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Ein Schweizer als oberster Seismologe

Der Schweizerische Erdbebendienst überwacht das Land mit einer grossen Anzahl Messstationen. Keystone

Domenico Giardini ist an der Spitze des Schweiz. Erdbebendienstes und präsidiert gleichzeitig das weltweite seismische Überwachungs-Netz.

Nach dem Erdbeben vor Sumatra vervielfacht die Gemeinschaft der Seismologen ihre Sitzungen. Ein Interview.

Ausgestattet mit in der ganzen Schweiz verteilten Messstationen lokalisiert und misst der von Domenico Giardini geleitete Schweizerische Erdbebendienst Erdstösse in der Schweiz.

Der Dienst ist aber auch in der Lage, Erdbeben auf dem gesamten Planeten zu untersuchen, da er Teil ist des europäisch-mediterranen Seismologischen Zentrums der FDSN (Federation of digital Broadband seismograph networks), einem weltweiten Netz von Stationen, die Erdbeben beobachten.

Seit letztem Jahr präsidiert Domenico Giardini die FDNS. Seine Nominierung ist eine Art Anerkennung der Kompetenzen des Schweizerischen Erdbebendienstes.

swissinfo: Wie mobilisiert sich die Gemeinschaft der Seismologen?

Domenico Giardini: Vor dem Beben des 26. Dezembers standen zwei Ereignisse auf der Agenda: Die Konferenz von Kobe über Naturkatastrophen, die mehrere UNO-Agenturen einbezieht, und der dritte Erd-Beobachtungs-Gipfel (Earth Observation Summit), der Mitte Februar in Brüssel stattfindet.

Diese Ministerkonferenz soll einen auf zehn Jahre ausgerichteten Aktionsplan annehmen. Darin sollen Informationen gesammelt und Massnahmen für das ökologische Funktionieren des Planeten ausgearbeitet und verbreitet werden.

Infolge der Beben vor Sumatra sind viele weitere Sitzungen geplant worden. In Kobe beschäftigt sich eine spezielle Sitzung mit Tsunamis.

Auch die Staatengemeinschaft mobilisiert sich, um Frühwarnsysteme im indischen Ozean, im Mittelmeer und im Atlantik zu installieren.

swissinfo: Woraus besteht ein solches System?

D. G.: Man muss ein Netz von seismischen Empfängern installieren und ein System, das Unterwasser-Erdverschiebungen, die auch starke Meeres-Strömungen verursachen können, registriert.

Schliesslich brauchen wir Instrumente, die es ermöglichen, die Energie der Wellen zu messen, die durch solche Phänomene verursacht wurden.

Das heisst, ein globales System reicht nicht aus. Es bedarf auch hervorragender lokaler Alarmsysteme, um die ganze betroffene Bevölkerung warnen zu können.

swissinfo: Was macht die Schweiz im seismologischen Bereich?

D.G.: Die Schweiz arbeitet bereits jetzt viel in den Entwicklungsländern. Mit der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) gewährleisten wir die Wartung von Überwachungsnetzen in Armenien und Georgien. Wir sind auch dabei, ein Netz für Tadschikistan zu realisieren.

Wir arbeiten auch in Chile und Kolumbien. Und in Ägypten sind wir bei der Einführung eines Überwachungs-Netzes für den grossen Staudamm von Assuan dabei.

Schliesslich untersuchen wir die Möglichkeiten, andere Entwicklungsländer in diesem Bereich zu unterstützen. Wir überlegen uns auch, Schweizer Staatsangehörige im Ausland mit einem automatischen sms-Alarmsystem zu warnen.

swissinfo: Und in der Schweiz, muss man da auch noch Lücken füllen?

D. G.: Die Alarmsysteme und die Messungen zum Schutz gegen Naturkatastrophen sind sehr hoch entwickelt. Es fehlt aber ein Alarmsystem, das Flutwellen in den grossen Seen misst. Dort besteht eine Gefahr. Im Jahr 1601 hat das Erbeben in Luzern Wellen von zwei bis drei Metern verursacht. Es gab zahlreiche Schäden in den vier Kantonen rund um den See.

Aber solche Flutwellen können auch Erdrutsche verursachen. Und Städte wie Genf oder Zürich, die sich an grossen Seen befinden, könnten grosse Schäden erleiden.

swissinfo-Interview: Frédéric Burnand, Genf
(Übertragung aus dem Französischen: Etienne Strebel)

Am Dienstag hat in der japanischen Stadt Kobe die zweitägige UNO-Konferenz zur Prävention von Naturkatastrophen begonnen. Die Schweiz ist mit einer Delegation unter der Leitung von Andreas Goetz vom Bundesamt für Wasser und Geologie anwesend.

Goetz ist auch Präsident von PLANAT, der nationalen Plattform für Naturgefahren. Die Schweiz leitet an der Konferenz einen Workshop über Naturrisiken im Berggebiet.

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