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Menschen auf dem Mars: möglich oder ein Wunschtraum?

Sara Ibrahim

Weltraum-Missionen mit Drohnen, die Entdeckung von ausserirdischem Leben, Frauen und Männer auf dem Mars: Das ist nicht mehr pure Science-Fiction, sondern es sind Szenarien, die immer realistischer werden.

Mars, der Rote Planet. Mars, der Faszinierende, der Geheimnisvolle, der Unwirtliche. Der Mars der Lebenden und der Toten. Mit seinem zinnoberroten Bogen über dem Himmel fasziniert der trockene Planet die Menschen seit der Antike. Seine rötliche Farbe, hervorgerufen durch das Eisenoxid, an dem seine felsige Oberfläche reich ist, verblüffte schon die alten Ägypter, die ihn mit dem Gott Horus in Verbindung brachten.

In der griechischen und lateinischen Mythologie ist Mars der Gott des Krieges. Er gilt aber auch als jener Planet, der die Lebenskraft der Natur verkörpert, gepaart mit Venus, der Göttin der Schönheit, in einer ständigen Opposition zwischen Liebe (also Leben) und Tod, die ihn bis heute prägt.

Marsoberfläche
Keystone / Nasa/jpl-caltech/handout

Lohnt es sich, dorthin zu reisen und einen Fuss auf den Roten Planeten zu setzen? Laut Pierre Brisson, Präsident und Gründungsmitglied der Mars Society Switzerland, wird der technologische Fortschritt es dem Menschen ermöglichen, den Mars tatsächlich zu besiedeln.

Aber nicht jeder glaubt, dass es möglich ist, oder dass es sich lohnt. Die Astrophysikerin Sylvia Ekström von der Universität Genf und der Designer Javier Nombela argumentieren, dass unsere Reisen zum Mars eine Aufgabe für Roboter bleiben werden und die Menschen nie woanders als auf der Erde leben können.

SWI swissinfo.ch wird diese beiden und einen weiteren Experten in einer Debatte zusammenbringen, die am 15. April um 16:30 Uhr MESZ online stattfinden wird. Registrieren Sie sich hier, um teilzunehmen und stellen Sie Ihre Fragen. Schliesslich wollen wir wissen, ob wir Ihnen einen Platz auf dem Mars buchen sollten oder nicht?

Wenn Sie Fragen haben, die Sie vom Trio beantwortet haben möchten, schicken Sie sie mir bitte zu!

Mein Kollege Marc-André Miserez, der die Veranstaltung am 15. April moderieren wird, erklärt, warum der Mars immer stärker ins Schweinwerferlicht rückt und warum wir uns um dieses neue Weltraumrennen kümmern sollten. Im Sommer 2019 war der Mond überall, mit dem Jubiläum von Apollo 11, jenem berühmten «kleinen Schritt für einen Menschen, aber grossen Schritt für die Menschheit».

Seit Februar 2021 steht der Mars im Mittelpunkt – dank der vielbeachteten Landung des amerikanischen Rovers PerseveranceExterner Link. Kurz davor starteten der erste chinesische Rover (Landung im Mai) und die erste Sonde aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Bald werden wieder die Russen (ihre Mars-3-Sonde war die erste, die 1971 landete), die Europäer, die Japaner und die Inder mit dabei sein.

Rover, Sonden, Satelliten… Roboter, um genau zu sein. Roboter kommen immer wieder zur Sprache. Aber was ist mit dem menschlichen Element in all dem?

Der «Traum» vom Mars

Aber warum erregt die Erforschung des Mars so viel Aufmerksamkeit? «Zu verstehen, ob anderswo im Universum jenseits der Erde Leben existiert, ist eine grundlegende Frage der Menschheit», heisst es auf der Website der Europäischen Weltraum-OrganisationExterner Link (ESA).

Die Erforschung der Entwicklung der Marsoberfläche könnte wichtige Details über die Erde offenbaren, sowohl im Hinblick auf ihre Vergangenheit als auch auf ihre zukünftige Geschichte. Erkundungen durch Roboter dienen auch der Vorbereitung auf eine mögliche menschliche Mission.

Revolutionäre Schweizer Technologien für die Weltraum-Forschung

Obwohl der Mars heute aufgrund seiner dünnen Atmosphäre und des massiven Vorkommens von Kohlendioxid unwirtlich erscheint, deuten die jüngsten Entdeckungen darauf hin, dass der Planet einst Leben beherbergen konnte. Die Abdrücke dieser Vergangenheit könnten auch heute noch sichtbar sein. Deshalb konzentriert sich die Forschung von Perseverance auf Spuren von mikrobiellem Leben, auch dank Schweizer Technologie wie winzigen Motoren, die es ihr ermöglichen, Bodenproben zu nehmen.

Die Schweiz trägt auch zu anderen Technologien bei, welche die Suche nach Lebenspuren im All möglich machen. Mein Kollege Christian Raaflaub schreibt in einem Artikel, dass die nächste Revolution in der Weltraumforschung von der Universität Bern kommen könnte:

Stellen Sie sich vor, Sie fahren seit den 1970er-Jahren mit dem gleichen Auto herum. So ähnlich sei es bei der Technologie zur Suche nach Lebensspuren in den Rovern, die auf dem Mars zum Einsatz kommen: Das Material sei veraltet, erzählte mir Andreas Riedo kürzlich in seinem Labor. Der Astrophysiker arbeitet mit seinem Team an einem Massenspektrometer. Tönt nicht sehr spektakulär, mögen Sie nun einwerfen…

Doch die Forschenden der Universität Bern scheinen bei der Suche nach Leben im All nicht weniger als eine Revolution zu planen. Seit 2013 wird an diesem Messinstrument für kleinste Biosignaturen geforscht. «ORIGIN», sagt Riedo, sei unterdessen zehn- bis tausendmal sensitiver als vergleichbare Instrumente, die momentan im Einsatz sind oder demnächst zum Einsatz kommen.

Denn bisher muss ein Ofen mit ins All geflogen werden, um das zu messende Material zu verdampfen. Das bedeutet, «ORIGIN» würde künftigen Missionen auch eine Menge Gewicht einsparen. Und Gewicht ist, wie Sie sich vorstellen können, in der Raumfahrt einer der zentralsten Faktoren.

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Massenspektrometer

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Suche nach Leben im All: Ein Schweizer Trumpf

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Seit den 1970ern wird mit der gleichen Technologie nach Lebenszeichen im All geforscht. Forschende der Uni Bern arbeiten nun an der Revolution.

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Es scheint wirklich unglaublich, dass Bern, die Stadt, in der ich wohne, daran ist, einen so bedeutenden Beitrag zur Weltraum-Forschung zu leisten. Aber es passiert noch mehr in der Schweiz!

Dank unserer Zusammenarbeit mit dem Nationalen Forschungsschwerpunkt für RobotikExterner Link hatte ich das Vergnügen, mit Davide ScaramuzzaExterner Link zu sprechen. Er ist Leiter der Robotics & Perception Group der Universität Zürich. Scaramuzza erforscht mit seinem Team den Einsatz von Spezialkameras für zukünftige Weltraummissionen mit autonomen Drohnen.

Davide Scaramuzza
Davide Scaramuzza, Leiter der Robotics & Perception Group der Universität Zürich. John Flury, Obsoquasi.ch

SWI swissinfo.ch: Können Sie uns etwas über Ihre Erfahrungen bei der Entwicklung von autonomen Drohnen für Weltraum-Missionen erzählen?

Davide Scaramuzza: Ich arbeite seit 2009 an der autonomen Drohnen-Navigation mit Onboard-Kameras und ohne GPS. Seitdem habe ich mit der Robotics & Perception Group der Universität Zürich Algorithmen entwickelt, um autonome Drohnen in die Lage zu versetzen, komplexe Aufgaben zu erfüllen. Dazu gehören etwa die Erkundung und Kartierung unbekannter Umgebungen für Such- und Rettungsmissionen (Video 1Externer Link) sowie die Überlegenheit gegenüber menschlichen Piloten (Video 2Externer Link und Video 3Externer Link).

Es handelt sich dabei um Technologien, die bereits heute eine Rolle spielen (Suche und Rettung, Inspektion komplexer Infrastruktur, Lieferung von Waren) und die bei zukünftigen Weltraum-Missionen eine wichtige Rolle spielen werden (Eindringen in, Erkunden und Kartieren von Lavaröhren auf anderen Planeten).

Worin besteht Ihre Zusammenarbeit mit der Nasa? Können Sie uns einige Details nennen?

Wir arbeiten derzeit mit dem Nasa Jet Propulsion Laboratory (JPL) zusammen, um die Eignung von ereignisbasierten Kameras für zukünftige Mars-Helikoptermissionen zu untersuchen. Ereignisbasierte Kameras sind ein neuartiger Kameratyp mit höherem Dynamikbereich, höherer zeitlicher Auflösung und geringerem Stromverbrauch als Standardkameras. Dank dieser Vorteile versprechen ereignisbasierte Kameras, die Einsatzmöglichkeiten zukünftiger Marshelikopter-Missionen zu erweitern.

Klingt wirklich futuristisch! Wie könnte die Suche nach Leben auf dem Mars mit dem Einsatz von Drohnen funktionieren?

Aktuellen Studien zufolge könnte sich Leben auf dem Mars im Eis innerhalb von Lavaröhren verstecken, die durch vulkanische Prozesse entstanden sind. Drohnen bieten die ideale Möglichkeit, um bei künftigen Mars-Missionen in Lavaröhren einzudringen und diese zu erforschen, und ereignisbasierte Kameras könnten dabei eine entscheidende Rolle spielen.

Das Fliegen einer Drohne in der Dunkelheit und in Umgebungen mit hoher Dynamik ist etwas, das 2017 dank ereignisbasierter Kameras erreicht und demonstriert wurdeExterner Link. Ich bin so glücklich, dass diese Forschung schliesslich zu einer Zusammenarbeit mit dem JPL geführt hat!

Aber könnten Drohnen die Weltraum-Forschung wirklich so deutlich voranbringen?

Auf jeden Fall. Drohnen können längere Strecken in viel kürzerer Zeit zurücklegen als ein Rover. In Zukunft werden Schwärme von Drohnen sowohl zur Identifizierung von Umgebungen eingesetzt werden, die für menschliche Missionen geeignet sind, als auch zur Suche nach Mikroorganismen.

Was denken Sie? Sind Sie fasziniert vom Weltraum und der Suche nach Leben im Universum? Würden Sie jemals auf dem Mars leben wollen, wenn Sie die Chance dazu hätten? Lassen Sie uns darüber reden – bei einem (virtuellen) Kaffee.

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