Erdbeben: Risiken in Basel und Wallis am grössten
Die Gefahr für starke Erdbeben in den Kantonen Basel-Stadt und Wallis ist grösser als bisher angenommen. Das zeigt die neue Erdbeben-Gefahrenkarte der Schweiz.
Sie datiert die Schweizer Bevölkerung auf und macht gemäss den Autoren neue Sicherheits- und Schutzmassnahmen notwendig.
Ganz im Nord- und Südwesten der Schweiz ist die Erdbebengefahr am grössten: Das ganze Wallis sowie Basel sind auf der neuen Gefährdungskarte, der Swiss Hazard Map 2004, rot eingefärbt.
Die Innerschweiz und das Bündnerland sind gelb, während das Mittelland und das Tessin mit abnehmender Gefahr grünlich und blau schraffiert sind.
«Erhebliches Risiko»
«Erdbeben stellen auch für die Schweiz ein erhebliches Risiko dar», sagte SED-Leiter Domenico Giardini am Montag bei der Präsentation der neuen Schweizer Gefährdungskarte in Zürich.
Die Unterschiede zwischen den Regionen sind allerdings beträchtlich: Die Gefährdung im Wallis sei vier Mal grösser als im Tessin.
Erneuerung nach 25 Jahren
Die Swiss Hazard Map 2004 löst die alte Gefährdungskarte aus dem Jahr 1978 ab und stellt die Erdbeben-Wahrscheinlichkeit in den nächsten 475 Jahren dar.
Dabei wurden vor allem zwei Gebiete neu eingestuft: Für Basel wurde die Gefährdung leicht angehoben. Und im Wallis erstreckt sich das Gebiet der höchsten Gefährdung nicht mehr nur über den halben, sondern über den ganzen Kanton. Gesenkt wurde sie dagegen für Genf und die Bodensee-Region.
Der Ruhe nicht trauen
Die Schweiz sei in den vergangenen 30 Jahren zwar von schweren Erdbeben verschont worden, die Ruhe sei aber trügerisch, sagte Giardini.
Die Geschichte zeige, dass man in der Schweiz mit starken Erdbeben rechnen müsse. So habe sich das schwerste überhaupt in Mitteleuropa registrierte Erdebeben 1356 in Basel ereignet.
Seit der Industrialisierung sei das Schadenpotenzial rasant gestiegen. «Eine Wiederholung eines der stärkeren Beben der Vergangenheit würde heute Schäden in Milliardenhöhe anrichten.»
Nur Bundesbauten sicher
Erdbebensicher ist heute nur ein Teil der Bauten in der Schweiz. Giardini sprach sich deshalb dafür aus, dass die einschlägigen SIA-Normen nicht nur für Bundesbauten, sondern auch für kantonale und private Bauvorhaben obligatorisch werden. Gemäss ETH-Berechnungen würden die Mehrkosten nur rund ein Prozent betragen.
Für die vier Schweizer Atomkraftwerke besteht laut der Branchenorganisation swissnuclear dagegen kein Nachholbedarf. Die Schweizer AKW seien für noch viel schwerere und seltenere Erschütterungen ausgelegt als in der Erdbebenkarte dargestellt.
Gegenwärtig würden Forschungen laufen, die den maximalen Schaden eines Bebens untersuchen, das nur alle zehn Millionen Jahr eintrete.
swissinfo und Agenturen
1356 wurde Basel durch das bisher schwerste mitteleuropäische Beben teilweise zerstört. Es hatte eine Stärke von 6,5.
Bisher wurden in der Schweiz gesamthaft rund 10’000 meist leichtere Beben registriert.
Die Swiss Hazard Map 2004 stellt die Erdbeben-Wahrscheinlichkeit in den nächsten 475 Jahren dar. Sie löst die alte Gefährdungskarte aus dem Jahr 1978 ab.
In Basel und im Wallis besteht demnach die grösste Erdbebengefahr in der Schweiz.
Aufgrund der Karte lassen sich allerdings keine Beben voraussagen.
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