Die Schweiz hilft Haiti
Hurrikane, eine politische- und wirtschaftliche Krise und der ökologische Zusammenbruch machen dem ärmsten Land der westlichen Hemisphäre schwer zu schaffen.
Die Schweiz hilft Haiti mit humanitärer Hilfe und im Wiederaufbau.
Die beiden Hurrikane Ivan und Jeanne haben Haiti in der vergangenen Woche Tod und Zerstörung gebracht und gegen 250’000 Menschen obdachlos gemacht.
Die Naturkatastrophe hat bisher mehr als 1000 Tote gefordert, mindestens 1200 Menschen werden vermisst und ebenso viele müssen medizinisch betreut werden. Es herrscht Seuchegefahr. Die Menschen verloren Hab und Gut und ihre Perspektive für eine Zukunfnt.
Weite Teile der Stadt Gonaïves an der Nordküste sind nach wie vor überschwemmt. Auch Port-de-Paix im Nordwesten des Inselstaates ist von der Springflut und von Wasserlawinen schwer betroffen. Die Behörden in Port-au-Prince gehen davon aus, dass die Zahl der Opfer noch steigen wird.
Schweizer Hilfswerke bieten Hand
Verschiedene Schweizer Hilfswerke und das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) sind schon seit Mai in Haiti, als schwere Unwetter den Südosten des Landes überflutet hatten. Eine internationale Hilfskampagne für die Opfer der neuen Katastrophe ist angelaufen.
Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) hat 225’000 Franken für Soforthilfe gesprochen, ist mit zwei Experten vor Ort vertreten und unterstützt das Welternährungs-Programm (WFP) in Haiti mit knapp 1,2 Mio. Franken. Das WEP versorgt in Haiti insgesamt eine halbe Million Menschen.
Am schnellsten konnte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz auf die neue Notlage im Norden der Inselrepublik reagieren. Das IKRK unterhält seit Jahren eine Delegation in der haitianischen Hauptstadt, leistet medizinische Hilfe und besucht Gefangene.
Zusammen mit dem lokalen Roten Kreuz ist das IKRK jetzt im Katastrophengebiet bemüht, den Ausbruch einer Epidemie zu verhindern, die Toten zu bestatten, den Überlebenden medizinische Hilfe zu leisten und Massnahmen für sauberes Trinkwasser zu treffen.
Glückkette zählt auf Solidarität der Schweiz
Der Spendenaufruf der Glückskette stösst auf «grosses Echo», wie Senta Graf von der Glückskette gegenüber swissinfo erklärte. Es wird jedoch ein paar Tage dauern, bis klar wird, wie gross der Spendewillen für die Unwetter-Opfer ist.
Das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) fliegt am Freitag 13 Tonnen Hilfsgüter nach Port-au-Prince. SRK-Sprecher Karl Schuler hofft, dass die dringend benötigten Decken, Haushaltssortimente, Plastikplanen und Wasseraufbereitungs-Tabletten sofort auf dem Landweg ins Katastrophengebiet transportiert werden können.
Viele Zufahrtstrassen nach Gonaïves und nach Porte-de-Paix stehen noch immer unter Wasser.
Koordiniertes Vorgehen
Das SRK koordiniert seine Hilfe mit der Internationalen Föderation der Rotkreuz-Gesellschaften, der Caritas Schweiz und dem Hilfswerk der Evangelischen Kirchen der Schweiz (HEKS).
Caritas Schweiz stellt für die Nothilfe 200’000 Franken zur Verfügung. Das HEKS setzt sich mit seinen lokalen Partnern, der Methodistischen- und der Vereinigungs-Kirche, für den Wiederaufbau einer Schule in Dame-Marie ein. So können 2500 Schülerinnen und Schüler wieder unterrichtet werden.
Haiti: Arm, ausgeblutet und ökologisch zerstört
Haiti ist mit einem Pro-Kopf-Einkommen von jährlich 150 US-Dollar das ärmste Land der Hemisphäre. Erst im Februar kam es zu einem politischen Umsturz. Die Krise führte zu einem humanitären Notstand, nachdem die Bevölkerung in Haiti, in Gonaïves, in Cap Haitien und in anderen Städten Geschäfte und Banken plünderte.
Der einst beliebte Armenpriester Jean Bertrand Aristide musste auf Druck von der Strasse als Staatschef zurücktreten und ins Exil verreisen. Bis zu den Wahlen im Jahre 2005 werden die Geschicke des Landes von einer Übergangsregierung unter Gérard Latortue geleitet.
Haiti ist nicht nur sehr arm, sondern auch ökologisch ruiniert. 1950 waren noch 25% des Territoriums bewaldet. Heute beträgt die Waldfläche noch 1,4%. Zwar hat die amerikanische US-AID in den letzten Jahren mehr als 60 Mio. Bäume in Haiti gepflanzt.
Die Menschen auf dem Land und teilweise auch in den Städten können sich jedoch keine teuren Brennstoffe wie Kerosin, Öl oder Elektrizität für den Gebrauch im Haushalt leisten und verbrennen pro Jahr das Holz von 10 Mio. Bäumen.
Dem Klima ausgeliefert
Der ökologische Kahlschlag bildet zusammen mit der Armut im Land einen explosiven Mix, der in der klimatisch sehr exponierten Karibik immer wieder zu schwersten Überschwemmungen und Schlamm- und Gerölllawinen führt. Die Bodenerosion ist in Haiti inzwischen so gross, dass selbst die Wassermengen von schweren Gewittern bereits Tod und Zerstörung bringen können.
Diesen Sommer hat die internationale Staatengemeinschaft ein Hilfspaket für Haiti geschnürt. Wenn sich das wirtschaftlich, politisch und gesellschaftlich zerrüttete Land an die demokratischen Spielregeln hält, kann es mit einer Unterstützung von mehr als einer Mrd. Dollar rechnen.
swissinfo, Erwin Dettling
Glückskette: Postcheckkonto 10-15 000-6 Vermerk: «Haiti»
Die Wirbelstürme Ivan und Jeanne haben gegen 250’000 Menschen obdachlos gemacht.
Sie forderten über 1000 Tote.
Mindestens 1200 Menschen werden noch vermisst.
1200 Personen brauchen medizinische Betreuung.
Das krisengeschüttelte Haiti erhält Hilfe aus der Schweiz.
Das internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) und die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) sind mit Soforthilfe, Hilfsgütern und Personal vor Ort.
In der Schweiz stösst die Sammelaktion der Glückskette auf grosses Echo.
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