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Fast jedes zehnte Kind kommt zu früh

Zu früh geborene Zwillinge im Brutkasten. Keystone

Die Schweiz weist eine der höchsten Frühgeburtenraten Europas auf. Fachleute führen dies auf das gestiegene Alter der Mütter zurück. Aber auch die Mehrlings-Geburten haben Anteil daran.

Gemäss dem Bundesamt für Statistik kommen 90% der Neugeborenen in der Schweiz termingerecht zur Welt. 9% sind «Frühchen» und ein Prozent kommt nach dem Termin.

Laut Hans Ulrich Bucher, Professor für Neonatologie an der Universität Zürich, ist die Zahl der Frühgeburten in den vergangenen Jahren vermutlich gestiegen. Das sei aber nicht zu belegen, da Zahlen fehlten.

Noch höher als in Österreich und der Schweiz sei die Zahl der Frühgeburten in den USA. Dort sei sie als Indikator für die Qualität des Gesundheitswesens zu werten und habe in der jüngeren Vergangenheit nachweisbar zugenommen.

Im Gesundheitswesen der USA sei alles heruntergefahren worden. Darunter habe besonders die Versorgung ärmerer Schichten und deren Betreuung während Schwangerschaften gelitten.

Alter der Mütter spielt eine Rolle

Für die Schweiz sei dies nicht der Fall, sagte Bucher weiter. Die vermutete Zunahme und die hohe Zahl der Frühgeburten sei zum einen mit mehr Mehrlings-Geburten zu erklären. Zum anderen spiele das höhere Alter der Mütter bei der ersten Geburt eine Rolle.

Zu früh geborene Kinder hätten Startschwierigkeiten, fügte Bucher an. Sie müssten hospitalisiert werden, was nicht zuletzt das Gesundheitswesen belaste.

Von den 72’125 Spitalgeburten des Jahres 2004 erfolgten 90% termingerecht, wie eine am Montag veröffentlichte Studie des Bundesamtes für Statistik ausweist. 9% waren Frühgeburten und 1% übertragene Geburten.

Bei den Mehrlingen (3,5% aller Säuglinge)kamen in der Schweiz sogar nur 39% am Termin zur Welt, 61% waren Frühgeburten. Die «Termingeborenen» waren durchschnittlich 3372 Gramm schwer und 49,6 Zentimeter gross.

Frühgeborene wogen im Mittel 2500 Gramm und waren 45,7 Zentimeter lang.

Immer mehr Kaiserschnitte

Der Geburtszeitpunkt wird deutlich von der Medizin beeinflusst. An den Wochenenden kommen weniger Kinder zur Welt als an den übrigen Wochentagen, zwischen 8 und 9 Uhr morgens mehr als zu den übrigen Tageszeiten. Diese Häufung ist durch geplante Kaiserschnitt-Geburten bedingt.

Die Mehrheit der Kinder kommt gesund und ohne Komplikationen auf die Welt. 2,8% der Kinder weisen eine Fehlbildung auf. Die wichtigsten waren Fehlbildungen des Herzens bei einem auf 224 und Fehlbildungen des Harnleiters bei einem auf 629 Säuglinge.

Die häufigste Komplikation während oder kurz nach der Geburt ist die – häufig harmlos verlaufende – Neugeborenengelbsucht (Ikterus) bei 7% der Kinder. Eine Atemnot während der Geburt oder in der ersten Lebenszeit trat bei 3,5% der Lebendgeborenen auf.

swissinfo und Agenturen

Die Fertilitäts- oder Geburtenrate (durchschnittliche Anzahl Kinder pro Frau) liegt in der Schweiz bei 1,44.

Damit liegt die Schweiz in Europa im Mittelfeld.

An der Spitze stehen viele Entwicklungsländer, angeführt von den afrikanischen Staaten Mali (7,38), Niger (7,37) und Uganda (6,84).

Unter den entwickelten Ländern weisen die USA (2,09), Frankreich (1,92) und Island (1,91) relativ hohe Geburtenraten auf, dagegen sind Italien (1,31), Spanien (1,29) und Litauen (1,21) wenig produktiv.

Weltweit am Schluss stehen bei der Geburtenrate China (1,12) und Singapur (1,07).

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