1000 Frauen für den Friedens-Nobelpreis
Millionen von Frauen setzen sich täglich für den Frieden ein. Sie kämpfen gegen Gewalt und Ungerechtigkeit und für bessere Lebensbedingungen.
Um diese Arbeit zu würdigen, will ein in Bern ansässiger Verein 1000 Frauen für den Friedens-Nobelpreis 2005 vorschlagen.
Im Jahr 2005 sollen 1000 Frauen, die sich gegen Gewalt, Krieg und Ungerechtigkeit einsetzen und jede für sich in ihrem Wirkungskreis «nobelpreiswürdig» ist, gemeinsam den Friedensnobelpreis erhalten.
Das Projekt, 1000 Frauen für den Friedens-Nobelpreis 2005 vorzuschlagen, ist eine schweizerische Initiative, die weltweit mitgetragen wird.
Präsidentin des gleichnamigen Vereins ist die National- und Europarätin Ruth-Gaby Vermot-Mangold. Vizepräsidentin ist die Zürcher Stadträtin, Monika Stocker.
Vermot-Mangold sagt gegenüber swissinfo, die Beiträge zur «menschlichen Sicherheit» der 1000 Frauen sollten sichtbar gemacht werden. Ihre Biographien würden dokumentiert und ihre wirksamen Strategien wissenschaftlich untersucht.
Ruth-Gaby Vermot-Mangold: «Damit, dass wir tausend Frauen für den Friedens-Nobelpreis vorschlagen, versuchen wir die Regeln zu ändern. Nicht immer eine Person oder eine Organisation soll den Friedens-Nobelpreis erhalten.» Sie hofft, dass das Preiskomitee den Wert dieser Idee anerkennt.
Kaum Frauen
Die Wertschätzung des Einsatzes von Frauen für die Sicherheit und den Frieden der Menschen auf dieser Erde sei bisher gering ausgefallen. Das zeige sich auch darin, dass bislang 80 Männer und 20 Organisationen den Friedens-Nobelpreis erhalten haben, aber nur wenige Frauen.
Die österreichische Schriftstellerin und Pazifistin Bertha von Suttner erhielt im Jahr 1905 als erste Frau den Friedens-Nobelpreis. Erstmals verliehen wurde der Preis 1901 an Rotkreuz-Gründer Henri Dunant.
Es dauerte fast ein halbes Jahrhundert, bis 1946 dann die zweite Frau zu Ehren kam: Die USA-Amerikanerin Emily Green Balch, Präsidentin der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit.
1976 dann erhielten Betty Williams und Mairead Corrigan Maguire, die Mitbegründerinnen der «Communitiy of Peace People in Belfast» den Preis.
Im Jahr 1979 folgte Mutter Teresa. In den folgenden Jahren wurden mehrere Frauen berücksichtig: 1991 die birmanische Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi und 1992 Rigoberta Menchù, Oppositionsführerin und Kämpferin für die Menschenrechte in Guatemala.
Als bisher letzte Frau nahm 1997 die Amerikanerin Jody Williams den Preis entgegen, stellvertretend für die Internationale Kampagne zum Verbot der Landminen.
Dokumentation
Ein weiterer Schwerpunkt der Kampagne ist die Dokumentation, welche die 1000 Frauen und ihre Leistung für den Frieden sichtbar machen soll. Die Ausgewählten werden von Schriftstellerinnen, Journalistinnen, Filmerinnen und Fotografinnen aus aller Welt porträtiert.
Zudem werden Forscherinnen aus allen Kontinenten die Friedensarbeit wissenschaftlich untersuchen. Denn die vielfältigen und kreativen Strategien der konstruktiven Konfliktbewältigung würden entscheidende Impulse für die zukünftige Konfliktforschung und Friedenspolitik abgeben, sagen die Initiantinnen.
Strenge Auslese
Die 1000 Frauen, die den Friedens-Nobelpreis erhalten sollen, werden nach einem strengen Massstab und nach transparenten Kriterien ausgelesen. Dies betonten die Verantwortlichen des Projektes in Bern.
Es sollen Frauen aus allen Kontinenten und aus allen gesellschaftlichen Schichten sein. «Die Bäuerin, die Lehrerin, die Künstlerin oder die Politikerin, die sich für eine gewaltfreie Zukunft engagieren.»
Einige waren in Bern anwesend, so zum Beispiel die Menschen- und Frauenrechtlerin Vera Chirwa aus Malawi. Clara Charf, die älteste Parteiaktivistin des «Partido des Trabalhadores» aus Brasilien und Kamala Bhasi, eine Ökonomin aus Indien.
Kamala Bhasi findet es eine ausgezeichnete Idee, der Welt zu sagen, dass Frieden schaffen nicht immer ein dramatisches Grossereignis zu sein braucht. «Frieden wird tagtäglich geschaffen. Es ist eine immer währende Arbeit. Frieden ist eine Lebenskultur – es ist eine Daseinsform.»
Zudem sei es wichtig, dass mit 1000 Frauen für den Nobelpreis für einmal die offizielle und männliche Definition von Frieden in Frage gestellt werde. «Männer sehen den Frieden oft einzig als Zeit ohne Krieg, als ‹Zwischenkriegszeit› sozusagen.»
swissinfo, Urs Maurer
1000 Frauen für den Friedens-Nobelpreis ist eine schweizerische Initiative, die weltweit mitgetragen wird
Der Verein arbeitet eng mit der Schweizer Friedensstiftung «swisspeace» zusammen
Finanzierung:
Das Projekt soll 4-5 Mio. Franken kosten.
Es werden Aktien zu 1000 Franken ausgegeben.
Nationale und Internationale Stiftungen beteiligen sich an den Kosten.
Das Vorprojekt wurde vom Schweizer Aussenministerium mitfinanziert.
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