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Berner Einstein-Jahr erreicht Höhepunkt

Albert Einsteins Theorien haben bis heute Einfluss auf die Physik. Picture-Alliance/dpa

Der internationale Festtag der Physik am Samstag bildete in Bern den Höhepunkt der Feier der Errungenschaften von Albert Einstein vor 100 Jahren.

Wissenschafter würdigten den Einfluss des Physikers auf die Forschung, während die Öffentlichkeit Einblick in seine Arbeit erhielt.

Über 500 Personen nahmen an einem offiziellen Gedenken von Albert Einsteins «Wunderjahr» 1905 teil, in dem er in Bern die wichtigsten Teile seiner revolutionären Relatvitätstheorie erarbeitete.

Unter den Gästen, die an der Hundertjahrfeier unter dem Patronat von Bundespräsident Samuel Schmid teilnahmen, waren Schweizer Nobelpreisträger wie Heinrich Rohrer und Kurt Wüthrich.

Dem amerikanischen Physiker Murray Gell-Mann wurde zudem die Einstein-Medaille, die seit 1979 von der Berner Einstein-Gesellschaft verliehen wird, übergeben. Gell-Mann gewann 1969 den Physik-Nobelpreis für seine Beiträge und Entdeckungen zur Klassifikation von Elementarteilchen und ihrer Wechselwirkungen.

Goethe versus Einstein

Martin Huber, Präsident der Europäischen Physikalischen Gesellschaft (EPS), betont die Wichtigkeit solcher Anlässe, um die Öffentlichkeit an die Relevanz der Physik für die Kultur der Gegenwart zu erinnern. «Physik ist die Basis von unserem Verständnis der Natur und des Universums. Hätten wir keine Physik, wäre unsere Kultur viel ärmer», sagte er gegenüber swissinfo. Leider gehöre Physik im allgemeinen Verständnis nicht zur Kultur.

«Wer bei einem Nachtessen den Geburtstag von Goethe nicht kennt, steht als Ignorant da. Hingegen ist es akzeptabel zuzugeben, dass man keine Ahnung von Physik oder Relativität hat. Das müssen wir ändern.»

Einstein weiter treiben

Die Entstehung Einsteins revolutionärer Theorien war zwei Tage lang Thema einer Woche voller Veranstaltungen zum Jubiläumsjahr. Wissenschafts-Historiker beleuchteten die soziale Umgebung der Erkenntnisse zur Zeit Einsteins.

Am Montag dann schauten Physiker am 13. Generalkongress der EPS nicht ein Jahrhundert zurück, sondern in die Zukunft und versuchten, abzuschätzen, welchen Einfluss Einsteins Theorien auf die Forschung heute und in den kommenden Jahren hat und haben wird.

Diskussionsgrundlage: Die Ergebnisse der drei wichtigsten Einstein-Theorien sein, zur Natur des Lichts, zur Relativität und zur Existenz von Atomen. «Die Hundertjahrfeier war die perfekte Gelegenheit, die Entwicklung in den Gebieten zu untersuchen, in denen er den Durchbruch lieferte», sagt Huber.

Aber sogar der berühmteste Physiker des 20. Jahrhunderts gilt nicht als unfehlbar. «Einstein hat die Physik im Jahr 1905 umgeschrieben, ein Jahrhundert später wollen wir weiter schauen, als er es tat», sagt Huber. «Wir beginnen, Fragezeichen hinter einige seiner Annahmen zu machen, denn sie stimmen nicht immer mit unseren Beobachtungen überein.»

Nacht der Physik

Ob all der wissenschaftlichen Begeisterung ging die Öffentlichkeit aber nicht verloren: Am internationalen Festtag öffnete das Historische Museum in Bern seine Türen bis in die frühen Morgenstunden. Das Museum beherbergt die weltweit bisher grösste Ausstellung über das Leben und Werk Einsteins.

Unterhalter und Spezialisten wie der einzige Schweizer Astronaut, Claude Nicollier erklärten Nachtschwärmerinnen und Nachtschwärmern das Werk des berühmten Physikers und den Einfluss seiner Arbeit auf unser Weltbild.

Den Abschluss der Einstein-Woche macht am Freitag ein Tag der offenen Tür an der Universität Bern, der von der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT) und der Schweizerischen Physikalischen Gesellschaft (SPG) organisiert wird: Junge Wissenschafterinnen und Wissenschafter werden Fragen aus dem Publikum live via Video-Verbindung von ihrem Arbeitsplatz beantworten. Und Antworten auf die Frage liefern, was die Nachfolgerinnen und Nachfolger von Albert Einstein heute antreibt.

swissinfo, Scott Capper
(Übertragung aus dem Englischen von Philippe Kropf)

Das internationale Jahr der Physik feiert den Durchbruch von Albert Einsteins Theorien im Jahre 1905. Auch soll die Physik einer breiten Öffentlichkeit näher gebracht werden.

Physiker sorgen sich, dass allgemein das Wissen um dieses Fach und die Auswirkungen auf unsere Kultur gering sind. Weltweit nimmt beispielsweise die Anzahl der Physik-Studierenden ab.

Die Physiker erachten ihre Sparte als sehr wichtig, damit die gewichtigen Probleme der Zukunft – Energieversorgung, Umweltschutz und Gesundheit – gelöst werden zu können. Diese Sicht wollen sie mit Politikerinnen und Politikern ebenso teilen wie mit der breiten Öffentlichkeit.

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