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Die Planetenforschung boomt

Die Genfer Planeten-Entdecker: Michel Mayor (rechts) und Didier Queloz. Keystone

Vor 10 Jahren haben zwei Schweizer Astronomen den ersten Planeten ausserhalb unseres Sonnensystems entdeckt – ein Ereignis, das sich als Sensation erwies.

Die Entdeckung von Michel Mayor und Didier Queloz löste in den letzten Jahren einen regelrechten Boom in der Planetenforschung aus.

Der damals entdeckte Himmelskörper ist gross wie der Jupiter und braucht vier Tage, um «51 Pegasi» – einen Stern ähnlich der Sonne – zu umrunden. «Unsere Entdeckung hat der Forschung enorme Impulse gegeben», sagt der am Genfer Observatorium tätige Michel Mayor.

Seither boomt die Planetenforschung. Neue Forschungsinstitute wurden gegründet und Satelliten zur Planetenbeobachtung ins Weltall geschickt. Resultat des Drangs nach Erkenntnis: 200 «neue» Planeten wurden seither entdeckt, und die Suche geht ungebremst weiter.

«Das 21. Jahrhundert wird unter dem Zeichen der Planetologie stehen», prophezeit Mayor.

Neuentdeckungen heute banal

Heute sei die Entdeckung eines «neuen» Planeten beinahe banal. 1995 habe noch eine ganz andere Stimmung geherrscht. «Als wir die Entdeckung des Planeten an einem Kongress in Florenz ankündigten, glaubten uns von den 150 anwesenden Wissenschaftern nur ein Dutzend», erinnert sich Queloz.

Ihre Entdeckung widersprach nämlich der damals herrschenden Lehrmeinung. Demnach wäre es unmöglich gewesen, dass ein so grosser Planet so nahe um seinen Fixstern dreht.

«Wir waren überzeugt von unseren Messungen, waren aber nicht sicher, ob wir sie richtig interpretierten», erklärt Queloz. Die Astronomen hatten plötzlich Angst, dass sie von ihren Beobachtungen zu Fehlschlüssen verleitet worden waren.

Anfängliche Unsicherheiten

Die immer wieder ändernde Geschwindigkeit von «51 Pegasi» hätte nämlich theoretisch nicht nur durch die Präsenz eines Planeten, sondern auch durch das Pulsieren des Sterns erklärt werden können. Darüber sei damals eine lebhafte Kontroverse ausgebrochen. «Niemand glaubte uns wirklich, bevor nicht Amerikaner unsere Resultate bestätigten», so Queloz.

In der Wissenschaft seien Überraschungen selten und brauchten deshalb eine gewisse Zeit, um sich als Erkenntnis durchzusetzen. In diesem Sinn hätten sie als Türöffner gedient.

Nach Bekanntgabe ihrer Entdeckung erhielten die beiden Forscher unzählige Interviewanfragen, konnten jedoch keine davon annehmen. «Da unser Artikel im Wissenschaftsmagazin ‹Nature› noch nicht erschienen war, war es uns verboten, mit Journalisten zu sprechen», erklärt Mayor. Am Ende hätten alle über den «neuen» Planeten gesprochen; nur sie, die beiden Entdecker, nicht.

Suche nach ausserirdischem Leben

«Zur Zeit befinden wir uns im goldenen Zeitalter der Entdeckung so genannter Riesenplaneten», so Queloz. Dank dem Satelliten «Kepler» erhoffen sich die Forscher in einem nächsten Schritt die Entdeckung «erdähnlicher» Planeten. In zehn bis fünfzehn Jahren werde es dann auch möglich sein, die Atmosphäre der neu entdeckten Planeten zu untersuchen.

Bis zum Nachweis von Leben in unserer Galaxie müsse man sich aber noch viel länger gedulden, glaubt Mayor. Am wahrscheinlichsten sei es, dass man ausserhalb unseres Sonnensystems irgendwann Bakterien nachweisen könne. Die Erde war vor 3,5 Milliarden Jahren zuerst von Einzellern erobert worden.

Mayor und Queloz reisten diese Woche nach Frankreich – zum Observatorium der Haute- Provence. Zur Feier des 10. Jahrestages ihrer Entdeckung, die sie an diesem Observatorium gemacht hatten, findet dort eine viertägige Konferenz statt.

swissinfo und Marc Furrer, sda

1995 entdeckten die Genfer Astronomen Michel Mayor und Didier Queloz den ersten Planeten ausserhalb unseres Sonnensystems.

Seither wurden 200 neue Planeten entdeckt.

Zur Feier des 10. Jahrestages findet am Observatorium der Haute-Provence in Frankreich eine Konferenz statt.

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