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Eine Spur zur Suchtbekämpfung

Die Genfer Forscher beschäftigen sich mit der psychischen Abhängigkeit von Kokain. RSR

Forscher der Universität Genf haben im Verständnis und der Behandlung der Kokainsucht einen Durchbruch erzielt.

Falls diese Methode gegen die psychologische Abhängigkeit auch bei anderen Süchten wirken würde, könnte sie zahlreichen Menschen helfen.

Kokain hat sich in den letzten Jahren immer mehr zur Modedroge entwickelt. Der Konsum von Kokain macht sehr schnell abhängig. Forscher der Universität Genf haben eine Methode entdeckt, die den Mechanismus der Sucht umkehren kann.

Bei süchtigen Menschen wird die Kommunikation der Nervenzellen im Gehirn verändert. Dieser Prozess konnte im Versuch an Mäusen rückgängig gemacht werden, wie die Universität Genf in einem Communiqué schreibt.

Der Effekt ist nach der Anwendung einer Substanz des Pharmakonzerns Roche eingetreten, die Camilla Bellone und Christian Lüscher von der medizinischen Fakultät erprobt haben. Die Resultate dieser Untersuchung wurden in der Aprilausgabe des US-Wissenschaftsmagazin Nature Neuroscience veröffentlicht.

«Unsere Forschungsergebnisse zeigen, dass Sucht eine Erkrankung im Gehirn ist. Und zumindest in der Theorie eröffnen sie die Möglichkeit einer Behandlung», erklärt Lüscher gegenüber swissinfo.

«Die Hauptbotschaft ist, dass diese Art der Sucht nur schwer zu behandeln ist. Mit den neuen Entwicklungen in der Neuro-Wissenschaft gibt es zurzeit vielleicht 20 neue Ideen und unsere ist eine davon», sagt Lüscher weiter.

Schlüsselrolle für die Sucht

Die Forscher hatten beobachtet, wie der Kokainkonsum die Verteilung von Glutamat-Rezeptoren in die Nervenzellen beeinflusst, was diese durchlässig für Kalzium macht. Diese Veränderung spiele eine Schlüsselrolle für die erste Etappe der Sucht.

Bei den Mäusen konnten nach Verabreichung der Substanz innert Minuten andere Rezeptoren aktiviert und damit die nicht erwünschte Kalziumdurchlässigkeit aufgehoben werden.

Hoffnung auf Medikament

Laut Christian Lüscher besteht daher die berechtigte Hoffnung für die Entwicklung eines Medikaments, mit dem Süchtige erfolgreich behandelt werden könnten. Allerdings dürfte es noch viele Jahre dauern, bevor allenfalls ein Medikament auf den Markt kommen würde. Ein solches Medikament könnte auch bei Nikotin-, Alkohol-, Amphetamin- sowie Fresssüchtigen sowie auch bei Stresspatienten zur Anwendung kommen.

Bei all diesen Krankheiten bestünden neuronale Parallelen zur Kokainsucht. Kokain mache einfach am schnellsten und zuverlässigsten süchtig. Deshalb sei bisher mit diesem Stoff geforscht worden, erklärte Lüscher weiter.

swissinfo und Agenturen

Die Schweizer Drogenpolitik basiert auf einem Vier-Säulen-Prinzip: Prävention, Therapie, Risiko-Verminderung, Repression.

Christian Lüscher von der Medizinischen Fakultät der Universität Genf hat die Idee aufgebracht, dass die Schweizer Drogenpolitik wissenschaftliche Programme in der klinischen Forschung für die Entwicklung von Medikamenten finanzieren könnte. Von der Pharmaindustrie sei diesbezüglich nämlich nichts zu erwarten.

Die Eidgenössische Kommission für Drogenfragen hat im Herbst 2005 empfohlen, die Drogenpolitik nicht allein auf die illegalen Drogen auszurichten, sondern auf alle Substanzen, die auf das Gehirn wirken, sei es Alkohol, Nikotin oder Medikamente.

Gemäss einer Umfrage aus dem Jahr 2002 der Schweizerischen Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme konsumieren 60’000 Personen in der Schweiz Heroin oder Kokain. Die Hälfte von ihnen sind abhängig.
36% der Männer und 24% der Frauen zwischen 15 und 24 Jahren haben mindestens einmal Kannabis konsumiert.
Ein Drittel der Schweizer Bevölkerung über 15 Jahren raucht Tabak.
Man schätzt, dass rund 300’000 Personen in der Schweiz alkoholabhängig sind.

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