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Die Schweiz muss Lehren aus Lothar ziehen

Lothar hinterliess grosse Schneisen der Verwüstung. Keystone

Der Orkan Lothar war kein ökologisches und wirtschaftliches Desaster. Der Schweizer Wald muss aber natürlicher werden, um Stürmen zu trotzen.

Fünf Jahre nach dem Sturm hat des Umwelt-Bundesamt die Lehren gezogen. Und Empfehlungen gemacht.

Am 26. Dezember 1999, tobte der Jahrhundert-Sturm Lothar in der Schweiz mit bis zu 180 Kilometern pro Stunde. 13 Mio. Kubikmeter Holz hinterliess der Orkan.

Die enormen Sturmschäden mussten behoben werden, man fürchtete um die Schutzfunktion des Waldes.

Keine Katastrophe

Zur Bewältigung der Sturmschäden sprachen Bund und Kantone 509,5 Mio. Franken. Davon wurden bis Ende letzten Jahres 390 Mio. ausgeben.

Das Parlament genehmigte weiter einen Kredit von 45 Mio. für ein nationales Subventions-Programm, das einen Beitrag zur raschen und sinnvollen Verwendung des Sturmholzes leisten sollte.

Am Dienstag zogen die Behörden Bilanz: Der Orkan Lothar war weder ökologisch noch wirtschaftlich eine Katastrophe. Das geht aus den Forschungs-Resultaten und Empfehlungen des Bundesamts für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL) hervor, die das Parlament in Auftrag gegeben hatte.

Sturmholz zu Schleuderpreisen

Wirtschaftlich fielen die Lothar-Schäden geringer aus als vermutet. Betroffen waren 3 bis 4 Prozent des Holzvorrates im Wald.

Eine kleine Zahl von Waldbesitzern traf es allerdings hart: Sie verloren ihren ganzen Wald.

Wirtschaftlicher Schaden entstand vor allem dadurch, dass der Markt mit Sturmholz überschwemmt wurde und die Preise um rund ein Drittel sanken.

Prävention gefordert

Die erste Lehre, die es laut BUWAL aus Lothar zu ziehen gilt, ist eine verstärkte Prävention.

Gefördert werden sollen naturnahe gemischte Wälder. Diese werden weniger durch Schadstoffe geschwächt, trotzen Stürmen besser und sind dem Borkenkäfer weniger ausgeliefert.

Es brauche auch eine neue Subventionspraxis: Der Bund solle sich im Sinne des Waldprogramms Schweiz auf die Erhaltung der Schutzwälder und der Artenvielfalt konzentrieren.

Mehr Holz darf liegen bleiben

Selbst grosse Verwüstungen an sich würden noch keine Gefahr für den Wald bedeuten. Priorität gelte der Schutzfunktion des Waldes, wo Menschen und Sachwerte bedroht seien.

Als sinnvoll erachtet es das BUWAL, Sturmholz vermehrt im Wald liegen zu lassen: Umgestürzte Bäume könnten zusammen mit dem Restbestand noch immer einen Teil der Schutzfunktion übernehmen.

Dieser Vorteil sei allerdings gegen das Risiko abzuwägen, dass sich in den geworfenen Fichten der Borkenkäfer vermehrt.

«In der Schweiz werden tote, kahle Bäume vermehrt zum Waldbild gehören», hiess es.

60’000 Tonnen CO2 weniger

Insgesamt wurden mit den Bundesgeldern über 3700 Projekte unterstützt, vor allem Holzfeuerungs-Anlagen. Es wurden Investitionen in der Höhe von 196 Mio. Franken ausgelöst, wie aus dem Schlussbericht des Bundesamts für Energie hervor geht.

Die subventionierten Anlagen nutzen 87’000 Kubikmeter Energieholz pro Jahr. Dies bedeutet eine Einsparung von 60’000 Tonnen CO2, die beim Einsatz fossiler Energieträger anfallen würden.

swissinfo und Agenturen

Zur Bewältigung der Sturmschäden haben Bund und Kantone 509,5 Mio. Franken Kredite gesprochen.

Davon wurden bis Ende letzten Jahres 390 Mio. ausgegeben.

Ein Fünftel des Sturmholzes wurde im Wald gelassen, der Rest herausgeholt und verkauft.

Der Orkan Lothar im Dezember 1999 war eine Naturkatastrophe.

Der Sturm hinterliess 13 Mio. Kubikmeter Sturmholz.

Bei den Aufräumarbeiten starben 16 Personen.

Das Parlament sprach Subventionen, um die Holz-Energie-Nutzung zu verbessern.

Auch forderte es einen Bericht über die Auswirkungen des Sturms.

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