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Der US-Dürre von 1930 auf der Spur

Farmhäuser, bevor sie unter einer dicken Staubschicht verschwinden (1930er-Jahre). NOAA George E. Marsh Album

Eine ungewöhnliche Änderungen im Windsystem löste die extreme Dürre aus, die grosse Gebiete im Mittleren Westen der USA in den 1930-Jahren zur Wüste machte. Dies fanden Schweizer Klimaforscher heraus.

Fast zehn Jahre lang, von 1930 bis 1940, spielte sich im Midwest der USA eine Klimakatastrophe ab. Es herrschte Hitze, Sandstürme fegten über das Land, Niederschläge blieben aus.

Die Folgen waren verheerend: Rund 400’000 Quadratkilometer Ackerland wurden zu Wüste, Hunderttausende Menschen mussten Farmen und Heimat verlassen und ihr Glück woanders suchen.

Phänomen entschlüsselt

Forscher der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) haben nun erstmals ein dreidimensionales Bild erstellt, auf dem sie den Verlauf der Luftströme im Vorfeld der Katastrophe rekonstruierten.

«Die Dürre in den 1930-Jahren ist sehr bekannt und ging als herausragendes Klimaereignis in die Geschichte der USA ein», sagt Stefan Brönnimann, Leiter des ETH-Instituts für Atmosphäre und Klima, gegenüber swissinfo.ch.

«Das Klima war daran beteiligt, aber seine Rolle ist noch nicht vollständig geklärt. Diese Katastrophe ist eine jener Gelegenheiten, wo wir tatsächlich von der Vergangenheit lernen können», beschreibt der Studienleiter.

Zwar haben Wissenschafter Jahrzehnte lang über das Dürre-Phänomen geforscht. Dem Mechanismus, der hinter der lang anhaltenden Katastrophe stand, kamen sie aber nicht auf die Schliche. Der Grund: Es gab bisher nur wenig Datenmaterial aus jener Zeit zu den grossräumigen Windsystemen.

Aus dem Archiv des Wetters

Das Team von Stefan Brönnimann hatte nur als erstes Zugriff auf historische Daten, die bisher noch auf die Auswertung warteten. Die Forscher digitalisierten alte Wind- und Temperaturmessungen, die damals mit Ballonen und Flugzeugen gemacht worden waren. Damit konnten Brönnimann und Kollegen die Luftströme in einer Höhe von bis zu 15 Kilometern nachzeichnen.

In der Analyse des neuen Materials kamen die Schweizer Klimaexperten der Sache nun näher. Sie stellten fest, dass ein spezieller Windstrom in geringer Höhe, der so genannte Great Plains Low-Level Jet, in besagter Periode deutlicher flacher und schwächer ausfiel als bisher angenommen. Dadurch erreichte er nicht die sonst üblichen nördlicheren Gefilde.

Verkehrte Wind-Welt

Besagter Wind stammt vom tropischen Atlantik, von wo er normalerweise feuchte Luft in das Gebiet der grossen Ebenen östlich der Rocky Mountains verfrachtet.

Die empfindliche Störung dieses Windsystems führen die Forscher auf ein Hoch zurück, das sich in jener Zeit über den Great Plains aufgebaut hatte. Die Wirkung wurde durch einen ungewöhnlichen Höhenwind (Jetstream) verstärkt, der die USA vom Pazifik Richtung Atlantik, also in entgegen gesetzter Richtung, überquerte.

«Diese Details waren bisher unbekannt, weil die Daten über den Great Plains Low-Level Jet bisher nicht verfügbar waren», sagt Brönnimann. Noch ist die Digitalisierung der Datensätze innerhalb des Modernisierungs-Programms der US-Klimadatenbank noch nicht abgeschlossen.

Ergebnisse hochaktuell

Die Erkenntnisse der Forscher über das fast 80 Jahre alte Wetterphänomen sind hochaktuell, können Klimatologen damit doch ihre Modelle für Wetterkarten und Wetterprognosen verfeinern.

«In den letzten Jahren hat es in den Grossen Ebenen und auch weiter südwestlich mehrere schlimme Dürreperioden gegeben», erwähnt Brönnimann. Die Frage sei dabei immer, wie gut die Experten solche Ereignisse voraussagen könnten.

«Wenn wir nicht in der Lage sind, Dürren ein paar Monate zum Voraus zu erkennen, können wir vielleicht wenigstens für den Zeitraum eines Jahrzehnts sagen, ob wir mehr oder weniger solche Perioden haben werden», hofft der Forscher.

Jessica Dacey, swissinfo.ch
(Übertragung aus dem Englischen: Renat Künzi)

Zwischen 1930 und 1940 wurde der Mittlere Westen der USA von einer Serie von schweren Sand- und Staubstürmen getroffen, der so genannten Dust Bowl («Staubfangglas»). Sie lösten in Ökologie und Landwirtschaft schwerste Schäden an.

Zu den Dürreschäden kam das Versäumnis der Farmer, auf ihrem Land den Wechsel der Fruchtfolge zu beachten. Dadurch erstarb der natürliche Grasbewuchs. Dieser fängt normalerweise Feuchtigkeit ein und hält den Boden zusammen.

Ohne Grasnarbe verwandelte sich die Erde in Staub. Dieser wiederum wurde vom gewaltigen Wind in riesigen Stürmen weggeblasen. 400’000 Quadratkilometer Anbaufläche wurden zu Wüste, Hunderttausende Menschen waren zum Verlassen ihrer Heimat gezwungen.

Die am meisten betroffenen Gebiete verteilten sich über Texas, Oklahoma, Teile von New Mexico, Colorado sowie Kansas.

Die Misere der Opfer war für John Steinbeck Anlass zu seinem Klassiker Of Mice and Men (Von Menschen und Mäusen).

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