Älteste Bauernsiedlung der Schweiz entdeckt
In Gächlingen im Schaffhauser Klettgau lebten um das Jahr 5'300 v. Chr. die ersten Bauern der Schweiz. Dort haben Kantonsarchäologen die Reste einer Bauernsiedlung gefunden.
Damit lebten die Gächlinger «Bauern» laut Kantonsarchäologe Markus Höneisen 1’000 Jahre früher als der wohl bekannteste Steinzeitjäger. Ötzi lebte zur gleichen Zeit wie die Pfahlbauer am Bodensee, nämlich im 4. Jahrtausend v. Chr.
Schwarze Löcher
Gefunden haben sie die bisher ältesten Hausgrundrisse in der Schweiz – erkennbar an schwarz verfärbten Pfostenlöchern und Wandgräbchen im gelben Pseudolöss. Erkennbar wird durch die Funde, dass dort Angehörige der so genannten Linearbandkeramik-Kultur (5’300-5’000 v.Chr.) in Langhäusern wohnten.
Ihnen folgten auf dem gleichen Gelände Angehörige der Grossgartach-Kultur (5’000-4’600 v.Chr.). Während die Menschen der Linearbandkeramik-Kultur ihre Keramik mit bandartigen Verzierungen versahen, schmückten jene der Grossgartach-Kultur ihre Töpfe mit Einstichen.
Eingewanderte Siedler
Diese alten «Schaffhauser» stammten aber nicht aus der Gegend. Dort waren zu dieser Zeit noch die letzten Jäger und Sammler heimisch. Die Bauernkultur wurde nämlich in Mitteleuropa aus dem Mittelmeerraum und vom Balkan her eingeführt. Die neue, sesshafte Lebensweise verbreitete sich dann sehr schnell unter der einheimischen Bevölkerung.
Warum sie so schnell erfolgreich war, sei heute noch nicht bekannt, sagte Markus Höneisen. Aber innerhalb von 500 Jahren war der Raum vom östlichen Frankreich bis Prag bäuerlich «kolonisiert». Die Einwanderer wiederum siedelten am Anfang nur in Gegenden mit Löss- oder Pseudolössboden – wie in Gächlingen.
Viele Professoren auf Pseudolöss-Boden
Wieso sie nur auf dieser fruchtbaren Bodenart ihre aus der Heimat mitgebrachten Pflanzen anbauten und ihre ebenfalls mitgebrachten Tiere hielten, weiss man nicht.
Eines weiss man aber in Gächlingen inzwischen: Das älteste Schweizer Dorf am Südrand des jungsteinzeitlichen Bauerngebiets erregt Aufmerksamkeit: «Noch nie hatten wir so viele Professoren auf einem Grabungsplatz», hielt Höneisen fest.
swissinfo und Agenturen
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