Expo: Was bleibt
"Alles muss verschwinden", lautet die Losung der Expo-Leitung. So schnell als möglich sollen alle Spuren der Landesausstellung aus dem Dreiseen-Land getilgt werden.
Diese Unnachgiebigkeit hat rechtliche und finanzielle Gründe.
Die Expo wurde in die Herzen der Städte gebaut und direkt an die Seen. Egal ob in Yverdon, Murten, Neuenburg oder Biel: Die Expo steht – nicht bauzonenkonform – in geschütztem Gebiet.
Die Baugenehmigungen waren also provisorisch und bezogen sich nur auf 159 Tage – den Zeitraum der Landesausstellung. So steht beispielsweise der Monolith mit der Bewilligung eines Schiffes im Murtensee.
Dauerhafte Genehmigungen wären nicht zu erhalten gewesen; schon gar nicht innert nützlicher Frist. «Man hätte noch keinen einzigen Stein auf den andern gelegt», sagt Expo-Baudirektor Ruedi Rast gegenüber swissinfo.
Vergänglich macht günstig…
Nicht für die Ewigkeit, sondern nur für die Dauer einer Landesausstellung zu bauen, machte auch alles erheblich günstiger. So wurden für die Gebäude weitgehend Container und Gerüste benutzt. Und das Metall – mit Ausnahme der Wolke in Yverdon – wurde nicht gegen Korrosion behandelt.
Die Dächer des «Palais de l’Equilibre» oder die luftgefüllten Hüllen der «Galets» in Neuenburg wurden ebenfalls nicht winterfest konstruiert.
… und bürgt für Kreativität
Baudirektor Rast bringt eine weitere, philosophische Komponente ein. «Elemente, die bleiben würden, wären Ruinen, die aus ihrem Kontext gerissen wurden», gibt er zu bedenken. «Es ist vielleicht besser, die Legende, die virtuelle Realität wachsen zu lassen, ohne sie durch Rückstände zu behindern.»
Positive Seiten gewinnt Rast der Vergänglichkeit auch ab, wenn er sich an die Planungsphase zurückerinnert: «Weil alles weggeräumt wird, hatte niemand eine mögliche Verwendung im Hinterkopf, beispielsweise als Multifunktions-Saal oder als neues Stadt-Viertel.»
Die Architekten-Teams hätten so viel freier entwerfen und arbeiten können. «Das erlaubt es, solch wunderbare Sachen wie einen schwimmenden Monolithen oder eine Wolke zu erfinden.»
Begehrlichkeiten geweckt
Aber gerade wegen der aussergewöhnlichen Dimensionen scheint die lokale Bevölkerung Gefallen an den Expo-Bauten gefunden zu haben – und möchte sie in die Zeit nach der Expo retten.
«Ich begreife solche Reaktionen, sie ist sogar ein Lob für uns», so Rast.
Bürgerinitiativen für Expo-Bauten
Der «Palais de l’Equilibre» in Neuenburg galt lange Zeit als der begehrteste Pavillon. Zwar wurde ein Komitee gegründet, um den riesigen Holzbau in Neuenburg zu behalten, das Stadtparlament wollte aber nichts davon wissen.
Übernahmewünsche haben der Kanton Genf und das Kernforschungszentrum CERN geäussert. Der Bund als Eigentümer wird im November über das Schicksal des Palais befinden.
Monolith und Gold-Pavillon in die Zentralschweiz?
Für den Monolithen in Murten ist ein neuer Standort im Vierwaldstädtersee denkbar. Die Leitung der Glasfabrik in Hergiswil in Nidwalden möchte daraus ein Ausstellungsgebäude und Museum machen. Allerdings dürften die Kosten noch etliches Kopfzerbrechen bereiten.
Die Wolke in Yverdon wollen Stadt, Kanton und private Partner zu einem Science-Fiction-Museum umfunktionieren. Der Architekt der Wolke widersetzt sich allerdings dem Fortbestand der für eine kurze Zeitdauer gebauten Struktur.
Bereits besiegelt ist der Übernahme-Vertrag zwischen der Nationalbank und der Luzerner Gemeinde Flühli. Die Gemeinde bezahlt nur Abbau und Transport des Nationalbank-Pavillons und kommt so zu einem neuen Mehrzweckgebäude.
Die Goldplatten werden allerdings vorher abmontiert und für einen gemeinnützigen Zweck versteigert.
Straffer Fahrplan
Was auch immer mit den Gebäuden passiert, der Fahrplan für den Rückbau steht. Bis im Juni 2003 wird die Arteplage Yverdon wieder in den ursprünglichen Zustand versetzt werden.
In Murten dauern die Abbauarbeiten des Monolith-Fundamentes bis Oktober 2003, während in Biel die Plattform erst Ende des kommenden Jahres fertig demontiert ist. Am längsten wird der Expo-Abbau in Neuenburg dauern. Dort soll die Demontage erst Mitte Sommer 2004 fertig sein.
swissinfo, Bernard Léchot und Agenturen
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