Die Hälfte der Schweizer für Rauchverbot
52,2% der Bevölkerung wollen laut einer Umfrage des "SonntagsBlick" ein Rauchverbot in Restaurants, 71,1% fordern es für alle öffentlichen Gebäude.
Die Umfrage zeigt, dass der verstärkte Kampf der Behörden gegen den blauen Dunst in der Bevölkerung Akzeptanz gewinnt.
Über die Hälfte der Schweizerinnen und Schweizer – 52,2% – möchten, dass in Restaurants nicht mehr geraucht werden darf. Noch klarer ist die Zustimmung zum Rauchverbot für öffentliche Gebäude wie Bahnhofshallen oder Gemeinde-Verwaltungen: Da sagen 71,7% Ja.
Dies ergab eine vom «SonntagsBlick» veranlasste repräsentative Umfrage bei 603 Personen in der Deutsch- und Westschweiz.
Beim Bundesamt für Gesundheit (BAG), der obersten Präventionsbehörde der Schweiz, nahm man diese Ergebnisse erfreut zur Kenntnis: «Die Umfrage zeigt, dass sich die Mehrheit der Schweizer der gesundheitlichen Gefahren des Passivrauchens bewusst ist und ein Umdenken stattgefunden hat», sagte Philippe Vallat, Leiter des Tabak-Präventionsprogramms des BAG der Zeitung.
Tessin beschliesst rauchfreie Restaurants
Auch die Politik kümmert sich um die Gesundheit und das Wohlbefinden der Bevölkerung. Das Kantonsparlament des Kantons Tessin, der Grosse Rat, hat vergangene Woche beschlossen, das Rauchen in Restaurants, Bars und Discos zu verbieten.
Dass jedoch noch nicht alle Politiker auf der Linie des BAG fahren, zeigte die vierstündige, hitzige Diskussion, vor dem Entscheid, der dann aber mit grosser Mehrheit fiel.
Im benachbarten Italien ist ein Rauchverbot in Gastro-Betrieben seit Anfang Jahr in Kraft. Zu den ursprünglich von den Wirten befürchteten Umsatzeinbussen ist es deswegen aber nicht gekommen.
Gastrosuisse will Verbot verhindern
Bei Gastrosuisse, dem landesweiten Verband der Restaurateure und kleinerer Hoteliers, will man aber von einem Verbot nichts wissen. Stattdessen hat der Verband vergangene Woche eine «nationale Informations- und Motivationskampagne» lanciert, die «statt mit Verboten mit einer positiven Aktion an unsere Gäste gelangen soll».
Neu können sich Betriebe in Kategorien einteilen – Rauchfrei, Rauchfreier Raum, Rauchfreie Zeiten, Raucher – und dies auf einer Webseite kund tun.
Es wird eng für Raucherinnen und Raucher
Trotzdem dürfte der Widerstand der Gastronomie nur einen verzweifelten Endkampf darstellen, der den Bann des blauen Dunstes nicht aufhalten wird. Wer in Zukunft nach dem guten Essen noch qualmen will, muss es wohl vor der Tür tun.
Den Glimmstängel bereits nur noch im Freien anstecken dürfen die städtischen Angestellten in Genf: Dort gilt seit Ende August totales Rauchverbot in allen öffentlichen Gebäuden und Gastro-Betrieben. Die Genfer Bürgerinnen und Bürger werden im kommenden Jahr weiter über ein Rauchverbot in allen Gastro-Betrieben abstimmen.
Raucherinnen und Raucher werden zukünftig auch beim Pendeln mit dem öffentlichen Verkehr auf ihre Zigarette verzichten müssen: Ab dem 11. Dezember ist das Rauchen auch in Zügen, Bussen und Schiffen untersagt, die Aschenbecher in den Raucherwagen werden verschwinden.
Mit Rauchen aufhören
In der Schweiz rauchen rund 30% der Erwachsenen, über 1,8 Millionen Personen. Den Wunsch, mit dem Rauchen aufzuhören, äussern 6 von 10 Raucherinnen und Rauchern. Diese Gruppe hat sich von 55% im Jahr 1992 auf 61% im Jahr 2002 vergrössert. Damit haben rund 1,1 Millionen Personen das Ziel, das Rauchen aufzugeben. Dies geht aus einem Bericht über die Gesundheitsbefragungen von 1992 bis 2002 hervor, den das Bundesamt für Statistik am vergangenen Donnerstag publiziert hat.
Die Ergebnisse deuten gemäss dem Bericht auf Erfolge von präventiven Massnahmen hin. Dazu gehören die örtliche Einschränkung des Rauchens zum Schutz der Nichtraucher, preispolitische Massnahmen oder die Beratung in Arztpraxen.
swissinfo und Agenturen
Jedes Jahr tötet der Tabak-Konsum 8300 Menschen in der Schweiz.
Laut dem «SonntagsBlick» sprechen sich 52,2% von 603 Befragten für Nichtraucher-Restaurants aus. 71,1% fordern auch ein Rauchverbot in allen öffentlichen Räumen.
Dies bestätigt eine Umfrage der Universität Zürich, in der sich 75% der Rauchenden und 87% der Nichtrauchenden für Kaffees ausgesprochen haben, die mindestens zur Hälfte rauchfrei sind.
Das Bundesamt für Gesundheit hat das Ziel, bis 2007 die Zahl der Rauchenden von 32% auf 25% der Bevölkerung zu senken.
Das Schweizer Parlament muss sich mit der Erweiterung des Gesetzes über Passivrauchen befassen.
Am 12. Oktober hat das Tessiner Kantonsparlament ein Rauchverbot für alle öffentlichen Gebäude erlassen. Gastro-Betriebe müssen Raucher-Zonen schaffen.
Auch Basel-Land hat das Rauchen in öffentlichen Gebäuden verboten, in den Kantonen Graubünden und Neuenburg stehen ähnliche Projekte zur Diskussion im Kantonsparlament.
Die Genfer Bürgerinnen und Bürger werden im kommenden Jahr über ein Rauchverbot in Restaurants und Kaffees abstimmen.
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch