Die Hitze macht die Berge instabil
Permafrost nennt man Boden, wo die Temperatur das ganze Jahr hindurch unter null Grad liegt. Es gibt ihn unter und ausserhalb von Gletschern.
In der Schweiz ist beinahe doppelt soviel Landesfläche mit Permafrost bedeckt wie mit Gletschern.
«Die Hitze ist eine Katastrophe für den Permafrost und die Gletscher», sagte Wilfried Haeberli, Professor am Geografischen Institut der Universität Zürich. Weil die schützende Schneeschicht in diesem Jahr so schnell geschmolzen sei, würden Gletscher und Permafrost nun direkt angegriffen.
Der Permafrost ist je nach Lage mehrere hundert Meter dick. Seine Dicke hängt von der Temperatur ab. Pro 50 Meter ins Erdinnere nimmt die Temperatur um rund ein Grad ab. «Am Monte Rosa, wo die durchschnittliche Temperatur minus zwölf Grad beträgt, ist der Permafrost folglich über einen Kilometer dick», sagte Haeberli.
Das Matterhorn sei durch und durch aus Permafrost, wie auch die Eiger Nordwand oder das Jungfraujoch, sagte der Geologieprofessor. Wenn sich nun dieser Permafrost erwärme, sei dies wie wenn man einen Kühlschrank auftaue. «Das Wasser beginnt zu zirkulieren.» Als Folge davon könnten grössere Felspartien instabil werden.
Vielerorts Bauten gefährdet
Neben den Gefahren für Alpinisten gefährdet diese Tatsache insbesondere Bauten im Hochgebirge. «Seilbahnen, Bergstationen oder Skihütten verlieren so plötzlich den Boden unter den Füssen», sagte Haeberli. Die Konkordia-Hütte beispielsweise steht jedes Jahr etwas höher über dem Aletschgletscher, weil dieser langsam schmilzt.
Dass die Gletscher schmelzen, ist kein neues Phänomen. Das aktuelle Tauwetter verstärke aber den seit langem feststellbaren klimabedingten Rückgang des Permafrosts noch. Gemäss Haeberli bleibt genug Zeit, sich auf die Gefahren einzustellen. Aber: «Das Problem wird viel zu wenig ernst genommen.»
swissinfo und Agenturen
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