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Calmy-Rey fordert Taten gegen Armut und Hunger

Micheline Calmy-Rey mit UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon. Keystone

Nur mit "substanziellen Anstrengungen" könnten die Millenniumsziele erreicht werden, warnte die Schweizer Bundespräsidentin die internationale Gemeinschaft.

Vor der UNO in Genf ermahnte sie Regierungen, multilaterale Vertretungen, die Zivilgesellschaft und den privaten Sektor, sich gemeinsam gegen Armut und Hunger einzusetzen.

«Die nötige Kenntnis und Erfahrung, wie man extreme Armut und Hunger überwinden kann, haben wir bereits», sagte Micheline Calmy-Rey an der Eröffnung des Jahrestreffens des UNO-Wirtschafts- und Sozialrats (Ecosoc). «Ausserdem haben wir die notwendigen Ressourcen zur Verfügung, die wir mobilisieren können.»

Entwicklungsländer müssten wirksame Strategien gegen die Armut entwickeln, sagte die Vorsteherin des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) vor der Versammlung.

Genauso wichtig sei aber auch das Engagement der Industrieländer. Sie müssten ihre Hilfeleistungen steigern und ihre Märkte stärker öffnen, sagte die Bundespräsidentin.

Ban Ki Moon warnt

UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon mahnte seinerseits die Industrieländer, ihre finanziellen Versprechen für Hilfe an arme Länder einzuhalten. Er forderte sie auf, dafür 0,7% ihres Bruttoinlandprodukts (BIP) einzusetzen.

«Ich rufe die Geberländer inständig dazu auf, einen Fahrplan zur Steigerung der Entwicklungshilfe festzulegen, damit sie zwischen jetzt und 2010 bis 2015 ihre Verpflichtungen erfüllen können», sagte Ban.

In Afrika südlich der Sahara seien die Fortschritte zu langsam, warnte Ban. Nur wenn jetzt gehandelt werde, könne das Zieldatum 2015 für die Erfüllung der UNO-Millenniumsziele eingehalten werden.

Ban Ki Moon sprach sich ebenfalls für einen erfolgreichen Abschluss der Doha-Runde für die Liberalisierung des Welthandels aus.

«Die Handelshindernisse, Agrarsubventionen und die einschränkenden Regeln bezüglich Geistigen Eigentums lassen die weltweite Ungleichheit anwachsen. Unsere grossen Erklärungen zur Beseitigung von Hunger und Armut werden so ihres Sinns beraubt», erklärte Ban.

Ungleichmässige Resultate

Im Jahr 2000 hatten die UNO-Mitglieder acht so genannte Millenniumsziele vereinbart. Neben der Bekämpfung der Armut sehen diese bis 2015 den weitgehenden Stopp der Verbreitung der Immunschwächekrankheit Aids sowie die Einführung von Grundschulunterricht überall auf der Welt vor.

Die aktuellen Resultate seien unterschiedlich, heisst es in der am Montag veröffentlichten UNO-Halbzeit-Bilanz zur Erreichung der Millenniumsziele. Dennoch gebe es Fortschritte.

Die Zahl der in extremer Armut lebenden Personen (weniger als ein Dollar pro Tag) sei von 1,25 Mrd. im Jahr 1990 auf 980 Mio. im 2004 gesunken – trotz Bevölkerungswachstum. In Afrika südlich der Sahara sei sie seit 2000 um über 5 Prozentpunkte zurückgegangen: Von 46,8 auf 41,1%.

Im Bericht warf die UNO den G-8-Staaten zudem vor, die Versprechen des Treffens von 2005 im schottischen Gleneagles nicht in Angriff genommen zu haben. Die Gipfelteilnehmer hatten sich damals verpflichtet, die Hilfe für Afrika bis 2010 zu verdoppeln.

swissinfo und Agenturen

Millennium Entwicklungsziele:
1. Extreme Armut und Hunger beseitigen.
2. Grundausbildung für alle.
3. Stärkung der Geschlechtergleichheit und Frauenförderung.
4. Kindersterblichkeit reduzieren.
5. Gesundheit der Mütter verbessern.
6. Aids, Malaria und andere Krankheiten bekämpfen.
7. Umweltverträglichkeit garantieren.
8. Globale Partnerschaft für Entwicklung aufbauen.

27% der Kinder unter 5 Jahren in armen Ländern sind untergewichtig. 1990 waren es noch 33%. Die UN hoffen, dass sich diese Zahl halbiert.

Die Zahl von afrikanischen Kindern mit einer Grundausbildung ist von 57% zu Beginn der Dekade auf 70% angestiegen. Weltweit gehen 12% der Kinder nicht zur Schule, eine laut dem Bericht «unakzeptabel hohe Zahl».

Die Zahl der mit Aids infiszierten Menschen ist von 6,6 Mio. 2001 auf 39,5 Mio. gestiegen. Die jährliche Todesrate ist von 700’000 auf 2,9 Mio. gestiegen.

Der Fortschritt bei der Tuberkulose ist nicht gross genug, um die Rate bis 2015 zu halbieren, besonders südlich der Sahara, die einzige Region der Welt, wo die Verbreitung in diesem Jahrzehnt zugenommen hat.

Die Kindersterblichkeitsrate in armen Ländern ist seit 1990 um 16% gesunken. Das Ziel bis 2015 ist eine Reduktion um 67%.

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