30 Jahre auf dem Weg ins All
In den letzten 30 Jahren schickte die Europäische Weltraumagentur (ESA) Satelliten ins All und suchte nach Leben auf anderen Planeten.
Die Schweiz gehört zu den ESA-Gründungs-Mitgliedern. Am 31. Mai 1975 wurde die Agentur ins Leben gerufen, um die europäische Weltraumforschung voranzubringen.
1975 sandte die in Paris beheimatete ESA ihren ersten Satelliten in den Orbit. Sie hat in den letzten drei Dekaden die europäischen Raumprogramme entwickelt und koordiniert.
Die Schweiz ist einer der 16 ESA-Mitgliedsstaaten und beteiligt sich mit ungefähr 130 Mio. Franken am ESA-Jahresbudget, das annähernd 4 Mrd. Franken beträgt.
Schweizer Wissenschafter und Firmen sind an der Entwicklung und Realisierung vieler ESA-Projekte beteiligt, zum Beispiel mit dem Landegerät Huygens, das Anfang Jahr die ersten Fotos von Titan, dem grössten Saturn-Mond, an die Erde funkte.
Im Lauf der letzten 30 Jahre konnte die Weltraumagentur eine Reihe von Errungenschaften feiern, blieb jedoch auch nicht von Misserfolgen verschont. Der erste bedeutende Meilenstein war der Start der ersten Ariane-Rakete 1979.
Eine der grössten Blamagen der letzten Jahre war die verpfuschte unbemannte Mars-Mission. Das Beagle 2-Landegerät, welches die Oberfläche des roten Planeten untersuchen sollte, verschwand ohne Spur im Dezember 2003.
Erfolgsgeschichte?
Aber Marc Bertschi, Direktor des Schweizerischen Büros für Weltraumangelegenheiten (SSO), betont, dass die Erfolge in den letzten drei Dekaden die Misserfolge deutlich übertrafen.
«Wir sollten heute erkennen, dass viele Dinge, die wir zum täglichen Leben verwenden, aus der Weltraumforschung stammen», erklärt er gegenüber swissinfo. «Die Meteorolgie und die Nachrichtentechnik wären undenkbar ohne Satelliten.»
Bertschi fügt hinzu, dass es der Schweiz gelungen ist, innerhalb der ESA ein Renommee als wichtige Quelle wissenschaftlicher Sachkenntnis aufzubauen.
«Die wissenschaftliche Präsenz der Schweiz in den ESA-Programmen übersteigt die finanziellen Beiträge des Landes zur Agentur. Wir sind zwar eines der kleineren Mitgliedländer, spielen aber eine wichtige Rolle.»
Schweizer Herausforderung
Bertschi hat die SSO-Leitung vor zwei Monaten übernommen. Davor war er der Leiter des ESA-Strategie-Büros von ESA-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain.
Der SSO-Chef hegt auch Befürchtungen, dass die Schweiz an Einfluss im Feld bei der Weltraumforschung verlieren könnte, weil die ESA und die Europäische Union immer näher zusammenrücken und die Schweiz kein EU-Mitglied ist.
Gegen 800 Menschen arbeiten in der Schweiz in der Weltraum-Industrie. Diese Zahl steigt jedoch auf über 3000, wenn an Weltraumprojekten arbeitende Firmen mit Unterverträgen einbezogen werden.
Die SSO hat in der Vergangenheit die Schweizer Regierung immer wieder gebeten, den Beitrag der Schweiz an die europäische Raumforschung zu erhöhen.
Bertschi weist jegliche Vorwürfe zurück, die Raumforschung, einschliesslich das Projekt der Internationalen Raumstation, sei aus dem Fenster geworfenes Geld.
«Wissen Sie, wer auf der Welt am meisten Geld für die Raumforschung aufwendet?», fragt Bertschi. Es seien weder die ESA oder die NASA, sondern die US-Luftwaffe. «Dies ist ein klares Zeichen dafür, dass der Weltraum wichtig für die Staatssicherheit ist.»
Der Weg in die Zukunft
Beim Rückblick auf die ersten drei Dekaden der ESA ist Bertschi überzeugt, dass auf die europäischen Weltraumforscher noch grosse Herausforderungen warten.
«Die steigende Zahl von Weltraumsystemen, die für die Verteidigung und Sicherheit entwickelt werden, sind ein genereller Trend. Dieser wird sich nicht verlangsamen, während China versucht, sich als Supermacht zu etablieren», sagt er.
«Die Zukunft der bemannten Raumfahrten ist völlig offen – wenn wir an die Geschwindigkeit denken, mit der wir Menschen auf den Mond zurückkehren und dann den Mars anvisieren.»
Der verpfuschte Beagle 2-Mission bedeute nicht, dass die ESA ihre Pläne aufgegeben hat, nach Leben auf anderen Planeten zu suchen. Im letzten Monat bekräftigte die Agentur ihre Absicht, einen neuen Versuch zu lancieren, auf dem Mars zu landen.
Wenn die Pläne für die Mission erfolgreich sind, wird ein Landeroboter im Jahr 2011 von der Erde starten und zwei Jahre später auf dem Planeten Mars aufsetzen.
swissinfo, Ramsey Zarifeh
(Übertragung aus dem Englischen: Etienne Strebel)
1975 wurde das Europäische Weltraum-Programm ESA gestartet.
Es wird von 16 Mitgliedstaaten getragen: Belgien, Dänemark, Deutschland, England, Finnland, Frankreich, Griechenland, Holland, Irland, Italien, Norwegen, Österreich, Portugal, Spanien, Schweden und der Schweiz.
Über 1900 Menschen arbeiten bei der ESA.
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