Die Katastrophe sehen: Deiss in Tsunami-Region
Bundesrat Joseph Deiss hat das Katastrophengebiet auf Sumatra besucht, um sich selber ein Bild der Zerstörung durch den Tsunami zu machen.
Deiss informierte sich auch über Schweizer Hilfseinsätze. Er bereist mit einer Wirtschaftsdelegation Indonesien und Singapur
«Auf dem Gelände zu Ihrer linken Seite sind 20’000 Leichen begraben», sagt der Reiseführer. Der Hinweis auf das Massengrab bildet den Auftakt zur Besichtigung von Bundesrat Joseph Deiss am Samstag in der Katastrophenregion von Aceh, im Norden der indonesischen Insel Sumatra.
Der Landstrich ohne Grabsteine ist der erste Kontakt der Schweizer Delegation mit den Folgen des Tsunamis. Beim Seebeben im vergangenen Dezember starben in der Provinz Aceh 125’000 Menschen.
Der Volkswirtschaftsminister ist mit seiner Ehefrau Elisabeth und einer Delegation aus seinem Departement und Wirtschaftsvertretern auf Wirtschaftsmission in Südostasien unterwegs.
Die Katastrophe sehen
«Bevor man das nicht gesehen hat, kann man sich nur schwer vorstellen, welche Grösse die Katastrophe gehabt hat», sagte ein sichtlich berührter Volkswirtschaftsminister. Es sei wichtig gewesen, hierher zu kommen, fügte er bei. Deiss zeigte sich beeindruckt von Willen der Überlebenden, ein neues Leben zu beginnen und vorwärts zu schauen.
Auch die Wirtschaftsvertreter nahm die Tour mit: «Das ist schlimmer als ein Erdbeben», sagte einer der Manager im Tross des Bundesrats. Die Delegation hielt sich während mehr als einer Stunde in der vom Tsunami zerstörten Region auf.
Drei Monate nach der Flutkatastrophe sind in dieser Gegend noch immer grosse Spuren des Seebebens zu sehen. Die Stadt scheint wie weggefegt. Der Boden ist übersäht mit Brettern, Betonpfeilern und Metall. Nur noch wenige Gebäude stehen, aber auch sie zeugen von der Katastrophe: eingefallene Mauern, eingeschlagene Fensterscheiben und Treppen, die ins Leere führen.
Engagierte Schweiz
Deiss besichtigte mehrere Wiederaufbauprojekte, die vom Bund mitfinanziert werden. Einige davon wurden bereits in Angriff genommen, die anderen befänden sich noch in der Planung, wie Daniel Beyeler von der Direktion für Zusammenarbeit und Entwicklung (DEZA) sagte.
Bundesrat Joseph Deiss besuchte zudem ein Entwicklungsprogramm von Swisscontact. Unterstützt durch das Staatssekretariat für Wirtschaft (seco) sollen kleine und mittlere Unternehmen unterstützt werden. Zuerst mit Beratung und Informationen und in einer zweiten Phase mit Finanzierung für den Wiederaufbau.
Anderen Kleinunternehmen soll der Zugang zu Bankkrediten erleichtert werden. Der Tsunami hat grossen Teilen der Bevölkerung die wirtschaftliche Lebensgrundlage vollkommen zerstört.
Treffen mit dem Präsidenten am Montag
Seine Reise führte den Bundesrat bereits nach Singapur. Im Stadtstaat hat er am vergangenen Freitag den Swiss Business Hub eröffnet.
Am Sonntag traf Deiss die indonesische Handelsministerin. Deiss-Sprecherin Evelyn Kobelt sagte, der Volkswirtschafts-Minister habe sich mit Mari Elka Pangestu am Morgen zu einem Gespräch getroffen.
Offizielle Vereinbarungen über Wirtschafts- und Wiederaufbauhilfen sollen aber erst am Montag beim Treffen mit dem indonesischen Präsidenten Susilo Bambang Yudhoyono getroffen werden.
swissinfo und Agenturen
Banda Aceh ist die Hauptstadt der Provinz Aceh im Norden der indonesischen Insel Sumatra.
Die Stadt wurde vom Tsunami am vergangenen 26. Dezember fast vollständig zerstört.
In der Provinz kamen über 125’000 Menschen ums Leben.
Die Schweizer Luftwaffe führte in der Region Hilfsflüge für die Vereinten Nationen (UNO) durch.
Swisscontact, die Schweizerische Stiftung für technische Entwicklungs-Zusammenarbeit, ist die Hilfsorganisation der Schweizer Wirtschaft und Wissenschaft.
Sie will die Armut vor allem durch Berufsbildung und die Förderung des lokalen Unternehmertums in ausgewählten Ländern bekämpfen.
Rund 80% ihres Budget wird vom Bund getragen, der Rest von privater Seite. Die KMU-Förderung erfolgt in enger Zusammenarbeit mit dem Staatsekretariat für Wirtschaft (seco).
Die Schweiz hat nach dem Seebeben 29,5 Mio. Franken für Nothilfe und den Wiederaufbau in Indonesien, Thailand und Sri Lanka gesprochen.
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch