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Felssturz und Wintereinbruch behindern Nord-Süd-Achse

Zwei Tote - aber es hätte noch schlimmer kommen können. Keystone

Viele Schweizer Alpenübergänge sind für den Verkehr gesperrt. Verschlimmert wird die Situation durch einen Felssturz am Gotthard, der den Nord-Süd-Verkehr zusätzlich behindert.

Weiter haben Kälte, Schnee in den Bergen und starke Regenfälle im Flachland auf der Alpennordseite eine winterliche Atmosphäre geschaffen.

Ein Felststurz hat am Mittwochmorgen um 6:45 Uhr im Kanton Uri die Autobahn und die Kantonsstrasse verschüttet. Mehrere zimmergrosse Felsblöcke und unzählige kleinere Steinbrocken stürzten auf Autobahn und Kantonsstrasse.

Ein in Richtung Süden fahrender deutscher Personenwagen wurde getroffen. Er ging in Flammen auf. Die beiden Insassen, ein Ehepaar, kamen ums Leben. Glücklicherweise befuhren in diesem Augenblick nicht mehr Autos die Unglücksstelle.

Die Nord-Süd-Achse am Gotthard bleibt vorderhand gesperrt. Auf der San-Bernardino-Route droht der Kollaps. Ob allenfalls die starken Niederschläge den Felssturz ausgelöst haben, bleibt im Moment noch offen.

Winter gibt noch nicht auf

Einen Tag vor dem meteorologischen Sommeranfang hat sich die Schweiz am Mittwochmorgen oberhalb von 1000 Metern Höhe noch einmal im Winterkleid präsentiert.

Die Pässe Grimsel, Klausen und Nufenen blieben laut der Verkehrsinformation Viasuisse gesperrt, und auf dem Flüela kamen die Autos nur mit Schneeketten voran.

Schneebedeckte Fahrbahnen wurden von acht weiteren Pässen gemeldet. Das Davoser Lawineninstitut rechnete bis Freitag am Alpennordhang mit einem weiteren Schneezuwachs von bis zu einem halben Meter in Höhen von über 1800 Meter.

Schlechtwetter in Serie

Nach zwei verregneten Vormonaten tanzt dieses Jahr auch der Mai bis zum Schluss nicht aus der Reihe.

So wurde in den letzten Tagen Schneetreiben bis auf 800 Meter hinunter beobachtet. Und sogar der Hauptsitz der «Wetterfrösche» von MeteoSchweiz auf 556 Metern Höhe am Zürichberg meldete Graupelschauer.

Die Meteorologen schätzen, dass sich die Niederschläge erst im Lauf des Donnerstags ein wenig abschwächen dürften.

Eindrückliche Regenmengen

Auch die seit dem vergangenen Sonntagmittag gemessenen Regenmengen sind bemerkenswert: An der Klimastation Einsiedeln wurden 90 Liter pro Quadratmeter gesammelt, was laut MeteoSchweiz für den Monat Mai einem 20-jährigen Ereignis entspricht.

Ähnlich grosse Mengen gab es in einem Streifen vom Haslital über die Region Engelberg und den Kanton Schwyz bis zum Toggenburg. In den übrigen Gebieten goss es verbreitet 55 bis 75 Liter.

SMS-Alarm in der Berner Matte

Im Berner Mattequartier lösten die Behörden am Montagabend um 21.00 Uhr erstmals den SMS-Alarm aus, der nach den verheerenden August-Überschwemmungen von 2005 eingeführt worden war. Die Anwohner wurden angehalten, die Keller zu kontrollieren.

Die Lage blieb aber vorerst ruhig. Der Durchfluss der Aare am ging am Dienstagnachmittag von rund 320 Kubikmeter pro Sekunde auf 313 Kubik zurück.

Auch seien bisher keine der befürchteten Grundwassereinbrüche gemeldet worden, die Lage werde aber weiter überwacht, sagte ein Sprecher der Berufsfeuerwehr Bern. Entwarnung könne auf Grund der Wetterprognosen noch nicht gegeben werden.

In Stans trat der Kniribach über die Ufer und machte einen Feuerwehreinsatz nötig. Im Entlebuch wurde die Strasse Entlebuch – Schachen wegen Erdrutschgefahr gesperrt.

Kein 2001-Szenario

Regen und Temperaturen von weniger als fünf Grad liessen aber auch im Flachland der Alpennordseite keine Sommerfreuden aufkommen. Nach den Prognosen von MeteoSchweiz soll es aber spätestens am Pfingstsonntag von Westen her wieder deutlich wärmer werden.

So dürfte sich zumindest das Szenario von 2001 nicht wiederholen: Damals fiel Pfingsten ebenfalls auf das erste Juni-Wochenende, und am Montag gab es im Norden Schnee bis auf 800 Meter Höhe hinunter.

Erholte Grundwasserstände

Die Grundwasserstände in der Schweiz haben sich dank den verregneten Monaten März und April erholt und liegen zurzeit meist über dem langjährigen Mittel. Die Entspannung folgt auf zwei Jahre anhaltender Niederschlagsdefizite nach dem Hitzesommer 2003, wie aus der Abteilung Hydrologie im Bundesamt für Umwelt verlautete.

Im Flachland der Alpennordseite und im Unterwallis fielen im März und April verbreitet mehr als 200% des normalen Niederschlags. Im April entspannte sich damit nach dem trockenen Winter die Lage bei den Grundwasserständen auf der Alpennordseite.

Die milde Witterung und die Schneeschmelze in mittleren Lagen unterstützten die Neubildungvon Grundwasser.

swissinfo und Agenturen

Gemäss dem Eidgenössischen Institut für Schnee- und Lawinenforschung in Davos sind so tiefe Schneefallgrenzen und Schneefall-Quantitäten wie in diesen Tagen gemessen für diese Jahreszeit abnormal aber nicht extrem selten.

Das Institut erinnert daran, dass solche Temperaturstürze in den Bergen im Frühling und Herbst nichts Aussergewöhnliches sind.

In den letzten Tagen fielen in den nördlichen Alpen auf 3000 Meter Höhe 30 bis 60 Zentimeter Schnee. Zwischen 2000 und 3000 Metern fielen rund 30 Zentimeter.

Aber auch im auf rund 1000 Meter Höhe gelegenen La Chaux-de-Fonds lagerten sich einige Zentimeter Schnee ab.

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