Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

CO2: Ökokatastrophe im Ozean befürchtet

CO2 schadet auch der Meeresbiologie. Keystone

Schweizer Wissenschafter beteiligen sich an einer weltweiten Meeres-Studie. Sie sorgen sich um die Nahrungskette in den Ozeanen.

CO2 aus der Luft macht Meerwasser sauer. Dadurch verschwindet das Kalzium-Carbonat und Meerestiere können ihre Kalkschalen nicht mehr aufbauen.

Der Meeresbiologe Gian-Kasper Plattner vom Institut für Klima- und Umweltphysik der Universität Bern ist Mitglied eines internationalen Teams von Klima- und Meeresforschern. Im Fachblatt «Nature» haben sie eben einen Zwischenbericht über die Zukunft der Weltmeere veröffentlicht.

Durch die Absorption von CO2 aus der Luft werden die Weltmeere immer saurer. Bislang hat man angenommen, dass das CO2 einfach vom Meer aufgenommen wird. Dies wird bis heute begrüsst, weil das CO2 – es ist für die Klimaerwärmung mitverantwortlich – so aus der Atmosphäre verschwindet.

Nahrungskette gefährdet

Plattner sagte gegenüber swissinfo, dass das saure Meerwasser Kalzium-Carbonat löse. Der Stoff ist aber ein wichtiger Baustein für die Schalen vieler Tiere, wie Plankton, Muscheln, Schnecken oder Korallen.

Gerade das Plankton, so Plattner, sei ein wesentliche Bestandteil der Nahrungskette in den Ozeanen. Zahlreiche Fische und Wale würden sich davon ernähren.

Das CO2 habe einen grossen Einfluss auf die chemische Zusammensetzung der Ozeane und wenn immer mehr davon im Meerwasser gelöst würde, zerstöre es letztlich das Ökosystem, sagt Plattner.

«Das könnte ernste Folgen haben, nicht nur für die Kleinlebewesen, sondern auch für die Tiere, welche für uns wichtig sind: Fische und Wale eben.»

Allerdings sei es verfrüht, nach nur einem Experiment bereits zu sagen, dass das Meer sterbe, meint Plattner.

CO2-Ausstoss verringern

Am Schlimmsten seien die Effekte in der Gegend des Südpols, so Plattner weiter. Dort, wo das Meer bis jetzt noch gesund sei. Ähnliche Experimente in wärmeren Meeren hätten bislang gezeigt, dass Korallen und Plankton durch das CO2 nicht ernsthaft geschädigt würden.

Weil aber kaltes Meerwasser weniger Kalzium-Carbonat enthält als wärmeres Wasser, wird das CO2 in den nächsten 50 bis 100 Jahren enorme Auswirkungen auf die Organismen dieser Meere haben, wie Plattner sagte.

Der Berner Wissenschafter, der zusammen mit seinem Forschungskollegen Fortunat Joss an der Studie beteiligt ist, sagt, die Ergebnisse der Studie zeigten einmal mehr, dass die weltweite Zunahme des CO2-Ausstosses gedrosselt werden müsse.

Selbst wenn der Ausstoss stark verringert würde, dauere es noch mehr als eine Generation, bis die negativen Auswirkungen auf der Erde abnähmen.

swissinfo, Matthew Allen
(Übertragen aus dem Englischen von Urs Maurer)

Die Studie (OCMIP) wurde 1995 begonnen und ist nun in der dritten Phase.
Die jüngsten Ergebnisse (2. Phase) wurden eben in «Nature» veröffentlicht und umfassen die Jahre 1998 – 2002.
Im Projekt-Team sind Wissenschafter aus Europa, USA, Japan und Australien.

Kalzium-Carbonat ist auf der Erde weit verbreitet. Es kommt als Mineral aber auch in Knochen und Zähnen sowie im Außenskelett von Krebstieren, Korallen, Muscheln, Schnecken und Einzellern vor.

Beliebte Artikel

Meistdiskutiert

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft