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Gesundheitskosten: Der Preis der Überalterung

Senioren und Löhne in der Branche treiben Gesundheitskosetn in die Höhe. Keystone

Weder Ärztedichte noch Medikamenten-Ausgaben sind die Hauptursachen für die Zunahme der Gesundheits-Ausgaben, sondern die gesellschaftliche Entwicklung.

Gemäss einer KOF-Studie werden die Gesundheitskosten weiter wachsen. Sparpotenzial sei aber vorhanden.

Über einen kurzen Zeitraum gesehen könne die Anzahl der Ärzte in einem Gebiet zwar die Gesundheitskosten steigern, sagte Bernd Schips, Leiter der Konjunktur-Forschungsstelle (KOF) der ETH Zürich, am Dienstag vor den Medien in Bern. Längerfristig bestehe kein Zusammenhang mit der zeitlichen Kostenentwicklung.

Schips zweifelt deshalb, ob der vom Bundesrat 2002 verhängte Zulassungsstopp für Ärzte sinnvoll war. Auf die Kostenspirale im Gesundheitswesen habe diese Massnahme keinen Einfluss, sagte Schips.

Die KOF-Studie wurde unterstützt durch ein Stipendium des Pharmaunternehmens Merck Sharp & Dohme-Chibret AG (MSD).

Kosten der Medikamente

Auch in den Medikamenten sieht Schips keinen «eigentlichen Kostentreiber». Seit 1997 würden die Ausgaben für Medikamente nämlich nicht stärker ansteigen als die gesamten Gesundheitskosten, sagte er. Ihr Anteil an den Gesamtkosten stagniere bei 10,3%.

Allerdings präsentierte Schips auch Zahlen zum Kostenanstieg aufgeschlüsselt nach Leistungen im Gesundheitswesen seit 1995. Daraus ist zu entnehmen, dass die Kosten der «Gesundheitsgüter», wozu vor allem Medikamente zählen, seit 1995 insgesamt stärker anstiegen als alle anderen Gesundheitsleistungen – ab 1997 bleiben sie im Durchschnitt.

Drei Hauptursachen

Der Studie zufolge machen drei Faktoren einen wesentlichen Anteil am Kostenwachstum im Schweizer Gesundheitswesen aus: Das Lohnwachstum in der ganzen Gesundheitsbranche, das Wachstum der Bevölkerung über 75 Jahren und die steigende Frauenerwerbsquote.

Wie Jochen Hartwig von der KOF gegenüber swissinfo sagte, hat die in den letzten Jahren stark angestiegene Erwerbsquote der Frauen dazu geführt, dass nun weniger Frauen zu Hause «in Gratisarbeit» Kinder oder Verwandte pflegen. Dafür werde jetzt vermehrt Personal eingestellt.

Auf der Leistungsseite besonders stark gestiegen sind laut der Analyse die Kosten für ambulante Behandlungen in Spitälern. Gesunken sei hingegen die mittlere Aufenthaltsdauer im Spital von über einem Monat im Jahr 1960 auf mittlerweile 12,7 Tage.

Trotzdem macht die Studie gerade hier Sparpotenzial aus: Ein Vergleich mit Deutschland, Österreich und Schweden zeige, dass die Schweizer Spitäler im Vergleich ineffizienter arbeiten: Die mittlere Aufenthaltsdauer liegt um etwa einen Tag höher als in Deutschland und gar vier Tage höher als in Schweden.

11% des Bruttoinlandproduktes

2001 wurden in der Schweiz rund 50 Milliarden Franken für Leistungen des Gesundheitssystems ausgegeben. 1985 verschlang es noch knapp 8% des nominalen Bruttoinlandproduktes (BIP). 2001 waren es 10,9% und 2002 11,2%.

Für die Jahre 2003 bis 2006 sagt die KOF-Studie ein jährliches Ausgabenwachstum zwischen 3,5 und 4,1% voraus.

Möglichkeiten zur Kostensenkung

Schips betonte, dass es in verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens Möglichkeiten gebe, die Kosten zu senken, ohne die Qualität zu verschlechtern. Die KOF beabsichtige in einem zweiten Schritt der Analyse, solche konkreten Massnahmen vorzuschlagen.

Allerdings sei schon die Ermittlung der genauen Ursachen für den Kostenanstieg ein schwieriges Unterfangen. Denn die Datenlage in der Schweiz sei im internationalen Vergleich schlecht. Schips forderte deshalb, dass alle Beteiligten im Gesundheitswesen helfen sollten, die Datenlücken zu schliessen.

swissinfo und Agenturen

Gesundheitsausgaben 1985: knapp 8% des BIP

Gesundheitsausgaben 2001: 10,9% des BIP (rund 50 Mrd. Fr.)

Gesundheitsausgaben 2002: 11,2% des BIP

Prognose für 2003 bis 2006: jährliches Ausgabenwachstum zwischen 3,5 und 4,1%

Lohnentwicklung in der ganzen Branche und Alterung der Gesellschaft haben in den letzten Jahren die Gesundheitskosten in die Höhe getrieben. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH Zürich.

Keinen Einfluss habe die Ärztedichte. KOF-Leiter Bernd Schips zweifelt deshalb, ob der vom Bundesrat im Jahr 2002 verhängte Zulassungsstopp für Ärzte sinnvoll war. Auf die Kostenspirale im Gesundheitswesen habe diese Massnahme keinen Einfluss, sagte Schips.

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