50 Jahre Partikelforschung der Weltklasse
Im CERN, Europas grösstem Kernforschungs-Zentrum bei Genf, beginnen die Feierlichkeiten für den 50. Geburtstag.
Zum Anlass dieses Jubiläums hat die Post eine spezielle Briefmarke herausgegeben.
Robert Aymar, Direktor des CERN
Es ist kein Zufall, dass zahlreiche Länder, die jetzt zur EU stossen, bereits CERN-Mitglieder sind.
Die Jubiläums-Briefmarke für das CERN wurde von den Schweizer Künstlern Christian Stuker und Beat Trummer entworfen und hat einen Wert von 1.80 Fr.
Auf der Briefmarke wollten die beiden den Geist des CERN in seiner Gesamtheit darstellen – eine beachtliche Leistung auf einer Fläche von nur 28×33 Millimetern.
Das CERN geht auf das Bedürfnis zurück, in Europa im Bereich der Nuklear- und Partikel-Physik ein Laboratorium der Weltklasse zu bauen. Mit Partikeln oder Teilchen sind die elementaren Bausteine der Materie (und damit der Welt) gemeint. Gleichzeitig sollten sich – nach dem verheerenden Zweiten Weltkrieg – die Nationen über die Wissenschaft wieder näher kommen.
Das Gründungs-Übereinkommen betont die internationale Zusammenarbeit und den engen Kontakt zwischen den Wissenschaftern. Zwölf Gründungsmitglieder, darunter die Schweiz, ratifizierten die Konvention am 29. September 1954.
Wiedervereinigung über gemeinsame Forschung
«Diese Mitglieder gaben der neuen Organisation den Auftrag, erstklassische Voraussetzungen für die Forschung im Bereich der Teilchenphysik zu schaffen, diese zu koordinieren und damit mitzuhelfen, dass sich die europäischen Länder nach dem Zweiten Weltkrieg wieder vereinigen konnten», erklärt Robert Aymar, Direktor des CERN.
Heute beschäftigt das CERN etwa die Hälfte aller weltweit beschäftigten Teilchenphysiker.
Der Kreis der Mitglieder hat sich mittlerweile auf 20 europäische Länder erweitert und umfasst heute auch zahlreiche Länder aus Osteuropa.
«Es ist kein Zufall, dass zahlreiche Länder, die jetzt zur EU stossen, bereits CERN-Mitglieder sind», sagt Aymar. «Es hat sich erwiesen, dass die wissenschaftliche Zusammenarbeit einen gangbaren Weg darstellt, sich auch politisch näherzukommen.»
Verschollene Masse, dunkle Energien
Im Jubiläumsjahr beschäftigt sich das CERN mit dem «Large Hadron Collider LHC», dem weltweit leistungsfähigsten Teilchenbeschleuniger. Wenn er 2007 in Betrieb genommen wird, dürfte er das komplexeste und gleichzeitig grösste wissenschaftliche Instrument der Welt sein.
Die Physiker hoffen, dass die mit dem LHC möglichen Experimente bei der Erklärung mithelfen, weshalb die Teilchen (Partikel) diejenige Masse haben, die sie haben.
Zudem soll mit dem CERN-Instrument ein Blick in die mysteriöse verschollene Masse («missing mass») und die dunkle Energie des Universums möglich werden – man glaubt nämlich, das die sichtbare Materie nur rund fünf Prozent dessen ausmacht, was insgesamt existiert.
Die Wissenschafter hoffen schliesslich, im Laufe ihrer Forschung zu verstehen, weshalb die Natur die Materie der Anti-Materie vorzieht. Sie möchten zudem untersuchen, wie die Materie beschaffen war, als das Universum vor 13,7 Mrd. Jahren entstand.
Das World Wide Web ist ein Kind des CERN
Der gute Ruf des CERN basiert auf den Resultaten seiner Grundlagen-Forschung. Doch gilt die Organisation auch als Quelle neuer Technologien.
So wurde das World Wide Web im CERN erfunden. Gegenwärtig arbeitet man an einem weiteren, global verbreitungsfähigen Rechner-System mit der Bezeichnung Grid (deutsch: Raster, Gitter, Netz).
Die Mitgliederländer planen zahlreiche Anlässe, um das Jubiläum zu feiern. Vorgesehen sind eine wissenschaftlich inspirierte Kunstausstellung, Konzerte für klassische Musik und öffentliche Vorträge und Ausstellungen.
Im CERN selber konzentrieren sich die Anlässe auf den Oktober, mit einer offiziellen Zeremonie und einem Tag der offenen Tür.
Andere Events sehen einen europaweiten wissenschaftlichen Wettstreit im Web vor und eine Ausschreibung für den Rekord an Rechner-Power in einem einzigen globalen Rechen-Raster (computing grid).
swissinfo, Vincent Landon
(Übertragung aus dem Englischen: Alexander Künzle)
CERN, die Europäische Organisation für Kernforschung, feiert ihren 50.Geburtstag.
Eine neue Briefmarke der Schweizer Post gedenkt des Jubiläums; zahlreiche Anlässe sind in vielen der 20 Mitgliedsländern geplant.
Das Europäische Laboratorium für Teilchen-Physik kann auf sein weltweites Renommé stolz sein.
Als das CERN 1954 gegründet wurde, wollte man unter anderem, dass sich die Länder nach dem Krieg über die wissenschaftliche Forschung wieder näher kommen.
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