Aktionsplan für Senioren
In Madrid ging am Freitag die UNO-Konferenz zur Alterung zu Ende - mit der Absichts-Erklärung, künftig mehr für die Anliegen der Senioren zu tun.
«Die Schweiz hat ein gutes Niveau. Wir stehen gut da. Aber das ist kein Grund, sich auszuruhen, sondern soll Aufforderung sein, uns zu verbessern.» Zu dieser Erkenntnis gelangte Alfons Berger als Mitglied der Schweizer Delegation an der UNO-Konferenz zur Alterung der Weltbevölkerung in Madrid.
Die UNO-Konferenz endete mit der Verabschiedung eines Aktionsplans für Seniorinnen und Senioren. Er soll später von den 160 Teilnehmer-Staaten einzeln noch formell angenommen werden.
Das 58 Seiten umfassende Dokument ruft die Industriestaaten dazu auf, Gesundheit und Wohlergehen der Älteren zu fördern und die Entwicklungs-Länder im Umgang mit deren rapide wachsendem Anteil von Senioren zu unterstützen. Vorgeschlagen wird unter anderem eine Flexibilisierung des Rentenalters. «Die Schweizer Delegation kann sich mit dem Aktionsplan einverstanden erklären», sagt Berger gegenüber swissinfo.
Überlegungen anstellen
Das Madrider Papier biete sowohl Regierungen als auch privaten Unternehmen die «Gelegenheit, Überlegungen über die Politik in den Bereichen Alter und Altern anzustellen», sagt Alfons Berger. Es bilde eine gute Grundlage, um sich auf die «künftigen Herausforderungen» vorzubereiten.
Und diese «künftigen Herausforderungen» sind riesig. Die Zahlen zur weltweiten Bevölkerungs-Entwicklung sprechen eine deutliche Sprache: Wenn der derzeitige Trend anhält, wird es erstmals in der Geschichte der Menschheit Mitte des Jahrhunderts mehr alte als junge Menschen geben. Und schon vorher könnte die Tatsache, dass die Menschen im Durchschnitt immer länger leben, zu einer Weltwirtschaftskrise führen. Die UNO sagt für die alternden Bevölkerungen tief greifende Veränderungen in nahezu allen Lebens- und Politik-Bereichen voraus.
Vorerst gehe es um «Sensibilisierung», um «die In-Gang-Setzung eines Denkprozesses», sagt Berger. Die «gesamte Bevölkerung» müsste da einbezogen werden. Das gelte auch für die Schweiz. «Eine der wichtigsten Empfehlungen des Aktionsplanes ist es, alten Leuten genau so wie den Jungen einen grossen Stellenwert einzuräumen und damit eine eigentliche ‹Alterskultur› entstehen zu lassen.»
Kein «Senioren-Hilfswerk»
Nichtregierungs-Organisationen kritisierten, dass auf der Konferenz keine zusätzlichen Gelder für die Entwicklungs-Länder beschlossen worden seien. Auch die Forderung, als Pendant zur Unicef eine Art «Senioren-Hilfswerk» bei den Vereinten Nationen einzurichten, sei abgelehnt worden.
Gewalt in Nahost auch in Madrid präsent
Die Zusammenkunft in Madrid wurde vom Nahostkonflikt überschattet: Israel und die USA warfen den arabischen Ländern vor, sie versuchten die Konferenz zu instrumentalisieren, indem sie in einer Formulierung der Schlusserklärung die Aufmerksamkeit auf die Leiden älterer Menschen «unter fremder Besatzung» hinweisen wollten. In dem am Freitag vorgelegten Resolutions-Entwurf tauchte diese Formulierung dann nicht mehr auf.
Felix Münger und Agenturen
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