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Eisschmelze: Übersicht über die gefährdeten Gebiete

Nach den Felsabbrüchen bei der Hörnlihütte am Matterhorn, während des Hitzesommers 2003. Keystone

Eine aktualisierte Übersicht des Bundesamtes für Umwelt über die Gebiete mit "ewigem Eis" (Permafrost) in der Schweiz zeigt, welche besiedelten Gebiete besonders gefährdet sind.

Wenn das Eis in den Alpen schmilzt, steigt die Gefahr von Bergsturz, Steinschlag und Murgang. Besonders in einigen bekannten Ferienregionen.

Am grössten ist das Risiko eines Bergsturzes für Ortschaften in tief eingeschnittenen Alpentälern. Zu diesen Orten gehöre etwa Zermatt, das auf drei Seiten von Permafrostböden umgeben sei, bestätigte Adrian Aeschlimann, Sprecher des Bundesamtes für Umwelt (BAFU), einen Bericht der «SonntagsZeitung».

Als weitere Gefahrenorte zeigt die Übersicht St. Moritz, Saas Balen im Wallis und Kandersteg im Berner Oberland. Der Ferienort St. Moritz ist ähnlich wie Zermatt von Hängen mit Permafrost umgeben. Für Saas Balen könnte der auftauende Rand eines Gletschersees oberhalb des Dorfes zum Problem werden.

Kandersteg liegt ebenfalls unterhalb eines Sees. Dort allerdings droht die Gefahr einer Flutwelle, falls abbröckelnde Felsen in den See fallen. Aus demselben Grund werden schliesslich die Siedlungen unterhalb des Grand-Dixence-Stausees als gefährdet bezeichnet.

Kettenreaktionen auch bei kleineren Stürzen

Permafrostböden kommen in der Schweiz oberhalb der Waldgrenze ab einer Höhe von 2300 Meter über Meer vor. «Vor allem an den nach Norden exponierten Schattenseiten», sagte Wilfried Haeberli in einem Interview mit der «SonntagsZeitung».

Haeberli ist Geographie-Professor an der Universität Zürich und arbeitete an der Übersicht des BAFU mit.

«Mit fortschreitendem Eisverlust nimmt die Wahrscheinlichkeit zu, dass ein Grossereignis passiert», sagte Haeberli. Dabei gehe es nicht nur um grosse Massen, sondern auch um weit reichende Kettenreaktionen mit Schäden in besiedeltem Gebiet.

Haeberli führte ein Beispiel aus dem Kaukasus an. «Dort riss im Jahr 2002 ein Fels- und Eissturz von nur wenigen Millionen Kubikmetern an einem 4780 Meter hohen Gipfel einen ganzen Gletscher mit sich.»

Es sei in der Folge zu einem gigantischen Murgang gekommen, der ein Tal über 33 Kilometer zerstörte.

Gefahrenkarte anpassen

Die Permafrost-Übersicht des BAFU geht nun an die Kantone. Diese können damit ihre Gefahrenkarten überprüfen. Gefahrenkarten zeigen Gebiete, wo ein Risiko für Bergstürze, Erdrutsche, Lawinen oder Hochwasser besteht.

Laut Haeberli handhaben die Kantone das Problem sehr unterschiedlich.

swissinfo und Agenturen

Der Permafrost (Gebiet mit ständigen Frosttemperaturen) kommt in den Alpen ab Höhenlagen von 2300 Metern vor.
Dieser Teppich von permanentem Eis und Schnee überdeckt rund 6% der Oberfläche der Schweiz.
Die Gletscherflächen selber machen rund 2 bis 3% der Landes-Oberfläche aus.
Zwischen 1985 und 2000 schmolz die Gletscherfläche um rund 18%.
Die Schweizer Gletscher schmelzen langsamer, da sie höher liegen als die restlichen im Alpenraum.

Am 14. Juli lösten sich 400’000 Kubikmeter Fels und Stein beim Eiger in der Nähe von Grindelwald im Berner Oberland.

Im Juni blockierte ein Bergsturz die Autobahn auf der Nord-Zufahrt zum Gotthard-Tunnel. Bei Gurtnellen in Uri wurden dabei zwei Touristen erschlagen.

2003 gab es einen Sturz am Matterhorn, und bei Sembrancher fiel ein Felsbrocken auf eine Galerie der Strasse des Grossen St. Bernhard.

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