Die meisten Alten wohnen daheim
Die Mehrheit der älteren Bevölkerung wohnt nicht in Pflegeheimen, sondern bei sich zu Hause – mit Ausnahme der Frauen über 95 Jahren.
Der Anteil der Betagten, die in Alters- und Pflegeheimen wohnen, hat sich laut einer Studie seit 1990 gar vermindert.
Frauen und Männer leben heute länger bei guter Gesundheit, heisst es in der Studie, die ein Forscherteam der Universitäten Genf und Lausanne im Auftrag des Bundesamtes für Statistik (BFS) verfasst hat.
Zwischen 1992 und 2002 erhöhte sich die Lebensdauer bei guter Gesundheit nach dem 65. Altersjahr für die Männer von 10,4 auf 12,3 Jahre, für die Frauen von 11,4 auf 13,3 Jahre.
Unterschiedliche Altersentwicklung je nach Kanton
Laut der Studie «Alter und Generationen: Das Leben in der Schweiz ab 50 Jahren», die am Dienstag in Bern vorgestellt wurde, entwickelt sich die Alterung der Bevölkerung nicht in allen Kantonen und Regionen gleichmässig.
Die ländlichen Regionen des Tessins und der Jurabogen weisen den höchsten Anteil älterer Personen auf. Städtische Zentren wie Basel seien ebenfalls von diesem Phänomen betroffen, während suburbane Regionen im Allgemeinen eine junge Bevölkerung aufwiesen.
Auch bei der Betreuung der Hochbetagten gibt es grosse kantonale Unterschiede. Die Kantone mit den höchsten Anteilen Hochbetagter in sozialmedizinischen Institutionen liegen in der Zentral- und Ostschweiz.
Westschweizer und Nordostschweizer Kantone sowie Graubünden dagegen weisen einen schwächeren Anteil heim-betreuter Hochbetagter auf. Dies sei namentlich durch die Politik bedingt, Hochbetagte möglichst lange zuhause leben und betreuen zu lassen.
Lebensprojekte nach der Pensionierung
Die Autoren der Studie bezeichnen es als eine grosse Herausforderung für die Gesellschaft, für die Zeit nach der Pensionierung ein Lebensprojekt zu formulieren.
Darin müssten die über die Jahre gemachten Erfahrungen, aber auch die allmählich auftretende Gebrechlichkeit berücksichtigt werden. Ganz allgemein müsse die Rolle der Älteren in der Gesellschaft neu überdacht werden.
Wichtig seien dabei Erfahrungsaustausch und Unterstützung. Dank ihrer intellektuellen, wirtschaftlichen und sozialen Ressourcen seien Menschen über 50 eine zentrale Stütze der Gesellschaft.
Neue Ungleichheiten als Herausforderung
Als weitere grosse Herausforderung bezeichneten die Autoren die Ungleichheiten, die sich im Laufe des Lebens akkumulierten und im Alter zu einer Zweiklassen-Gesellschaft führen könnten.
Auch müssten die Armutsbekämpfung und die Gesundheits-Förderung bei älteren Menschen politisch global angegangen werden. Mit anderen Worten, die Sozialversicherungs-Systeme müssten angepasst und eine neue Solidarität zwischen den Generationen müsse aufgebaut werden.
Solidarität brauche es aber auch, um die Ungleichheiten zwischen den Generationen ab- und ein Sicherheitsnetz für die schwächeren Glieder der Gesellschaft aufzubauen.
Die Autoren forderten auf lokaler Ebene die Schaffung von Nachbarschaftshilfen und -diensten.
swissinfo und Agenturen
Philippe Wanner und andere:
«Alter und Generationen: Das Leben in der Schweiz ab 50 Jahren»
Bundesamt für Statistik,
Neuchâtel 2005
Bestellnummer: 001-0037
Das Bundesamt bietet nebst der Publikation auf seiner Internet-Seite einen virtueller Atlas zum Thema.
Die Publikation zeigt Analysen auf.
Der virtuelle Atlas ermöglicht das Navigieren durch 150 thematische Karten.
Merkmale der älteren Bevölkerung in der Schweiz:
Vermehrt kleine Haushalte, verstärkte Mobilität des Wohnsitzes, günstigere Lebensbedingungen, bessere Gesundheit.
Diese Trends weisen auf veränderte Formen der Lebens- und Organisationsformen der Älteren und Betagten hin.
Diese sind mit neuen Chancen und Herausforderungen verbunden.
Seit 1990 sinkt der Anteil an Betagten, die in Heimen wohnen.
Zahlreiche Frauen über 95 Jahren wohnen demgegenüber in Heimen.
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