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Auftrieb für Basel dank Biowissenschaften

Biotechnologie wird im Zentrum der neuen Abteilung stehen. Keystone

Pläne zur Schaffung eines neuen Instituts für Biowissenschaften in Basel – einer Abteilung der ETH in Zürich – nehmen Gestalt an.

Die Kantone Basel Stadt und Basel Land sind bereit, die Startphase des Projekts mit 20 Millionen Franken zu unterstützen.

Die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) hat den Plan begrüsst, macht aber ihre Unterstützung von der Aufstockung ihres eigenen Budgets über die nächsten vier Jahre abhängig.

«Die Schweiz braucht dieses Projekt», sagt Ulrich Suter, Vizepräsident der Forschungsabteilung, gegenüber swissinfo. «Die Biologie in der Schweiz würde auf eine neue Ebene gestellt. Wir hätten die Chance, etwas für die Schweiz Einmaliges zu tun und vielleicht in diesem Bereich weltweit an die erste Stelle zu rücken.»

Auch die Pharmaindustrie der Stadt hat ihr Interesse angekündigt.

Nun liegen monatelange Verhandlungen bevor, müssen doch die Ambitionen Basels mit der finanziellen Realität unter einen Hut gebracht werden.

Kantonsbeiträge für Startphase

Die Investitionskosten für die neue Abteilung werden mit 80 Mio. Franken beziffert. Sie könnten aber bedeutend höher sein, wenn neue Gebäude nötig werden. Die Betriebskosten dürften ab 2008 bei rund 40 Mio. pro Jahr liegen.

Der Beitrag der Kantone, der in den Parlamenten vermutlich diesen Herbst gutgeheissen wird, ist für die Startphase von 2004 bis 2007 vorgesehen.

«Das Projekt hat ganz wichtige Auswirkungen auf die Region», erklärt der Erziehungsminister des Kantons Basel Land, Urs Wüthrich. «Es wäre das erste solche Institut in Europa.»

Es würde auf den Stärken Basels als Biotech-Hub aufbauen und die Region – die landesweit wirtschaftlich bereits an zweiter Stelle steht – weiter beleben. Er hoffe, so Wüthrich weiter, dass das neue Zentrum sich für die nächsten 20 Jahre als weltweit führend in seinem Bereich erweisen werde.

Finanzielle Hürde

Diese grandiose Vision muss aber grosse finanzielle Hürden überwinden. Die Universität Basel, welche selber mit einer Finanzkrise zu kämpfen hat, kann nicht helfen.

Nach gegenwärtiger Auffassung müsste die ETH Zürich ab 2008 einen bedeutenden Teil des Jahresbudgets von 40 Mio. Franken übernehmen. Aber auch Zürich muss schon mit Kürzungen fertig werden und kann keine Verpflichtungen für neue Projekte eingehen, ohne die eigenen Ressourcen zu erhöhen.

«Wir kämpfen wie alle anderen Universitäten mit unserem Budget», so Suter. «Letztes Jahr mussten wir 13 Professoren-Stellen streichen. Wenn wir diese zusätzliche Last auf uns nehmen würden, müssten 20 weitere wegfallen.»

Die ETH könnte diese Verantwortung ohne Finanzspritze von Seiten des Bundes und ohne Beteiligung der Industrie nicht übernehmen. «Wir sehen dies als nationales Projekt, das unserer Ansicht nach nationale Beiträge bedingt.»

Letztes Jahr erhielt die ETH 964 Mio. Franken vom Bund und weitere 140 Mio. aus anderen Quellen. Eine Budgeterhöhung scheint unwahrscheinlich, da die Regierung zur Zeit versucht, ihre Ausgaben um 3,4 Mrd. Franken zu kürzen.

Dafür haben die lokale Industrie, insbesondere die Pharmakonzerne und viele kleine Spin-offs, ihre Bereitschaft zur Hilfe signalisiert.

Neue Vorgehensweise

Die neue Abteilung wird sich vermutlich auf Biotechnologie spezialisieren und dazu die Disziplinen Biologie, Nanotechnologie und Informatik kombinieren.

«Es geht um das Verständnis der Biologie von der molekularen Ebene bis zur medizinischen Anwendung», erklärt Suter. «Es ist eine sehr breit angelegte, sehr integrale Vorgehensweise, um Physik, Technologie und Chemie zur Lösung biologischer Probleme einzusetzen.»

Vertreter der Lokalregierungen und des Bundes, der Universität Basel und der Technischen Hochschule Zürich begannen letzten Dezember mit der Diskussion des Projekts. Der genaue Standort des neuen Instituts ist noch nicht bestimmt.

swissinfo, Vincent Landon
(Übertragung aus dem Englischen: Charlotte Egger)

In Basel soll eine neue Abteilung der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich geschaffen werden. Das Zentrum soll sich auf Biotechnologie spezialisieren und auf den traditionellen Stärken Basels in diesem Bereich aufbauen.

Wer dafür bezahlt – die Landesregierung, die Industrie oder die ETH Zürich – ist noch unklar. Rund 80 Mio. Franken werden für die Investitionsphase benötigt, die Betriebskosten dürften sich ab 2008 auf 40 Mio. belaufen.

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