«Geothermie-Erdbeben» der Stärke 3,1 in Basel
In Basel hat die Erde am Samstagmorgen erneut gebebt: Der Schweizerische Erdbebendienst (SED) registrierte um 8.19 Uhr einen Stoss der Stärke 3,1 auf der Richterskala.
Das Epizentrum lag in unmittelbarer Nähe zum Bohrloch des Geothermie-Projektes, das bereits Anfang Dezember ein Erdbeben der Stärke 3,4 hervorgerufen hatte.
Gemäss einer Mitteilung des Schweizerischen Erdbebendienstes (SED) handle es sich nach jetzigem Wissensstand um eine Folge einer dort im Dezember durchgeführten Hochdruck-Wasser-Einpressung.
Diese sollte Granitgestein in 5000 Metern Tiefe «zerklüften», also durchgängig machen. Wasser soll später zur Wärme- und Energiegewinnung hindurchgeleitet werden.
Das Beben dürfte laut SED in der Nähe des Epizentrums deutlich verspürt worden sein. Auch in Wohnquartieren auf der anderen Seite des Rheins war es deutlich wahrnehmbar.
Keine Schäden
Gemäss einer Mitteilung der projektverantwortlichen Geopower Basel AG wurde das Beben teils auch als «Knallgeräusch» wahrgenommen.
Polizei und Feuerwehr zählten in Basel rund 40 Anrufe; verletzt wurde niemand. Auch in Lörrach und Weil (D) erhielt die Polizei Anrufe.
Der SED erwartet bei dieser Stärke keine Schäden. Geopower bittet allfällige Geschädigte, sich zu melden. Nach dem deutlichen Stoss vom 8. Dezember waren rund 450 Schadenmeldungen eingegangen.
Projekt sistiert
Damals erschreckte ein vom Geothermie-Pilotprojekt ausgelöstes Beben der Stärke 3,4 viele Menschen in Basel und Umgebung. Nach Dutzenden schwächeren war jenes das erste klar spürbare Beben gewesen.
Projektleitung und Behörden wurden in der Folge breit kritisiert; das Erdwärme-Projekt wurde vorläufig gestoppt.
Projektleitung überrascht
Für Projektleiter Markus Häring kam der neue spürbare Erdstoss vom Samstag überraschend.
Der Wasserdruck war nach dem Projektstopp auf natürliches Niveau reduziert worden.
Man habe mit dem Abklingen der Bewegungen gerechnet, weitere Stösse aber nie ausgeschlossen. Die Konsequenzen seien nun noch offen.
Mögliche Erklärungen nannte ein SED-Sprecher gegenüber Radio DRS: Viel eingepumptes Wasser sei noch in dem Tiefengestein verblieben, und mit der Einpressung habe man eben das bisherige Spannungsfeld darin gestört.
Keine neuen Massnahmen
Bereits eine Woche nach dem Erdstoss vom 8. Dezember war Basel von einem Nachbeben der Stärke 2,5 erschüttert worden – auch jenes eine Spätfolge des Geothermie-Projekts.
Weitere, schwache Nachbeben seien nicht ganz auszuschliessen, hiess es auch damals. Tatsächlich folgten seither noch acht Beben unter der Wahrnehmungsschwelle.
Jenes vom Samstag indes war wieder deutlich spürbar – etwa wie wenn in einer Nachbarwohnung ein Kasten umfällt. Was das bedeutet und ob in Zukunft weitere spürbare Beben zu erwarten sind, konnte Häring nicht sagen: Man müsse zuerst die neuen Daten evaluieren.
Entscheid Ende Januar
Die baselstädtische Regierungspräsidentin Barbara Schneider und Hanspeter Gass, Chef des Sicherheitsdepartements, trafen sich am Samstag mit Projektverantwortlichen zu einer Lageanalyse.
Neue Massnahmen wurden keine beschlossen. Die Basler Regierung wird voraussichtlich Ende Januar über die Zukunft des Pionier-Projekts entscheiden.
swissinfo und Agenturen
Erdwärme nennt man Geothermie. Diese Wärme stammt hauptsächlich aus der natürlichen Radioaktivität des Gesteins der Erdkruste.
Geothermische Energie ist die einzige erneuerbare Energiequelle, die ständig genutzt werden kann, ohne dass Lagerungskosten anfallen.
Mit Sonden lässt sich die nähere Erdwärme zu Heizzwecken nutzen.
Erst die Erschliessung tieferer Schichten ermöglicht dann auch Strom-Erzeugung (über ein künstlich geschaffenes geothermisches Reservoir).
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