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Das Bild der Menschenrechte

Eine Bettlerin mit ihrem Baby auf einem Trottoir in Kabul. Keystone

"Alle Menschen sind frei geboren und haben gleiches Recht auf Freiheit." So die Menschenrechts-Konvention der UNO. Die Realität sieht aber anders aus.

Die Durchsetzung der Menschenrechte gehört zu den wesentlichen Aufgaben der Menschheit. Das visuelle Lesebuch “Das Bild der Menschenrechte” will dazu einen Beitrag leisten.

“Es vergeht keine Minute, in der nicht irgendwo auf dieser Welt eine massive Menschenrechtsverletzung begangen wird. Es vergeht aber meistens viel Zeit, bis die Leute ihre Rechte einfordern können oder bis sie überhaupt wissen, dass sie es tun können!”

Das schreibt Aussenministerin Micheline Calmy-Rey in ihrem Vorwort in dem zum Internationalen Tag der Menschenrechte herausgegebenen Buch. Die Bundesrätin beschreibt es als “eine Reise durch die Landschaft der Menschenrechte und Menschenrechts-Verletzungen”.

Alle Dimensionen visualisieren

Die Herausgeber Walter Kälin, Lars Müller und Judith Wyttenbach versuchen mit ihrem Werk, sämtliche Dimensionen der Menschenrechte zu visualisieren und greifbar zu machen. Die umfangreiche Sammlung von Bildern und Texten – 720 Seiten mit über 500 Fotos – dokumentiert die weltweite Verletzung der Menschenrechte und den unermüdlichen Kampf für deren Durchsetzung und Wahrung.

Das Buch, das vor allem von den eindrücklichen Farb- und Schwarzweiss-Bildern lebt, zeigt einerseits mit Beispielen aus vielen Kulturen, Ländern und Kontinenten, was es bedeutet, wenn die Menschenrechte voll realisiert sind und Menschen in Freiheit und Würde leben. Die Begleittexte dokumentieren und erläutern die Menschenrechtsstandards, wie sie im Völkerrecht festgelegt sind und in der Praxis angewandt werden.

Andererseits werden Verletzungen der Menschenrechte mit zum Teil aufwühlenden Fotos illustriert und in Texten dokumentiert.

Engagement für Menschenrechte

Das Buch lenkt seinen Blick auch auf jene Menschen, die sich für den Schutz der Menschenrechte engagieren. Dazu schreiben die Herausgeber in einem Vorwort:

“Die Porträts in diesem Buch sind Beispiele dafür, was einzelne Menschen tun können, um Menschenrechts-Verletzungen entgegenzutreten. Den vielen tausend Aktivistinnen und Aktivisten überall auf der Welt gehört unser Respekt. Ihnen und ihren Organisationen ist dieses Buch gewidmet.”

Drastische Gegensätze

Afghanistan ist uns bekannt als Land, in dem Menschenrechte laufend verletzt wurden und immer noch werden: Schreckensherrschaft der Taliban, Unterdrückung der Frauen, Krieg der Warlords, Exekutionen, US-Bombardierungen. Ein Foto im Buch zeigt eine Bettlerin in Kabul mit ihrem Baby auf dem Gehweg. Kommentar: Laut dem UNO-Kinderhilfswerk UNICEF wird eines von vier Kindern in Afghanistan nicht älter als fünf Jahre.

Auf einem weiteren Foto ist eine andere Seite Afghanistans zu sehen: Friedlich vereint sitzen Fussballfans – Männer, Jungen, Mädchen – im Juni 2002 im Stadion von Kabul und schauen sich die zeitversetzte Übertragung des Weltmeisterschaftsspiels zwischen Italien und Mexiko an. Noch vor wenigen Monaten hatte dieses Stadion dem Taliban-Regime als Hinrichtungsstätte gedient.

Oder Hunger: Dazu ein 1998 aufgenommenes, schockierendes Bild vom 11-jährigen Jungen Kim Uen Bok in Nordkorea, der an Unterernährung leidet und nur 33 Pfund wiegt. Zum gleichen Thema, vom gleichen Kontinent, aber aus einem anderen Land ein fröhliches Foto aus Phnom Penh, Kambodscha, 2002: Die 13-jährige Chea Sophan mit ihrer Mutter, Hun Sophan, an ihrem Imbissstand.

Oder dieser Gegensatz: West Bank, Palästinenser Flüchtlingslager Jenin, 2002: Auf einem Schwarzweiss-Foto läuft ein Bewohner des Lagers durch die Hausruinen im von israelischen Militärbulldozern zerstörten Quartier Hawashin. Während der zweiwöchigen Belagerung der Israelis wurden rund 4000 Bewohner obdachlos, und mindestens 52 palästinensische Kämpfer und Zivilisten wurden getötet. Und im gleichen Kapitel “Wer soll was besitzen?” dann ein Bild von einem putzigen Schrebergarten in Zürich.

Drei Ziele

“Das Bild der Menschenrechte” visiert drei Ziele an, wie einer der Herausgeber, der Staats- und Völkerrechtler Walter Kälin, gegenüber swissinfo sagte: “Wir wollen ein breites Publikum erreichen, also kein Insider-Publikum, keine Spezialisten in Sachen internationale Menschenrechte, sondern Leute, die sich ein verständliches Bild über die Menschenrechts-Debatte machen wollen.”

Das Buch richte sich aber auch an Nichtregierungs-Organisationen (NGO), “insbesondere kleinere, die es als Instrument zur Verbreitung und Ausbildung benutzen können”. Und drittens sei es eine grosse Materialquelle, “so gross, dass sogar ich begonnen habe, sie zu benutzen, weil es derart viel Informationen darin hat”, so Kälin.

swissinfo, Jean-Michel Berthoud

“Das Bild der Menschenrechte” – 720 Seiten, über 500 Fotos, Lars Müller Publishers, 68 Fr.
Herausgeber des Buches: Walter Kälin, Lars Müller, Judith Wyttenbach.
Walter Kälin ist Mitglied der UNO-Menschenrechts-Kommission.

“Das Bild der Menschenrechte” will einen Beitrag zur Durchsetzung der Menschenrechte leisten. Das Buch versucht, alle Dimensionen der Menschenrechte zu visualisieren und greifbar zu machen.

Über 500 Farb- und Schwarzweiss-Fotos zeigen die weltweite Verletzung der Menschenrechte und den unermüdlichen Kampf für deren Wahrung. Eine umfangreiche Sammlung von Texten vertieft die Hintergründe zum Thema Menschenrechte.

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