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Bangladesch: Die Schweizer Nothilfe rollt an

Eine Frau in den Überresten ihres vom Zyklon "Sidr" zerstörten Hauses in Bangladessch. Keystone

Die Rettungskräfte sind in alle Regionen des Landes gelangt, die vom Wirbelsturm "Sidr" in Mitleidenschaft gezogen worden sind. Dies teilte die Schweizer Glückskette am Mittwoch mit.

Die internationale Gemeinschaft hat für die Hunderttausenden von Obdachlosen 400 Mio. Dollar für Nothilfe versprochen. Auch in der Schweiz wird gesammelt.

Die Glückskette und ihre acht Partner-Organisationen, darunter das Schweizerische Rote Kreuz (SRK), Caritas Schweiz, das Hilfswerk der Evangelischen Kirchen (HEKS) und Terre des Hommes Lausanne, haben bis jetzt rund eine Million Franken für Soforthilfe zur Verfügung gestellt, wie die Glückskette weiter mitteilte.

Dank Geldern aus früheren Sammelaktionen konnten zahlreiche Menschenleben gerettet werden. Laut Glückskette wurden damit Schutzbauten errichtet, einheimische Helferinnen und Helfer ausgebildet und das Alarmsystem verbessert.

Nahrungsmittel, Kleider, Notunterkünfte

Das SRK verteilt derzeit in den fünf am stärksten betroffenen Distrikten im Süden des Landes Nahrungsmittel, Decken, Küchensortimente und Wasser-Entkeimungstabletten an über 50’000 Obdachlose.

In derselben Region unterstützt Caritas 23’500 Familien mit Nahrungsmitteln. HEKS hilft 4600 Familien mit Essenspaketen sowie Kleidern und Plastikplachen für Notunterkünfte.

Spenden-Aufruf

Die Hilfswerke rufen gleichzeitig zu Spenden auf, um ihre Hilfe fortsetzen zu können. Bisher sei sehr wenig Geld eingegangen, sagte HEKS-Sprecherin Marianne Tellenbach.

Die Ereignisse in Bangladesch hätten bei der Bevölkerung weniger Betroffenheit ausgelöst als der Tsunami in Südostasien, dem auch Europäer zum Opfer gefallen sind. Daher müsse das ganze Ausmass der Katastrophe klar gemacht werden.

Caritas sammelte bisher 200’000 Franken und erwartet längerfristig eine Million Franken, wie Sprecher Odilo Noti sagte. Bei der Glückskette selbst gingen einige 100’000 Franken ein.

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Glückskette

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Die Glückskette ist kein Hilfswerk, sondern das humanitäre Sammelsystem der Schweizer Medien, angeführt durch die SRG SSR idée suisse. Die operationelle Arbeit im In- und Ausland führen über 30 Schweizer Hilfswerke aus. Die Glückskette wurde 1946 gegründet und erhielt 1983 die Rechtsform einer Stiftung. Sie hat ihren Sitz in Genf und je ein regionales Büro…

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Dramatischer Appell

Inzwischen kämpfen die Helferinnen und Helfer im Katastrophengebiet gegen den Ausbruch von Seuchen. Lokale Medien berichteten, Durchfallerkrankungen breiteten sich bereits in einem beängstigenden Masse aus. Schuld daran ist verseuchtes Trinkwasser.

Der Chef der Übergangsregierung von Bangladesch, Fakhruddin Ahmed, wandte sich in einem dramatischen Appell an die Bevölkerung. Im Fernsehen forderte er sie auf, Differenzen zu überwinden und gemeinsam für die obdachlosen und hungernden Überlebenden zu arbeiten.

Bedarf nicht gedeckt

Die Versorgung der betroffenen Gebiete decke immer noch nicht den Bedarf, sagten Mitarbeitende von Hilfsorganisationen. «Es werden Lebensmittel, Kleidung und Unterkünfte für die Überlebenden benötigt», so Louis-Georges Arsenault vom UNO-Kinderhilfswerk Unicef.

Nach Unicef-Schätzungen sind fast die Hälfte der Opfer Kinder und Jugendliche, darunter 400’000 Kleinkinder. Bereits vor der Katastrophe seien fast 50% der Kinder untergewichtig gewesen.

swissinfo und Agenturen

Mit einer Windgeschwindigkeit von 240 Stundenkilometer hat der Tropensturm «Sidr» letzten Donnerstag die Küste von Bangladesch erreicht.

Die offizielle bisherige Bilanz: rund 3500 Todesopfer. Inoffizielle Schätzungen sprechen von bis zu 10’000 Toten.

Dem Tropensturm ist in Bangladesch auch der grösste Mangrovenwald der Welt zum Opfer gefallen.

Der Zyklon richtete auf den Sundarban-Inseln im Ganges-Delta nach Einschätzung von Experten eine Umweltkatastrophe an. Die Sundarbans gehören zum Welterbe der Menschheit und beherbergen seltene Tiere wie Tiger und Flussdelfine.

«Sidr» war der schwerste Wirbelsturm in Bangladesch seit mehr als zehn Jahren. Seit einem verheerenden Zyklon im Jahr 1970 wurden die Notunterkünfte und Frühwarnsysteme in Bangladesch stark ausgebaut. Damals starben rund eine halbe Million Menschen.

Die Schweizer Glückskette sammelt Geld für Hilfe an die Opfer des Wirbelsturmes in Bangladesch.

Überweisungen können auf folgendes Konto gemacht werden: 10-15000-6, Vermerk «Asien/Bangladesch».

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