Alkoholmissbrauch kostet Milliarden
Der Alkoholmissbrauch verursacht jährlich soziale Kosten von insgesamt 6,5 Mrd. Franken. Deshalb soll Wein wie alle anderen alkoholischen Getränke besteuert werden.
Dies fordert die Schweizerische Fachstelle für Alkohol und andere Drogenprobleme (SFA).
Eine von der Universität Neuenburg durchgeführte Studie berechnete erstmals die nur schwer bezifferbaren immateriellen Kosten des Alkoholmissbrauchs, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Freitag mitteilte. Die Schätzungen liegen bei 4,3 Mrd. Franken im Jahr.
Dabei handle es sich um eine vorsichtige Einschätzung, sagte Studienleiter Claude Jeanrenaud vor den Medien in Neuenburg. Der alkoholbedingte Verlust an Lebensqualität oder das menschliche Leid in Franken zu beziffern, sei methodisch schwierig aber wichtig: Denn solche negativen Folgen stellen eine unabweisbare Realität dar.
800’000 Arztbesuche
Durch Alkoholmissbrauch entstehen zudem direkte materielle Kosten für medizinische Behandlungen und Therapien aber auch für Schäden nach alkoholbedingten Unfällen. Über 800’000 Arztbesuche und 500’000 Tage im Spitalbett gehen auf das Konto der Alkoholsucht, sagte Jeanrenaud.
Werden die betroffenen Personen arbeitsunfähig oder sterben früh, spreche man von indirekten materiellen Kosten. So gehen jedes Jahr allein wegen frühzeitigen Todesfällen 28’500 produktive Jahre verloren. Laut der Studie belaufen sich diese materiellen Kosten auf 2,2 Mrd. Franken jährlich.
Leid der Angehörigen
Den grössten Anteil am Gesamtbetrag von 6,5 Mrd. Franken machen die immateriellen Kosten aus. Damit sei das körperliche und seelische Leid der Alkoholkranken und ihrer Angehörigen sowie der Verlust an Lebensqualität gemeint. Angehörige, vor allem Kinder, reagierten oft überfordert; nicht selten sei auch Gewalt im Spiel.
Die vom BAG in Auftrag gegebene Studie ist Teil eines Forschungs-Programms über Kosten, die aufgrund des Konsums von Suchtmitteln entstehen. Einflüsse des Alkohols auf Gewalthandlungen und die Leistung bei der Arbeit wurden nicht berücksichtigt.
Auch den Wein besteuern
Die Schweizerische Fachstelle für Alkohol und andere Drogenprobleme (SFA) fordert angesichts der enormen Kosten von 6,5 Mrd. Franken die sozialkostendeckende Besteuerung aller alkoholischen Getränke. Es sei ein Gebot der Gerechtigkeit, wenn neben Spirituosen und Bier auch der Wein belastet werde, auf welchen die Hälfte allen in der Schweiz konsumierten Alkohols falle, sagte SFA-Leiter Richard Müller vor den Medien.
Zugleich müssen laut SFA der Jugendschutz ausgebaut und die gemeindenahe Prävention gefördert werden. Personen mit Alkoholproblemen müssten früh erfasst und früh behandelt werden. Das gut ausgebaute Behandlungssystem sei zu erhalten.
Müller forderte eine nationale Alkoholpolitik. Diese müsse sich analog der Drogenpolitik auf die Säulen Prävention, Schadensminderung, Therapie und Rehabilitation sowie gesetzliche Massnahmen stützen.
Laut SFS sterben in der Schweiz jährlich über 2100 Menschen an den Folgen des Alkoholmissbrauchs. Von einem «deutlich risikohaften Alkoholkonsum» wird bei Frauen ab einer Menge von 20 Gramm reinen Alkohols pro Tag gesprochen. Bei Männern ist das dopelt so viel. Drei bis vier Stangen Bier enthalten beispielsweise 40 Gramm Alkohol.
swissinfo und Agenturen
Der Alkoholmissbrauch verursacht jährlich Kosten von insgesamt 6,5 Mrd. Franken
Jährlich sterben in der Schweiz über 2100 Menschen an den Folgen des Alkoholmissbrauchs.
1998 waren in der Schweiz 300’000 Alkoholabhängige registriert.
Die vom BAG in Auftrag gegebene Studie ist Teil eines Forschungs-Programms über Kosten, die aufgrund des Konsums von Suchtmitteln entstehen.
Einflüsse des Alkohols auf Gewalthandlungen und die Leistung bei der Arbeit wurden nicht berücksichtigt.
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