Alliance Sud: Afrika im Zentrum des Jubiläums
Hilfe für Afrika ist zurzeit nötiger denn je. Zu diesem Schluss sind am Freitag die Teilnehmer der Jubiläumstagung von Alliance Sud gekommen, der Arbeitsgemeinschaft der Schweizer Hilfswerke.
Aussenministerin Micheline Calmy-Rey bezeichnete die Herausforderungen für Afrika als enorm. Der Kontinent trage mit 29 Millionen HIV-Infizierten und dem Klimawandel eine schwere Last.
«Wir müssen unsere Hilfe an Afrika neu orientieren, mit dem Hauptziel, die Armut auf dem ganzen Kontinent zu reduzieren», sagte Jürg Krummenacher, Präsident von Alliance Sud und Direktor von Caritas, gegenüber swissinfo.
«Die bisherige Hilfe hat dies nicht wirklich geschafft», betonte er. Afrika war das Thema der Jubiläumstagung in Bern zum 35-jährigen Bestehen der Arbeitsgemeinschaft.
Bundesrätin Micheline Calmy-Rey bezeichnete die Herausforderungen als enorm. Sie gab zu bedenken, dass es auf dem Kontinent 29 Millionen HIV-Infizierte gebe und dass afrikanische Staaten die Hauptlast des Klimawandels zu tragen hätten.
Ein «Wundermittel» für die Entwicklung sei nicht in Sicht, so die Aussenministerin.
Deshalb sei auch nicht zu erwarten, dass die UNO- Millenniumsziele gegen die Armut bis zum Stichjahr 2015 in Afrika erreicht werden.
Von den Ländern des Südens hätten sich einige rasch entwickelt und den Anschluss an die globale Wirtschaft gefunden. Doch vor allem afrikanische Länder südlich der Sahara seien weiter zurückgefallen. Ihnen gelte es besonders zu helfen.
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Alliance Sud
Enorme Herausforderungen
«Afrika beginnt nach 200 Jahren Besatzung und Ausbeutung mit dem Wiederaufbau», sagte Charles Abugre von der britischen Entwicklungsorganisation Christian Aid.
Zwischen 1980 und 2000 sei die Entwicklungshilfe aus dem Westen für den Schuldendienst verwendet worden. Afrika hätte unter dem Strich nichts gewonnen. Nun gelte es, die Finanzströme mit dem Ziel einer gerechteren Welt zu überdenken, erklärte Abugre.
Die reichen Länder müssten die Geldwäscherei bekämpfen, Korruptionsgelder in ihre Herkunftsländer zurückschicken und zu einem ausgewogenen Finanzsystem beitragen.
Kleiner Teil des Kuchens für Afrika
Krummenacher rief in Erinnerung, dass neoliberale Kritik an der Entwicklungshilfe, wie sie Justizminister Christoph Blocher kürzlich wieder angebracht habe, seit den 1980er-Jahren existiere. Die historischen, wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhänge würden dabei immer verkannt.
Zum Tagungsthema «Leidet Afrika unter zu viel Entwicklungshilfe?» erklärte Krummenacher, dass der Kontinent von den 2300 Milliarden Dollar an Hilfsgeldern in den letzten 50 Jahren nur 400 Milliarden abbekommen habe.
Alliance-Sud-Direktor Peter Niggli betonte, dass Entwicklungshilfe nicht alle Probleme Afrikas lösen könne. Der Kontinent müsse eigene industrielle und ökonomische Lösungen finden.
Bedeutsamer Politikbereich
Bundesrätin Calmy-Rey plädierte in Bern weiter für eine starke Entwicklungspolitik. Deren Bedeutung sei auf der internationalen Ebene stark angestiegen.
Probleme bei der Sicherheit, in der Umwelt, beim Handel und der Gesundheit liessen sich in einer globalisierten Welt nur unter Einbezug der Entwicklungsländer lösen, sagte die Vorsteherin des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA).
Gerade die Schweiz, die jeden zweiten Franken im Ausland verdiene, stehe in der Verantwortung. Mit der Entwicklungspolitik könne sie zur Lösung der weltweiten Probleme beitragen.
swissinfo und Agenturen
2005 hat die Schweiz 2,206 Mrd. Fr. für Entwicklungshilfe ausgegeben.
Dazu gehören die Budgets der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), des Staatssekretariats für Wirtschaft (seco), internationale friedenserhaltende Missionen, Direktzahlungen an UNO-Agenturen und Hilfe von Kantonen und Gemeinden.
Ebenfalls inbegriffen sind 178 Mio. Fr., die für Asylsuchende ausgegeben wurden und 279 Mio. Fr. Entschuldung von armen Nationen.
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