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Erfolg am 10. «Designers› Saturday»

"One by one" von Belux (Design: Steve Lechot); eine Skulptur aus einem Hightech-Material der Raumfahrt. designerssaturday.ch

Der Langenthaler "Designers' Saturday" hat sich längst als Treffpunkt für ein nationales und internationales Fachpublikum etabliert.

Er ist zu einer unverzichtbaren Quelle der Inspiration für die Schweizer Architektur- und Designbranche geworden.

Luxuriöse Sinnlichkeit trifft auf Perfektion und Funktionalität. Da hängen in einer alten Scheune edle Stoffe von schweren Holzbalken herunter, während auf dem Dachboden modernste Spitalbetten und Bürostühle ausgestellt sind.

Die barocken Stoffe des Textilunternehmens Christan Fischbacher stehen im Gegensatz zur klaren Linie, die der Möbelhersteller Embru seit Jahren erfolgreich verfolgt, und dennoch ist den beiden Unternehmen der Sinn für Qualität, Innovation und Kreativität gemeinsam.

Nicht von Konkurrenz ist hier die Rede, sondern von der Präsentation von heimischem Design auf höchstem Niveau.

Lustvolle Präsentation statt reiner Kommerz

Selten präsentieren sich unterschiedlichste Designer und Produzenten derart selbstbewusst und lustvoll zugleich, selten demonstrieren sie solche Harmonie wie am «Designers› Saturday» in Langenthal, der am vergangen Wochenende bereits zum zehnten Male stattgefunden hat.

Die Veranstaltung ist keine typische Verkaufsmesse, in der Umsatz und Konkurrenz im Vordergrund stehen. Vielmehr zählt der gemeinsame Auftritt, das Vorstellen von Unternehmen und neuen Produkten, der Einsatz für hoch stehendes Design und dessen Wertschätzung.

Es riecht nach Schmieröl und Farbe, nach Werkstatt, Maschinen und Lagerhallen, denn ausgestellt wird in den Fabrikhallen des Textilherstellers Création Baumann, der Firma Girsberger Sitzmöbel, des Glasverarbeiters Glas Trösch und der Teppichfabrik Ruckstuhl, den grossen Unternehmen von Langenthal sowie Gründerfirmen des «Designers› Saturday».

Kulturelle und wirtschaftliche Vitalität

Es wurde deutlich, dass trotz wirtschaftlicher Krise von einer Stagnation nicht die Rede sein kann. Im Gegenteil, kulturelle und wirtschaftliche Vitalität sind zu beobachten, wie Sergio Cavero, Kurator des «Designers› Saturday» betonte. Tatsächlich ist viel Neues zu entdecken und auch gewisse Tendenzen sind zu erkennen.

So bestimmen beispielsweise klare, kühle Formen das Möbeldesign, während barocke Üppigkeit eher in den Bereichen Beleuchtung und Textilien vorkommt. Dort geht es viel verspielter, bunter und lustvoller zu.

Man denke dabei nur an die Lampen von Frank O. Gehry (Belux), luftige, leicht zerknitterte Kugeln, oder an die Vorhangkollektion von Jeroen Vinken für das dänische Unternehmen Kvadrat, bei welchen geometrische Muster durchaus dominieren, jedoch dies mit beispielhafter Grosszügigkeit und Raffinesse.

Junge Designer im Vormarsch

Eine weitere Beobachtung am «Designers› Saturday» ist, dass junge Designer wie Noelle von Wyl und Christophe Marchand oder Louise Campbell, die für die Leuchtfirma Louis Poulsen eine Pendel-Leuchte entwickelte, renommierte Namen in den Hintergrund drängen.

So überzeugt die Stehleuchte, ein Gemeinschaftsprojekt von von Wyl und Marchand, das an den Jugendstil erinnert und dabei ein bewundernswertes Gespür für Materialien und Technologien vorweist, mehr als die Präsentation des leichtesten, stapelbaren Stuhles der Welt, ein Werk aus Balsaholz mit extrem dünner Glasfaserbeschichtung von Riccardo Blumer.

Dieser ist zwar durchaus interessant, aber derart teuer zu produzieren, dass er letztlich nicht viel mehr als eine Spielerei ist, wenn auch eine äusserst raffinierte.

Durch Witz und Spiel zum Endprodukt

Allerdings, wie Gastreferent Pierre Keller deutlich machte, entsteht durch Spiel und Witz oft hervorragendes Design.

Keller, Direktor der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Lausanne, und dessen Leiter des Departements Industriedesign, Alexis Georgacopoulos, stellten einige Arbeiten ihrer Studentinnen und Studenten vor, um zu zeigen, wie aus einer witzigen Übung letztlich gutes Design entstehen kann.

So entwickelte die Studentin Nicole Aebischer während eines Workshops, der gemeinsam mit der italienischen Möbelfirma B&B Italia im Jahre 2002 organisiert wurde, ein Möbel, das Hocker oder Tisch sein kann, und die B&B derart überzeugte, dass «Pyllon» nun in deren Sortiment geführt wird.

Nicht alle jungen Designerinnen und Designer haben so viel Glück wie Aebischer.

Verein für junge Möbeldesigner

Viele suchen erst noch nach Vertriebspartnern. Doch auch dafür kann der «Designers› Saturday» hilfreich sein. Christian Speck aus Binningen gestaltet dreidimensionale Objekte und ist daran, seine eigene Möbelkollektion aufzubauen.

Sie zeichnet sich durch schlichtes Design aus, welches durch qualitätsvolle Bearbeitung und überraschende, ausgesprochen schöne Details überzeugt. Der Tisch besitzt eine Art integrierte Schale, so dass er zugleich Abstellfläche wie Behälter ist.

Specks kleines Unternehmen namens «Formzone» ist Mitglied von Puls, einem Verein zur Förderung von neuem Schweizer Möbeldesign und zur Unterstützung junger Möbeldesign-Schaffender bei deren Durchbruch. Dank dem Verein ist es kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs) möglich, in Langenthal dabei zu sein und womöglich auch einen Vertriebspartner zu finden.

Design ist eine Notwendigkeit

Der diesjährige «Designers› Saturday» trug den provokativen Titel «Design – so what?». Er stand im Zeichen der Standortbestimmung von Design und stellte die Frage nach dessen Legitimität und Relevanz.

Als Treffpunkt für ein vor allem nationales, aber auch internationales Fachpublikum und als unverzichtbare Quelle der Inspiration für die Architektur- und Designbranche hat der «Designers› Saturday» einmal mehr erfolgreich gezeigt, dass Design, wie Sergio Cavero formulierte, eine Notwendigkeit ist.

swissinfo, Carole Gürtler, Langenthal

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