Erstes Abkommen über CO2-Emission mit der Industrie
Die Schweizerische Zementindustrie hat mit Umweltminister Moritz Leuenberger eine Vereinbarung zur Reduktion der CO2-Emissionen unterzeichnet.
Es handelt sich um die erste freiwillige Zielvereinbarung mit der Industrie.
Die Schweizerische Zementindustrie (cemsuisse) verpflichtet sich gegenüber dem Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation UVEK, die CO2-Emissionen durch fossile Brennstoffe von fast 1,33 Mio. Tonnen 1990 bis 2010 um 44,2% auf 740’000 Tonnen zu reduzieren. Das würde die Zementwerke von einer möglichen CO2-Abgabe befreien.
Bei den sogenannt «geogenen» Emissionen, die nicht beim Verbrennen fossiler, sondern aus der Verarbeitung des Rohmaterials Kalkstein resultieren, verpflichtet sich cemsuisse ebenfalls zu einer Reduktion von rund 2,53 Mio. auf 1,76 Mio. Tonnen Kohlendioxid (-30,3%) bis 2010. cemsuisse strebt zusätzlich eine Reduktion um weitere 213’000 Tonnen CO2 an.
Die Gesamtreduktion von damit total 1’563’000 Tonnen Kohlendioxid entspricht mehr als einem Drittel der 4,3 Mio.Tonnen, deren Einsparung im CO2-Gesetz angestrebt wird.
Kein allzu grosses Risiko
Die Vertreter der cemsuisse räumten ein, dass sie mit den Verpflichtungen kein allzu grosses Risiko eingingen. Die Ziele seien grösstenteils heute bereits erreicht.
cemsuisse-Präsident Leo Mittelholzer sagte, in den vergangenen zwölf Jahren habe die Zementindustrie über 150 Mio. Franken investiert, um den Einsatz alternativer Brennstoffe wie Trockenklärschlamm, Tiermehl, Altöl, Lösungsmittel, Pneus und anderes zu erhöhen. Die Schweiz stehe bezüglich nachhaltiger Zementproduktion weltweit an der Spitze.
Nicht ganz selbstlos
Ganz selbstlos ist das Engagement der Zementindustrie jedoch nicht: Auch für die Unternehmen kommt der Einsatz alternativer Brennstoffe billiger als fossile, wie die Verantwortlichen sagten.
Nun gelte es, in den kommenden Jahren den hohen Anteil an alternativen Brennstoffen zu halten und neue alternative Brennstoffe zu finden, sagte cemsuisse-Direktor Georges Spicher.
Novum soll Schule machen
Die Zielvereinbarung mit der Industrie sei ein Novum, sagte Bundesrat Moritz Leuenberger. Laut Leuenberger sind derzeit rund 30 weitere freiwillige Vereinbarungen mit Branchen in Vorbereitung.
Freiwilligkeit ist der erste Schritt in der Umsetzung des CO2-Gesetzes. Kann das angestrebte Ziel, 10% weniger Kohlendioxid (CO2) als 1990 im Jahr 2010, so nicht erreicht werden, wird eine CO2-Abgabe eingeführt.
Das CO2-Gesetz ist eines der Instrumente, mit dem das Kyoto-Protokoll umgesetzt werden soll. Die Schweiz verpflichtete sich, den Ausstoss der sechs klimawirksamsten Gase von 1990 bis 2010 um insgesamt 8% zu reduzieren.
swissinfo und Agenturen
1990: 1’326’253 Tonnen CO2-Emissionen
Bis 2010: 740’000 Tonnen
«Geogene» Emissionen: Reduktion von 2’524’283 auf 1’760’000 Tonnen
Die Zementindustrie ist die erste Industriebranche, mit der das Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) eine Zielvereinbarung unterzeichnet. Vor einem Jahr wurde mit den Automobilimporteuren eine Vereinbarung zur Senkung des spezifischen Verbrauchs von Neuwagen abgeschlossen.
Im laufenden Jahr sollen 30 solche Abkommen getroffen werden. Die freiwilligen Vereinbarungen gehören zur ersten Phase der Umsetzung des CO2-Gesetzes. Sie dauert bis zu einer möglichen Einführung der CO2-Abgabe.
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