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Es harzt mit der Innovation in der Schweiz

Bertrand Piccards Solarflugzeug. EPFL

Führende Köpfe aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft verlangen, dass in der Schweiz Innovationen ein hoher Stellenwert zugewiesen wird.

Am zweiten «Swiss Science Forum» in Bern ging es um die Frage: Was kann die Wissenschaft zum Wirtschafts-Wachstum beitragen?

«Innovationsprozesse kommen in der Schweiz nicht vom Fleck», sagte Charles Kleiber, Staatssekretär für Wissenschaft und Forschung am Swiss Science Forum in Bern. «Aber das sollten sie.»

Der Grund dafür sei, dass 60 bis 70% des Wirtschaftswachstums durch Innovation geschaffen werden und weil 45% der Firmen, welche für den Wohlstand der Schweiz in rund 15 Jahren verantwortlich sein werden, erst noch gegründet werden müssten, erklärte Kleiber weiter.

Damit die als hochstehend bekannte Schweizer Forschung einen substanziellen Beitrag an das Wirtschaftswachstum leisten könne, müsse die Innovationskultur dynamisiert und verbessert werden. Kleiber weiter: «Wir benötigen eine nationale Innovationsstrategie.»

Heute seien die Strukturen so komplex. «Ich selber verstehe sie kaum», so Kleiber, der im Januar die Leitung des neu geschaffenen Staatssekretariats für Bildung und Forschung (SBF) übernimmt.

Kritiker bemängeln am Schweizer Bildungssystem auf Hochschulstufe, dass die 10 Universitäten unter kantonaler Hoheit und die beiden Hochschulen unter Bundesaufsicht zu viele Doppelspurigkeiten aufwiesen, anstatt sich auf Kernfakultäten zu spezialisieren.

Verändern, nicht blockieren

Dieser Meinung war auch der St. Galler Wirtschaftsprofessor Franz Jäger. Er sagte, es sei an der Zeit, die Angebote zu straffen, um endlich die Vision einer «Uni Schweiz» zu verwirklichen.

Das würde eine rationellere Neuverteilung der akademischen Lehrkörper unter den Hochschulen nach sich ziehen, sagte Jäger. Damit würden echte «Hochleistungs-Zentren» geschaffen.

Dagegen opponieren aber die Studenten. Ihre Vertretung betonte kürzlich, sie werde sich jedwelcher Schliessung von Fakultäten widersetzen.

Auch Krishna Nathan, Direktor am Forschungslabor von IBM in Zürich, hob die Bedeutung der Innovationsfähigkeit des Forschungsplatzes Schweiz hervor. Sie sei zentral für den künftigen Erfolg des Wirtschafts-Standortes Schweiz.

«Eines der grössten Probleme, die wir heute in der Schweiz haben», so Nathan, «ist unsere aktuelle Politik». Sie habe so lange so gut und erfolgreich funktioniert. «Warum also etwas ändern?»

«Bis heute haben wir uns darauf konzentriert, die Qualität und Leistungsfähigkeit der Institute zu optimieren», sagte Nathan. «In Zukunft aber müssen wir unser ganzes Augenmerk auf die Innovationskraft richten. Sie muss die Strategien der Zukunft bestimmen.»

Innovator Piccard

Der Schweizer Arzt und Psychiater Bertrand Piccard, der als erster die Welt im Heissluftballon umrundete, schlug einen Weg vor, wie sich die Schweiz international einen Namen schaffen könnte: durch nachhaltige Entwicklung.

«Wenn die Schweiz sich wirklich in der Spitze der wissenschaftlichen Forschung bewegen und international profilieren will, dann kann sie das besonders im Bereich der nachhaltigen Forschung und Entwicklung tun», sagte Piccard wörtlich.

Was er damit meinte, sagte er auch gleich: Nach seiner Erdumkreisung im Heissluftballon wolle er nun das selbe 2007 mit einem Solarflugzeug tun.

swissinfo, Chris Lewis
(Übertragung aus dem Englischen: Urs Maurer)

Das zweite «Swiss Science Forum» war dem Thema «wie kann die Wissenschaft zum Wirtschaftswachstum beitragen» gewidmet.
Das Forum wurde vom Kommunikationsunternehmen Science.com organisiert.
Aus den beiden Einheiten «Gruppe für Wissenschaft und Forschung» (GWF) und dem «Bundesamt für Bildung und Wissenschaft» (BBW) entsteht per 1. Januar 2005 das Staatssekretariat für Bildung und Forschung SBF.

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