerung mit Empfehlungen zu erreichen. Dies gilt nun für die Phase der Lockerungen, wenn sich die Massnahmen zur sozialen Distanzierung ändern – oder in Zukunft für den Fall, dass wir erneut mit einer solchen Krise konfrontiert werden.

(Übertragung aus dem Englischen: Christoph Kummer)

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