Aktionsplan verabschiedet
Nach langem Ringen haben sich die 189 Teilnehmerländer des UNO-Weltkindergipfels auf ein Vorgehen geeignet, das die Lage der Kinder entscheidend verbessern soll.
Carol Bellamy, Direktorin des UNO-Kinderhilfswerks UNICEF, zeigte sich nach Verabschiedung des 21 Punkte umfassenden Massnahme-Katalogs sehr zufrieden.
Der Aktionsplan mit dem Titel «Eine kindgerechte Welt» konzentriert sich auf vier wesentliche Bereiche: Gesundheitsförderung, Zugang zu umfassender und qualifizierter Ausbildung, Schutz der Kinder vor Gewalt und Ausbeutung sowie Kampf gegen Aids.
Wenn die politischen Führer die nun gemachten Versprechen einhielten, könnten in weniger als einer Generation «enorme Fortschritte» erzielt werden, so Bellamy. Das 24-seitige Programm sei ein «entscheidendes Bekenntnis zu den Rechten der Kinder».
Dem geglückten Abschluss des dreitägigen Gipfels ging ein langer Streit um Formulierungen voraus. Erst im letzten Moment gelang es den Diplomaten, eine drohende Kampfabstimmung über die Abschluss-Dokumente der Konferenz zu verhindern.
Knackpunkte Verhütung und Abtreibung
Im Zentrum der rund 30-stündigen Marathon-Verhandlungen stand ein Streit zwischen den USA und einer Mehrheit von Staaten. Dabei ging es um Abtreibung, Sexualerziehung, die Todesstrafe sowie einklagbare Kinderrechte. Washington wehrte sich unter anderem gegen die Verpflichtung zur Aufklärung und setzte sich für sexuelle Abstinenz ein.
Jungen Menschen wird nun der Anspruch auf Schwangerschafts-Verhütung und andere Aspekte der «reproduktiven Gesundheit» zugesichert. Allerdings wurde in dem ausgehandelten Dokument im Gegensatz zum ursprünglichen Entwurf auf Wunsch der Amerikaner auf die Zusicherung von «reproduktiven Gesundheitsdiensten» verzichtet.
Zudem ging es auch darum, ob Todesstrafe für unter 18-Jährige verboten werden sollte. Hier setzten sich die USA mit ihrer Opposition durch, es blieb beim Appell.
Nichtregierungs-Organisationen kritisierten, die europäischen Staaten hätten im Laufe der Verhandlungen der US-Regierung zu sehr nachgegeben.
Schweiz betont Fortschritte – allerdings noch nicht genug
Der Delegationsleiter der Schweiz, Jean-François Giovannini, betonte die Bedeutung des gemeinsamen Aktionsplanes, «weil wir zusammen arbeiten müssen». Es sei wichtig, dass man sich nicht über die Ziele, sondern auch über den Weg dahin einig sei. Der Aktionsplan sei dabei nun eine gute Basis.
Die Bekämpfung der Gewalt und der sexuellen Ausbeutung von Kindern sei für die Schweiz prioritär, so Giovannini gegenüber swissinfo.
Angesprochen auf die Bereitschaft, den Aktionsplan nun umzusetzen, spielte Giovannini den Ball nicht nur den Regierungen zu, sondern wies auch auf die Rolle der gesamten Gesellschaft, der Nichtregierungs-Organisationen und der Privatwirtschaft hin: «Ich glaube, wir haben Fortschritte gemacht, aber es genügt noch nicht.»
In der Zeitung «Bund» betonte Jenö Staehelin, Schweizer Botschafter bei der UNO, die Bedeutung von Konferenzen wie dem Weltkindergipfel. Um Probleme wie Kindersoldaten in Afrika zu lösen, sei der Druck der Weltöffentlichkeit nötig.
Den Kindern zuhören
Der New Yorker Weltkindergipfel war die wichtigste internationale Konferenz über die Kinder der Welt seit mehr als einem Jahrzehnt. 1990 waren die Vertreter das letzte Mal zusammengekommen, um über die Rechte der Kinder zu diskutieren.
An der jetztigen Konferenz nahmen mehr als 60 Präsidenten und Minister-Präsidenten, überwiegend aus Entwicklungsländern, teil. Erstmals waren auch rund 560 Kinder mit dabei. Die Kinder kamen auch zu Wort – und dies nicht bloss als Dekoration, wie verschiedene Konferenz-Teilnehmende betonten.
«Es wurde spürbar, dass sie Probleme haben», fasst der Schweizer Delegationsleiter die Bedeutung einer solch «gemischten» Konferenz mit Kindern zusammen.
Alina Kunz Popper und Agenturen
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch