Ein Stiefkind der Geschichtsforschung
Die Geschichte der Schweizer Auswanderung ist für das 20. Jahrhundert weit weniger bekannt als für das 19. Jahrhundert.
Ein neuer Sammelband des Schweizerischen Bundesarchivs verspricht nun Abhilfe.
Seit Jahrhunderten zieht es Schweizerinnen und Schweizer in die Ferne, um sich in der Fremde eine neue Heimat zu suchen – vorübergehend oder für immer.
Im vergangenen Juni registrierten die Schweizer Vertretungen im Ausland nicht weniger als rund 600’000 Ausland-Schweizerinnen und -Schweizer. Über die Hälfte von ihnen lebt in Ländern der Europäischen Union.
Von der terra incognita…
Wer sich bisher für die wechselhafte Geschichte der Schweizer Emigration interessierte, konnte lediglich für das 19. Jahrhundert auf einschlägige historische Darstellungen zurückgreifen. Das 20. Jahrhundert bildete in der Historiographie hingegen einen «Weissen Flecken».
«Die schweizerische Auswanderung des 20. Jahrhunderts ist aus Sicht der historischen Forschung terra incognita», bemerkte der Basler Historiker Georg Kreis im Schlussbericht zum 76. Auslandschweizer-Kongress 1998.
…zur terra cognita
Dies könnte sich nun ändern: Der kürzlich vom Schweizerischen Bundesarchiv herausgegebene Sammelband «Die Auslandschweizer im 20. Jahrhundert» rückt nämlich dem Forschungs-Manko energisch zu Leibe.
In über einem Dutzend Aufsätzen werden «historisch-kritische, wissenschaftliche Analysen» zu diesem «Thema von nationaler Bedeutung» geliefert, wie es in der Einleitung des Buchs heisst.
Die Artikel sind sowohl allgemeinen Fragen der eidgenössischen Auslandschweizer-Politik als auch Spezialthemen gewidmet: neben der Schweizer Emigration nach Afrika etwa der Entschädigung von kriegsgeschädigten Auslandschweizern nach dem Zweiten Weltkrieg, der Heimschaffung von Schweizer Staatsangehörigen aus Ostpreussen nach 1944, dem Verhalten der Schweizer im faschistischen Italien, der Tessiner Emigration nach Kalifornien oder auch methodischen Fragen der Auslandschweizer-Forschung.
swissinfo, Felix Münger
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