Dringende Katastrophen-Prävention
In Genf findet diese Woche eine weltweite Konferenz zur Reduzierung der Risiken der immer bedrohlicher werdenden Naturkatastrophen statt.
Mehr als 600 Regierungsvertreter, Nichtregierungsorganisationen sowie Wissenschafter werden versuchen, Vorbeugemassnahmen zu koordinieren.
«Die Häufigkeit von Katastrophen ist in den letzten Jahren signifikant gestiegen. Und wir wissen, dass eine wachsende Zahl das direkte oder indirekte Ergebnis menschlicher Aktivitäten ist.»
Dies sagte der Michael Ambühl, Staatsekretär im Departement für auswärtige Angelegenheiten in seiner Rede zur Eröffnung der Konferenz, die von der UNO-Organisation International Strategy for Disaster Reduction (ISDR) organisiert wurde.
John Holmes, Untergeneralsekretär für humanitäre Angelegenheiten der UNO, pflichtet dem Vertreter der Schweiz bei: «Die letzten 30 Jahre hat sich die Anzahl der Katastrophen verdreifacht. Die letzte Generation wurde fünfmal mehr betroffen als jene vor ihr. Im letzten Jahr waren 134 Mio. Personen von Naturkatastrophen betroffen, deren Bewältigung 35 Mrd. Dollar gekostet hat», so Holmes.
Weiter sagte er, «8 von 10 der am stärksten bevölkerten Städte der Welt befinden sich in erdbebenexponierten Gebieten und 6 von ihnen sind am Meer.» Damit unterstrich er die Dringlichkeit der Lage, die einerseits durch eine stark wachsende Weltbevölkerung (von der die Hälfte in städtischen Lebensräumen lebt), und andererseits von der Klimaerwärmung geprägt wird.
Eine Priorität für alle
«Die Reduzierung der Katastrophenrisiken muss eine Hauptpriorität für die Staaten, die Gemeinden, die Führer der Zivilgesellschaft, der Unternehmen und der lokalen Gemeinschaften werden», sagt Holmes.
Die weltweite Plattform zur Reduzierung der Katastrophenrisiken, die in dieser Woche zum ersten Mal stattfindet, soll dieser Mobilisierung als Katalysator dienen und Präventivmassnahmen anregen. Diese umfassen die Verstärkung der öffentlichen Infrastrukturen, Baustandards, Alarmierungssysteme, Evakuierungspläne und Erziehungsprogramme.
Gemäss einer von Holmes zitierten US-Studie spart jeder in Präventivmassnahmen investierte Dollar Katastrophenkosten (Hilfe und Rehabilitation) von 4 Dollar.
Die rund 600 Teilnehmer der Genfer Versammlung werden an der Umsetzung des Plans von Hyogo arbeiten, der durch die Internationale Konferenz für die Prävention von Katastrophen von Kobe im Januar 2005 beschlossen wurde.
«Die erste Priorität des Aktionsrahmens von Hyogo besteht darin, zu gewährleisten, dass die Reduzierung der Katastrophenrisiken zur nationalen und lokalen Priorität wird. Sie soll mit einer kräftigen institutionellen Basis ausgerüstet werden», sagte ISDR-Direktor Salvana Briceno.
swissinfo, Frédéric Burnand à Genève
(Übertragung und Adaption aus dem Französischen: Etienne Strebel)
Die Konferenz zur Reduktion der Katastrophen-Risiken findet vom 5. bis 7 Juni in Genf statt.
Es ist die erste Session der weltweiten Plattform für die Reduktion von Katastrophenrisiken.
Dieses Netz will die Regierungen bei ihren Verpflichtungen unterstützen, den im Januar 2005 in Kobe (Japan) beschlossenen Aktionsrahmen von Hyogo umzusetzen.
Die Landesregierung hat 1997 die Plattform Naturgefahren Schweiz ins Leben gerufen. Deren Auftrag zielt im wesentlichen in drei Richtungen:
Die Plattform setzt sich dafür ein, dass die natürlichen Lebensgrundlagen und erheblichen Sachwerte der Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz effektiv vor Naturgefahren geschützt werden. Der Erfolg der Vorbeugung wird periodisch überprüft und dokumentiert.
Weiter setzt sie sich für einen langfristigen Paradigmenwechsel im Umgang mit Naturgefahren ein. Sie will von der reinen Gefahrenabwehr zu einer Risikokultur gelangen und ökologisch verträgliche, sozial gerechte und wirtschaftlich effiziente Massnahmen fördern.
Die Plattform will Doppelspurigkeiten vermeiden und dafür sorgen, dass Synergien besser genutzt werden.
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