Erste Aids-Konferenz in Lateinamerika
Die Verhinderung einer weiteren Ausbreitung der Immunschwäche ist die Herausforderung der Gegenwart und zugleich Thema bei der Weltaidskonferenz vom 3. bis 8. August in Mexiko. Auch die Schweiz ist mit einer Delegation vertreten.
Der Kongress mit mehr als 20’000 Teilnehmern aus der ganzen Welt ist der erste dieser Art in Lateinamerika. Die Veranstaltung soll vor allem die Unwissenheit bekämpfen und durch Information vor den Gefahren schützen.
Aus der Schweiz wird eine Delegation von rund 60 Personen teilnehmen. Unter ihnen drei Experten des Bundesamts für Gesundheit (BAG) und weitere Vertreter verschiedener Organisationen und Universitäten.
Aus Schweizer Sicht erhofft man sich, neue Entwicklungen zu entdecken, Erfahrungen und Ideen auszutauschen. Zentrale Themen für das BAG sind: Prävention, Fortschritte bei Therapiemöglichkeiten, Menschenrechte und Solidarität.
Die Zahlen in Lateinamerika sind bei weiten nicht so bedrohlich wie etwa in Afrika. «Wir sind nicht Afrika, aber wir sind auch nicht das entwickelte Land, das einen freien Zugang zu allen Medikamenten hat», sagte der Mitvorsitzende der Konferenz, der mexikanische Virologe Luis Soto.
Weltweit sind nach dem jüngsten Aidsbericht der Vereinten Nationen 33 Mio. Menschen infiziert, zwei Drittel davon (22 Mio.) leben in Afrika südlich der Sahara. Aber auch in Lateinamerika ist Aids auf dem Vormarsch. Rund 1,7 Mio. Menschen sind dem neuen Report zufolge in der gesamten Region infiziert.
Weniger Neuinfektionen
Die Zahl der Neuinfektionen durch das Aids-Virus ist zwischen 2001 und 2007 von 3,0 auf 2,7 Mio. gesunken, teilte das Aids-Programm der Vereinten Nationen (UNAIDS) mit.
In mehreren schwer betroffenen Ländern hätten Veränderungen im Sexualverhalten und die Verwendung von Kondomen die Infektionsraten gesenkt, heisst es im kürzlich publizierten UNAIDS-Bericht.
Zwischen 2005 und 2007 sei der Prozentsatz der schwangeren HIV-positiven Frauen, bei denen eine Übertragung der Krankheit auf das Kind präventiv behandelt wird, von 14% auf 33% erhöht worden. In derselben Zeitspanne konnte die Zahl der Neuinfektionen bei den Kindern von 410’000 auf 370’000 gesenkt werden.
Kein Grund für Selbstzufriedenheit
Diese Fortschritte werden jedoch von der Tatsache überschattet, dass die Zahl der Neuinfektionen in anderen Ländern wie China, Kenia, Russland, Ukraine und Vietnam zunehmen, schreibt das UNO-Programm weiter. Auch in Deutschland, Grossbritannien und Australien sei die Zahl der Infektionen gestiegen.
UNAIDS-Direktor Peter Piot warnt vor Selbstzufriedenheit. Es seien langfristige Bemühungen notwendig, um das Problem zu lösen, sagte er weiter.
Rund 3 Mio. HIV-Infizierte erhalten eine antiretrovirale Therapie. Diese zielt darauf ab, durch eine Hemmung der Virusvermehrung das Immunsystem vor dem fortgesetzten Angriff durch das HIV-Virus zu schützen.
Diese Behandlung habe bewirkt, dass die Zahl der Aids-Toten im vergangenen Jahr abgenommen habe. Im Jahr 2007 seien 2 Mio. Menschen durch die Seuche gestorben nach 2,2 Mio. im Jahr zuvor.
Stabilisierung in der Schweiz
In der Schweiz sei eine Tendenz zur Stabilisierung der Zahlen festzustellen, teilte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) mit. Bei den Frauen sei Zahl der HIV-Infektionen nur leicht höher als im vergangenen Jahr.
Demgegenüber nehme die Zahl bei den heterosexuellen Männern stärker zu. Ausgehend von den Zahlen des ersten Halbjahres könnte die Gesamtzahl der neuen Fälle höher sein als letztes Jahr. Das BAG rechnet für das laufende Jahr mit insgesamt 800 Fällen nach 750 im 2007.
swissinfo und Agenturen
33 Mio. Infizierte, 2,7 Mio. Neuinfizierte, 2,0 Mio. Tote
Afrika südlich der Sahara: 22,0 Mio. Infizierte, 1,9 Mio. Neuinfizierte, 1,5 Mio. Tote
Naher Osten und Nordafrika: 380’000, 40’000, 27’000
Süd- und Südostasien: 4,2 Mio., 330’000, 340’000
Ostasien: 740’000, 51’000, 40’000
Ozeanien: 74’000, 13’000, 1000
Lateinamerika: 1,7 Mio., 110’000, 63’000
Karibik: 230’000, 20’000, 14’000
Osteuropa und Zentralasien: 1,5 Mio., 110’000, 58’000
West- und Zentraleuropa: 730’000, 27’000, 8000
Nordamerika: 1,2 Mio., 54’000, 23’000
(Schätzungen der UNAIDS für 2007)
Angesichts der Anzahl positiver HIV-Tests im ersten Halbjahr erwartet das Bundesamt für Gesundheit (BAG) 2008 rund 800 neue HIV-Fälle.
Nach Jahren des Rückgangs steigen die neuen Infektionen seit 2006 wieder leicht an.
Im ersten Halbjahr 2008 wurden dem BAG 342 positive HIV-Tests gemeldet. In der Vorjahresperiode waren es 333 Fälle. 2007 wurden 763 positive HIV-Tests registriert.
Bei 94 Personen brach die Immunschwächekrankheit Aids im ersten Halbjahr 2008 aus. Im Vorjahr waren es mit 93 fast gleich viele gewesen.
Die Zahl der Todesfälle von Personen mit Aids ging aufgrund des Einsatzes von neuen Medikamenten in den letzten Jahren stark zurück.
Bis Ende Juni 2008 erhielt das BAG Meldung von 12 Todesfällen mit Aids oder HIV. 1994 waren noch 686 Todesfälle registriert worden.
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