140’000 Unterschriften für die sanfte Medizin
Die Anerkennung der Komplementär-Medizin kommt an die Urne. In Bern ist die vor einem Jahr lancierte Volksinitiative eingereicht worden.
Vor drei Monaten hatte Gesundheitsminister Pascal Couchepin fünf alternative Heilmethoden aus der Grundversicherung der Krankenkassen ausgeschlossen.
Die Initiative «Ja zur Komplementär-Medizin» fordert eine Gleichbehandlung von Schulmedizin und alternativer Komplementär-Medizin. Dem mündigen Bürger solle es selber überlassen werden, welcher Behandlung er sich unterziehen wolle, sagte die Zürcher Nationalrätin Rosmarie Zapfl vor den Medien.
Die Nachfrage nach komplementär-medizinischen Leistungen sei schliesslich deshalb so hoch, weil diese auch wirkten. Dass innerhalb nur eines Jahres 140’000 Unterschriften gesammelt worden seien, spreche für sich.
Kampfansage an Couchepin
Die Initianten wollen mit ihrem Begehren einerseits den Entscheid von Gesundheitsminister Pascal Couchepin aus dem vergangenen Mai wieder rückgängig machen. Sie fordern, dass Homöopathie, Neuraltherapie, anthroposophische Medizin, traditionelle chinesische Medizin und Phytotherapie wieder von der Grundversicherung abgedeckt werden.
Couchepin habe bei diesem Entscheid die Zufriedenheit der Patienten nicht berücksichtigt und teilweise auch die Empfehlungen der wissenschaftlichen Begleitgruppe in den Wind geschlagen, hiess es.
Forschung und Lehre fördern
Daneben wird auch eine stärkere Berücksichtigung dieser Methoden in Ausbildung, Lehre und Forschung verlangt, wie die Berner Ständerätin Simonetta Sommaruga darlegte. Die Komplementär-Medizin müsse bei der Ausbildung der Ärzte und Pfleger einen höheren Stellenwert bekommen.
Die Pfleger sähen am besten, was für erstaunliche Verbesserungen mit komplementär-medizinischen Mitteln erzielt werden könnten, sagte Barbara Gassmann, die Vizepräsidentin des Berufsverbandes des Pflegepersonals.
Register für Therapeuten
Im nicht-ärztlichen Bereich verlangen die Initianten, dass sich Therapeuten nach zweckmässigen Kriterien registrieren lassen dürfen. Die Grundversicherung müsste für ihre Behandlungen aber nicht aufkommen.
Hinter der Initiative stehen Vertreter von verschiedenen Ärzte-, Patienten- und Pflegeorganisationen sowie Wissenschafter und eine Reihe von Politikern.
swissinfo und Agenturen
In der Schweiz gibt es gegenwärtig 270 behandelnde Homöopathen
300 bis 400 Spezialisten für traditionelle chinesische Medizin (ohne Akkupunktur)
250 Phytotherapeuten
106 Neuraltherapeuten
150 anthroposophische Mediziner
Die am 23. September 2004 lancierte Initiative «Ja zur Komplementär-Medizin» erhielt 140’000 Unterschriften.
Seit 1. Juni müssen die Krankenkassen auf einen Entscheid des Gesundheitsministers Pascal Couchepin hin die Leistungen von fünf alternativen Heilmethoden nicht mehr abgelten.
1999 waren diese Methoden provisorisch in den Leistungskatalog der Kassen aufgenommen worden.
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch