Bald Kurzferien im All
Ab 2010 kann der mit dem nötigen Kleingeld ausgestatte Abenteuerreisende seinen Horizont im Weltall erweitern. Der britische Milliardär Richard Branson bietet für 200'000 Franken pro Person einen Ausflug ins All an.
Anfang Jahr enthüllte der Milliardär und Extrem-Abenteurer Richard Branson in New York das Modell seines Raumschiffs «SpaceShipTwo» (SS2). Ab Ende 2009 soll das Original Touristen ins All fliegen – auf 110 Kilometer Höhe.
Ende Juli stellte Branson in der Mojave-Wüste in Kalifornien das Trägerflugzeug «WhiteKnigtTwo» (WK2) vor – in Natura.
Das WK2 wird das Raumschiff «SpaceShipTwo» in 15,5 Kilometer Höhe transportieren. Dort wird SS2 abgekoppelt und steigt, angetrieben von einem Raketentriebwerk, mit seinen Passagieren auf 110 Kilometer auf.
Offiziell beginnt der Weltraum 100 Kilometer über der Erde. Das heisst, die Passagiere dürfen sich nach dem Weltraum-Kurztrip «Astronauten» nennen. Jeder Passagier wird ein entsprechendes Zertifikat von Bransons Weltraum-Fluggesellschaft Virgin Galactica erhalten.
Karbon-Konstruktion
«SpaceShipTwo» ist eine 18 Meter lange Karbon-Konstruktion und bietet Platz für sechs Passagiere und zwei Piloten. Auch WK2 ist ganz aus Kohlefaser gefertigt, einem besonders leichten und dennoch sehr belastbarem Verbundmaterial.
SS2 soll bislang zu rund 70% fertig gestellt sein. Vor dem kommerziellen Einsatz sind strenge Testflüge angesagt.
Der Tragflächenholm des Trägerflugzeugs soll mit seiner Spannweite von 42 Metern das längste Einzelteil sein, das in der Luftfahrt je aus Karbon hergestellt wurde. Trägerflugzeug und Raumschiff wurden von Luftfahrtdesigner Burt Rutan konstruiert.
Auch Schweizer wollen hoch hinaus
Nach Angabe der Reisevermittlungsagentur Deluxe Targets, welche die Weltall-Trips im Auftrag von Virgin Galactic für die Schweiz und Liechtenstein anbietet, befinden sich unter den 250 Personen, die sich für einen Flug ins Weltall angemeldet haben, fünf Personen aus der Schweiz.
Eine davon ist der Vermögensverwalter und leidenschaftliche Hobbypilot Peter Ulrich von May. Er soll unter den ersten hundert Passagieren sein, die ab 2009 ins All reisen werden.
Der 63-Jährige sagte gegenüber dem SonntagsBlick, er wisse, dass 200’000 Franken viel Geld sei. «Ich bin nicht mehr der Jüngste und möchte das halt noch erleben. In ein paar Jahren wird es für jedermann möglich sein, einen solchen Flug für einen Bruchteil des Geldes zu machen, davon bin ich überzeugt.»
Gesundheitsprüfungen
Jeder Astronautenanwärter muss sich nach der Buchung einem Gesundheitscheck unterziehen. Verläuft dieser positiv, stehen noch ein Weltraumtraining sowie intensive Checks drei Tage vor dem Abflug an. Laut Virgin Galactic wurden bereits mehrere hundert Menschen auf ihre Eignung für einen Flug ins All getestet.
Dass man für ein Weltraumabenteuer nicht unbedingt ein jugendlicher, kerngesunder Kraftprotz sein muss, haben unter anderen ein 78-jähriger Mann, eine Frau mit einem amputierten Bein, Frauen mit Silikon-Implantaten oder Diabetiker bewiesen. Sie alle haben die Checks bestanden. Einige an Bluthochdruck leidende Personen wurden hingegen für fluguntauglich erklärt.
Umweltschutz?
Die SS2 sei so energiesparend wie bisher kein Flugzeug der Flugzeuggeschichte, preist Branson sein Raumschiff an. Das System werde «tausenden Menschen erlauben, ihren Traum zu verwirklichen, und es wird den Zugang zum All verändern».
Gemäss Virgin Galactic soll der CO2-Ausstoss bei einem Weltraum-Flug pro Passagier jenem eines Business-Class-Fluges von Zürich nach New York entsprechen.
Zukunftsaussichten
Im ersten Betriebsjahr plant Richard Branson einen Flug pro Woche. Mit den bestellten fünf SS2 und zwei WK2 möchte Virgin Galactic ab dem dritten Flugjahr täglich Abflüge ins All ermöglichen.
Der Milliardär sieht in Zukunft bereits weitere Anwendungen für seine Raum-Flug-Technik – in Bodennähe. So erwägt er Flüge von London nach Sydney mit einer Reisedauer von einer halben Stunde. Wann es soweit sein wird, steht allerdings noch in den Sternen.
swissinfo, Etienne Strebel
Die Firma Space Adventures ist die erste Firma, die schon Touristen ins Weltall gebracht hat. Zusammen mit der russischen Raumfahrtbehörde wurden Gutbetuchte für einige Tage auf die Internationale Raumstation ISS gebracht.
Für 20 Mio. Dollar durfte zum Beispiel der Millionär Dennis Tito einige Tage als Tourist auf der internationalen Raumstation ISS verbringen.
Space Adventures denkt aber auch schon an kommerzielle Flüge auf den Mond. Im Angebot steht bereits eine Teilnahme an der ersten privaten Mondmission. Preis: 100 Mio. Dollar.
Auf dem neuen Weltraum-Markt tummelt sich auch das kalifornische Unternehmen Xcor. Mit einem Zweisitzer in Privatflugzeug-Dimensionen sollen ab 2010 ein Pilot und ein Passagier bis in 61 Kilometer Höhe fliegen und 90 Sekunden Schwerelosigkeit erleben können.
Lynx, so nennt Xcor sein Raketen betriebenes Weltraumgefährt, soll mehrmals pro Tag starten können. Der Preis für ein Weltraumabenteuer soll mit Lynx ungefähr halb so viel kosten wie mit Bransons Virgin Galactica.
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