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Genfersee-Region schöpft Potenzial nicht aus

Von Genf bis Montreux (Bild) wächst die Seeküste zu einer Metropole zusammen. Keystone

Die Genfersee-Region schöpft laut "Avenir Suisse" ihr wirtschaftliches Potenzial nicht aus. Dies im Gegensatz zur Region Basel.

Der wirtschaftsnahe Think Tank formuliert einige Vorschläge, wie die regionale Entwicklung verstärkt werden könnte.

In den Kantonen Genf und Waadt sowie im französischen Hoch-Savoyen leben 1,8 Mio. Menschen, hält die am Mittwoch präsentierte Studie fest.

Die Region hätte laut «Avenir Suisse» das Potenzial, die Dimensionen einer richtigen Metropole zu erreichen und könnte auf Grund ihres Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstums andere schweizerische und sogar ausländische Metropolen konkurrieren.

Enttäuschende Performance, wenig Identität

Doch wirtschaftlich scheint die malerische Gegend um den Genfersee Terrain zu verlieren: Das Bruttoinlandprodukt pro Kopf betrage im Genferseegebiet 56’700 Franken, schreibt Avenir Suisse.

In der Agglomeration Basel seien es hingegen 80’000 Franken. «Die Region Basel verfügt über eine Pharmabranche mit Fabriken, Laboratorien und Zuliefer-Betrieben, was viel Mehrwert generiert», sagt Cedric van der Poel, einer der beiden Autoren der Publikation mit dem Titel «Le feu au Lac» – einem Waadtländer Ausdruck für «Höchste Dringlichkeit».

Die regionale Wirtschaft rund um den Genfersee sei, so Avenir Suisse, nicht auf der Höhe, und das Wirtschafts-Potenzial bleibe schlecht genutzt.

Auch identitätsmässig schneide die Region schlecht ab, da die Politik fragmentiert bleibe und eine gesamtregionale «Regierbarkeit» fehle.

Das Prestige von Genf

Im Jahr 2002 haben die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger der Kantone Genf und Waadt ein politisches Zusammengehen der beiden Kantone deutlich abgelehnt. In den Weinberg-Gebieten bei Lausanne kam nicht einmal eine Fusion einiger Kleingemeinden zu Stande.

«Die Region Basel nützt die Verträge von Karlsruhe richtig aus, die von der Schweiz, Deutschland und Frankreich 1996 unterzeichnet worden sind», sagt von der Poel. «Somit werden Verkehrs- und andere Aufgaben richtig aufgeteilt.»

Andererseits vermag die Region Genfersse dank den internationalen Organisationen ihr Prestige zu erhalten. Dennoch verstärke sich die Konkurrenz anderer metropolitaner Grossregionen.

Vorschläge: Vom Verkehrsnetz bis zur Universität

Um die regionale Identität urbaner zu gestalten und die Wirtschaft anzukurbeln, müsse unter anderem das Verkehrsnetz nach dem Vorbild anderer europäischer Metropolen ausgebaut werden, schlägt «Avenir Suisse» vor.

Die peripheren Städte müssten besser eingebunden werden, da dort 4 von 5 Einwohnern der Region leben.

Auch müssten sich die Universitäten der Gegend mehr an den wirtschaftlichen Realitäten ausrichten: Cluster-Bildungen, die sich nach den wichtigen Branchen der Region richten seien angesagt.

Eine politische Reform ist nach Ansicht von «Avenir Suisse» ebenfalls notwendig: Anzustreben sei eine grenzübergreifende Zusammenarbeit. Zudem müssten kleine Gemeinden miteinander fusionieren.

Die Wirtschafts-Förderung müsste sich auf Unternehmen im Hochtechnologie-Sektor konzentrieren.

swissinfo und Agenturen

«Avenir Suisse» wurde 1999 von 14 grossen, multinationalen Unternehmen gegründet – mit dem Beispiel der angelsächsischen Think Tanks vor Augen.

Der Think Tank sieht sich als Verteidiger der freien Marktwirtschaft.

Seine Analysen basiert «Avenir Suisse» auf Mandaten an wissenschaftlich arbeitenden Experten im In- und Ausland.

Daten zur Region Genfersee:
Bevölkerung: 1,8 Millionen
Fläche: 8900 km2
Anzahl Gemeinden: 810

Schweizer Kantone:
Genf, Waadt sowie Teile des Wallis› und Freiburgs

Französische Departemente:
Hochsavoyen, Ain

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