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Die Schweizer rauchen gerne – auch Joints

In Zukunft dürften weniger Leute zum Joint greifen. Keystone Archive

Rund 2 Millionen Schweizerinnen und Schweizer rauchen. Die Zahl der regelmässigen Cannabis-Konsumenten hat sich in den letzten zehn Jahren auf 250'000 verdoppelt.

Laut einer Nationalfonds-Studie hat der Cannabis-Konsum in der Schweiz jedoch bereits den Höhepunkt erreicht.

Laut Studie hat der Konsum von Cannabis in der Schweiz in den letzten Jahren dramatisch zugenommen. Dies, nachdem Personen mit weniger guter Ausbildung und tieferen Einkommen «aufgeholt» hätten. Diese Schicht kommt bei der Verbreitung von gesellschaftlichen Trends erfahrungsgemäss jeweils am Schluss.

Nach dieser Zunahme rechnet die Autorin der Doppel-Studie zum Konsum von Cannabis und Tabak deshalb nicht mehr damit, dass sich diese Zahl weiter erhöht, teilte der Schweizerische Nationalfonds (SNF) am Mittwoch mit.

Der SNF unterstützte die Studie der Schweizerischen Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme (SFA).

Bei Trendforschung abgeguckt

Die Psychologin Sandra Kuntsche von der SFA stützte sich auf ein Modell über die Verbreitung von Innovation in der Gesellschaft, um die künftige Entwicklung des Cannabis-Konsums abzuschätzen.

Danach wird ein Trend zuerst von gebildeten und gut verdienenden Männern aufgenommen, bevor er für weitere Kreise interessant wird. Da nun alle Gesellschaftskreise Cannabis konsumierten, sei eine «Stagnation auf hohem Niveau» eingetreten, schreibt Kuntsche.

Kiffen: Verdoppelung der Konsumenten

Mit der Verdoppelung auf 250’000 Cannabis-Konsumenten in den letzten zehn Jahren ist der Konsum auch bei den Bevölkerungsschichten verbreitet, die am Schluss der Ausbreitungskette stehen.

Kuntsche empfiehlt deshalb, die Prävention auf Personen mit weniger guter Ausbildung und tieferen Einkommen zu konzentrieren.

Aus der Untersuchung ging auch hervor, dass mehr als die Hälfte der 20- bis 24-Jährigen mit Cannabis Erfahrung haben.

Auswirkungen unbekannt

Konkrete Zahlen zu den Auswirkungen des Kiffens sind bis heute nicht bekannt. Es wird jedoch vermutet, dass regelmässiger und starker Konsum zu psychischen Problemen führen könnte.

So vermeldeten psychiatrische Kliniken in den letzen Jahren immer mehr Cannabis-Patienten. Sandra Kuntsche rät daher, im Schweizer Gesundheitswesen ein Beratungs-Angebot für Cannabis-Konsumentinnen und –Konsumenten zu schaffen.

Auch eine neue australische Studie bringt den Zusammenhang zwischen Cannabis-Konsum und psychischer Erkrankung hervor. Es spiele jedoch eine grosse Rolle, ob eine Veranlagung für Psychosen bestehe.

Mentalitäts-Frage

Warum die Schweiz eine derart hohe Anzahl Kifferinnen und Kiffer hat, konnten die Autoren der Studie nicht erklären. Dazu fehlten die Daten aus anderen Ländern, sagten sie gegenüber swissinfo.

Die australische Studie kommt zum Schluss, dass die Mentalität der heutigen Jugend den Cannabis-Konsum fördert: Wenig Bewegung, viel Freizeit und eine gewisse Tendenz zum Herumhängen in der Gruppe.

Die Schweizer Studie kann zur Jugendkultur keine Aussage machen, denn es wurden nur die Daten von Personen ausgewertet, die zum Zeitpunkt der Befragung 25 Jahre oder älter waren. Der Grund: Erst bei dieser Personengruppe kann der Bildungsgrad erhoben werden.

Tabak: Trendwende vor 30 Jahren

Kuntsche untersuchte gleichzeitig die Entwicklung des Tabak-Konsums, wo die Trendwende bereits vor gut 30 Jahren eingesetzt hat. Damals wandten sich Leute mit höherer Bildung vermehrt vom Rauchen ab, als dieses verbreitet in anderen Bevölkerungsschichten Einzug hielt.

Doch dies ist laut der Autorin kein Grund, bei der Prävention leiser zu treten, wie es weiter heisst. Gerade bei Frauen ohne Universitäts-Abschluss sei der Tabak-Konsum heute noch weit verbreitet. Deshalb würden in zehn bis zwanzig Jahren tabakbedingte Krankheiten bei Frauen verstärkt auftreten.

Wie der SNF weiter schreibt, rauchen heute knapp 2 Millionen Schweizerinnen und Schweizer. Bis zu 10’000 von ihnen würden es jährlich mit ihrem Leben bezahlen.

Kuntsche, die von Gerhard Gmel der SFA-Forschungsabteilung unterstützt wurde, basierte ihre Arbeit auf den Zahlen der Schweizerischen Gesundheitsbefragungen von 1997 und 2002.

swissinfo und Agenturen

250’000 Schweizerinnen und Schweizer konsumieren Cannabis.
2 Mio. rauchen Tabak.
Bis zu 10’000 Personen sterben jährlich an den Folgen des Rauchens.

Die Zahl der Konsumentinnen und Konsumenten von Cannabis hat sich in den letzen zehn Jahren in der Schweiz verdoppelt.

Kiffen ist nun auch unter Personen mit wenig Bildung und tiefen Einkommen beliebt geworden.

Die Schweizerischen Gesundheitsbefragungen von 1997 und 2002 zeigen, dass über die Hälfte der 20- bis 24-Jährigen bereits Erfahrungen mit Cannabis gemacht haben.

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